# taz.de -- Kongo-Brazzaville wirft Ausländer raus: „Barbarische“ Deportationen
       
       > An die 60.000 Menschen wurden bislang aus Brazzaville über den Fluss nach
       > Kinshasa deportiert. Viele campieren seitdem mittellos unter freiem
       > Himmel.
       
 (IMG) Bild: 29. April 2014: Eine Fähre mit Deportierten aus Brazzaville überquert den Kongo-Fluss nach Kinshasa.
       
       BERLIN taz | Die andauernden Massendeportationen mutmaßlicher illegaler
       Migranten aus Kongo-Brazzaville über den Kongo-Fluss in die Hauptstadt
       ihres Heimatlandes Demokratische Republik Kongo, Kinshasa, sorgen zunehmend
       für Probleme. 59.222 Ankömmlinge wurden bis zum 1. Mai registriert, 40
       Prozent davon Kinder, sagte der Innenminister der Demokratischen Republik
       Kongo, Richard Muyej, am Freitag in einer Pressekonferenz in Kinshasa –
       Anfang der Woche waren es erst 36.000 gewesen.
       
       Zunehmend ergreifen Bürger Kinshasas auch von selbst die Flucht aus
       Brazzaville, bevor sie verhaftet und auf die Fähre über den Kongo gesetzt
       werden, heißt es in Berichten. Amtlichen Schätzungen zufolge leben in
       Kongo-Brazzaville 400.000 Staatsbürger des viel größeren Nachbarlandes –
       ein Zehntel der Bevölkerung.
       
       Viele der Deportierten werden am Hafen von Kinshasa von den Behörden in ein
       Sportstadion gebracht, wo sie unter freiem Himmel schlafen und kaum
       versorgt werden. Es wurden zwar von der Stadtverwaltung Toiletten
       installiert, aber sie sind gebührenpflichtig und so warten die meist
       komplett mittellosen Deportierten, bis sie sich nachts hinausschleichen und
       die Straßengräben vollmachen können, kritisieren Zeitungen in Kinshasa.
       
       Kirchliche Organisationen haben begonnen, Lebensmittel und Trinkwasser zu
       verteilen, aber die Situation bleibt aufgrund der Hitze, tropischer
       Regenfälle und immer neuer Ankünfte „extrem schwierig“, schreibt die
       oppositionsnahe Tageszeitung Le Phare. Das Rote Kreuz hat zwar Zelte
       aufgestellt, aber es sind viel zu wenige.
       
       ## Schlafplatz nur gegen Geld
       
       Der UN-finanzierte Radiosender „Radio Okapi“ berichtet, selbst
       Zeltschlafplätze und Decken gebe es im Stadion inzwischen nur gegen Geld.
       Cécille Kutenalu, Ärztin in einer von den Behörden eingerichteten mobilen
       Klinik, berichtete am Wochenende von „Traumatisierung, Malaria und
       Anfällen“ bei Kindern und Neuankömmlingen mit entzündeten Wunden.
       
       In Brazzaville werden die Massendeportationen als notwendige Schutzmaßnahme
       gegen den Zustrom flüchtiger Kleinkrimineller aus Kinshasa dargestellt –
       Kinshasas Behörden führen seit einem halben Jahr in den Slums regelmäßige
       von Übergriffen begleitete Razzien gegen Straßengangs durch. Deren
       Mitglieder sollen sich über den Fluss nach Brazzaville verzogen haben.
       
       Aber Le Phare führt auf, was jetzt in Kinshasa an Deportierten ankommt:
       „Schwangere Frauen oder Mütter mit Babies, Bürokraten, Elektriker,
       Schneider, Bauern, Handwerker, Maurer, Fahrer, Tischler, Ziegelmacher,
       Händler, Besitzer von Bäckereien oder Garagen“. Es seien „zu viele, um sie
       zu versorgen“.
       
       Kinshasas führende Menschenrechtsorganisation Stimme der Stimmlosen
       erklärte, das berechtigte Vorgehen der Regierung Brazzavilles gegen
       illegale Einwanderung „rechtfertigt nicht die massiven
       Menschenrechtsverletzungen“ wie die „Vergewaltigungen von Frauen und
       Mädchen, Zwangstrennung von Kindern und Eltern und von Frauen von ihren
       Ehemännern“.
       
       Inzwischen fliehen auch Bürger Kongo-Brazzavilles aus Kinshasa in ihre
       Heimat, berichten Medien. Der Brazzaviller Radiosender „Star du Congo“
       berichtete, die Flüchtigen würden mit „zerrissenen Kleidern und Hämatomen
       im Gesicht“ ankommen.
       
       6 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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