# taz.de -- Bedrohte Biodiversität: Die Vielfalt des Lebens schwindet
       
       > Die UN haben sich das Ziel gesetzt, den Verlust von Arten aufzuhalten.
       > Doch ein Bericht zeigt: Die Ziele sind bis 2020 kaum zu erreichen.
       
 (IMG) Bild: Die Abholzung der Regenwälder schreitet „alarmierend“ schnell voran.
       
       BERLIN taz | Achim Steiner wählte zu Beginn der zwölften
       Weltbiodiversitätskonferenz drastische Worte: „Wir müssen mehr tun, und
       zwar schnell, um das Gefüge der Natur zu schützen“, warnte der Chef des
       UN-Umweltprogramms am Montag im südkoreanischen Pyeongchang. Elf Tage
       treffen sich dort Unterhändler aus 190 Staaten, um zu beraten, wie die
       Vielfalt des Lebens auf der Erde besser geschützt werden kann. Auch
       Vertreter nichtstaatlicher Organisationen und Forscher nehmen teil.
       
       Die Zwischenbilanz fällt dabei laut einem in Südkorea vorgestellten
       UN-Bericht durchwachsen aus. Weltweit seien zwar „ermutigende Schritte“
       unternommen worden, um den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten. Doch die
       Bemühungen seien in Bezug auf die meisten Ziele „nicht ausreichend“. Vor
       allem die Abholzung der Regenwälder schreite „alarmierend“ schnell fort.
       
       Eigentlich hatten die UN-Staaten bereits 2010 in Japan einen Plan
       verabschiedet, nach dem der Verlust der natürlichen Lebensräume bis 2020
       weltweit gestoppt oder die Verlustrate zumindest halbiert werden sollte.
       Dafür sind 20 Ziele mit 56 Unterzielen definiert worden. Bei 15 Unterzielen
       hat sich die Situation verschlechtert. So sind die Umweltverschmutzung, der
       Druck auf die Ökosysteme und das Risiko des Aussterbens von Arten
       gestiegen.
       
       Bei 23 Zielen gibt es zwar Fortschritte, aber zu geringe, um die Ziele bis
       2020 zu erreichen. Für Julia Marton-Lefèvre, Generaldirektorin der
       Weltnaturschutzunion International Union for Conservation of Nature and
       Natural Resources, ist „es klar, dass unser Notruf, den wir 2010 ausgelöst
       hatten, nicht gehört wurde“. So ist nur eines von 20 Zielen erreicht
       worden: Am 12. Oktober tritt das Nagoya-Protokoll in Kraft, das einen
       völkerrechtlichen Rahmen für den Zugang zu genetischen Ressourcen absteckt,
       in dem 50 Länder künftig Daten über ihre genetischen Ressourcen
       austauschen. Zwei weitere Bereiche, für die es Unterziele gibt, entwickeln
       sich gut.
       
       ## Ungleiches Wissen
       
       Mit dem Bericht ist auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema
       biologische Vielfalt untersucht worden. Dabei gibt es von Land zu Land
       große Unterschiede: In Brasilien wissen 96 Prozent der Bevölkerung, was
       Biodiversität bedeutet, in Deutschland 91 Prozent, in den USA sind es nur
       54 Prozent der Befragten.
       
       Bereits vergangene Woche warnte die Naturschutzorganisation WWF vor dem
       Aussterben vieler Arten. Seit 1970 seien viele Tierpopulationen um die
       Hälfte geschrumpft. „Um den Verlust der Arten und Lebensräume zu stoppen,
       ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel erforderlich. Weg von der
       Zerstörung der Natur, hin zum schonenden Umgang mit Wasser, Land, Energie,
       Rohstoffen, Pflanzen und Tieren“, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender Bund
       für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), am Montag. Dafür „muss die
       Bundesregierung ihre Position und ihren Einfluss nutzen“, forderte die
       BUND-Expertin für internationale Biodiversitätspolitik, Nicola Uhde.
       
       6 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jacques Pezet
       
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