# taz.de -- Erforschung der Biodiversität: „Es kann schmerzhaft werden“
       
       > Die UNO will den Zustand der Biodiversität untersuchen. Das
       > wissenschaftliche Gremium soll nach dem Vorbild des Weltklimarats IPCC
       > agieren.
       
 (IMG) Bild: Vermutlich war er das letzte Exemplar von „Chelonoidis nigra abingdonii“: Riesenschildkröte „Lonesome George“ starb 2012 auf den Galapagosinseln
       
       BERLIN taz | Welche Tier- und Pflanzenarten sterben gerade aus und warum?
       Wie viel Geld ist die Dienstleistung wert, die Bienen beim Bestäuben von
       Pflanzen erbringen? Welche einwandernden Arten sind gefährlich für ein
       Ökosystem? Was ist ein Stück Regenwald wert, das nicht für eine Rinderweide
       gerodet wird?
       
       Diese und andere zentrale Fragen zu Artenvielfalt und
       „Ökosystem-Dienstleistungen“ wird ein globales wissenschaftliches Gremium
       in den kommenden Jahren beantworten. Am Samstag verabschiedeten 123 Staaten
       der Biodiversitätskonvention (CBD) bei ihrer dritten Tagung in Bonn ein
       detailliertes Arbeitsprogramm für den UN-Weltartenschutzrat IPBES.
       Allerdings fehlen noch etwa 20 Millionen Dollar für seine Finanzierung.
       
       Nach dem Vorbild des Weltklimarats IPCC werden in den nächsten Jahren
       Hunderte von Forschern ausschwärmen, um Informationen aus der Wissenschaft,
       von Umweltgruppen, der Industrie und indigenen Gruppen zusammenzutragen.
       Den Stand der Dinge werden sie in Berichten für die Entscheider in der
       Politik zusammenfassen.
       
       Bis 2018 sollen vier zentrale Themen behandelt werden: die Bestäubung von
       Lebensmitteln, die nachhaltige Nutzung von Natur- und Agrarflächen,
       invasive, also einwandernde Arten und die Restaurierung von zerstörten
       Ökosystemen. Den ersten Bericht zur Bestäubung (wo es auch um das
       Bienensterben gehen soll) wollen die Experten bereits im nächsten Jahr
       vorlegen.
       
       ## Die Probleme kommen erst noch
       
       Diese Themen werden in verschiedenen Regionen durchleuchtet: Für Afrika,
       Asien, Europa und Lateinamerika sollen bis 2017 eigene Berichte erstellt
       werden. Den Abschluss bildet dann 2019 ein umfassender Bericht über den
       Zustand der globalen biologischen Vielfalt. „Wir haben ein enormes
       Arbeitspensum vor uns“, sagte Nicola Breier von der deutschen Delegation.
       Die Atmosphäre des Treffens in Bonn sei „sehr konstruktiv“.
       
       Das könnte sich bald ändern. Experten erwarten, dass ähnlich wie beim
       Klimarat IPCC die Probleme beginnen, wenn die Staaten Dokumente absegnen
       müssen, die ihre wirtschaftlichen Interessen berühren. „Wenn etwa bestimmte
       Gifte für das Bienensterben verantwortlich sind, wird das die Hersteller
       und ihre Heimatstaaten treffen“, sagt Günter Mitlacher,
       Biodiversitätsexperte beim Umweltverband WWF. Auch wenn der Schutz von
       Wäldern oder von Fischbeständen debattiert wird, „kann das für manche
       Staaten schmerzhaft werden“.
       
       Wie beim IPCC sollen auch beim IPBES die Schlussberichte Wort für Wort mit
       den Regierungsdelegationen abgestimmt werden. „Da wird sich dann erweisen,
       wie unabhängig die Wissenschaft bleibt“, meint Mitlacher.
       
       18 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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