# taz.de -- Unwetter in Brasilien: El Niño wütet im Süden Brasiliens
       
       > Der Bundesstaat Rio Grande do Sul hat den Katastrophenzustand ausgerufen.
       > Mehrere Menschen starben durch Hochwasser, zahlreiche werden vermisst.
       
 (IMG) Bild: Eine Siedlung, überschwemmt vom Taquari River in Rio Grande do Sul, 1. Mai 2024
       
       Rio de Janeiro afp | Bei schweren Überschwemmungen im Süden Brasiliens sind
       bereits mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. 21 weitere Menschen
       würden noch vermisst, teilten die Behörden im betroffenen Bundesstaat Rio
       Grande do Sul am Donnerstag mit. Etwa 5.200 Menschen aus mehr als 130 Orten
       mussten ihre Häuser verlassen. Der Gouverneur von Rio Grande do Sul,
       Eduardo Leite, sprach bei einer Pressekonferenz von der „schlimmsten
       Katastrophe in der Geschichte unseres Bundesstaates“.
       
       Die Suche nach den Vermissten werde intensiv fortgesetzt, erklärte Leite am
       Mittwoch im Onlinedienst X. „Leider werden neue Regenfälle vorhergesagt“,
       fügte der Gouverneur hinzu. Die schlechten Wetterbedingungen behinderten
       auch die Rettungseinsätze.
       
       Wegen des Hochwassers wurde für Rio Grande do Sul der Katastrophenzustand
       ausgerufen. Bis auf Weiteres findet in den Schulen des Bundesstaates kein
       Präsenzunterricht mehr statt.
       
       Der brasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva kündigte für
       Donnerstag einen Besuch im Katastrophengebiet an. Zuvor hatte er bereits
       Bundeshilfen für die Katastrophenbewältigung zugesagt und hervorgehoben,
       dass das Hochwasser eine Folge des Klimawandels sei.
       
       ## Alles verloren, was besessen wurde
       
       Nach Erdrutschen und dem Einsturz von Brücken infolge der Überschwemmungen
       waren mehrere Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten. Viele Menschen
       in den Hochwassergebieten warteten auf Hausdächern auf ihre Rettung. Nach
       Angaben der örtlichen Behörden waren insgesamt mehr als 44.600 Menschen von
       den Überschwemmungen und ihren Folgen betroffen, mehr als 5200 Menschen
       mussten ihre Häuser verlassen.
       
       „Wir haben alles, alles verloren, das ganze Essen, alles, was im Haus war“,
       sagte Adriana Salete aus der Stadt Santa Cruz örtlichen Medien. Die
       Behörden riefen dazu auf, Gebiete entlang von Fernstraßen zu meiden, da
       dort die Gefahr von Erdrutschen bestehe. Auch sollten Anwohner von Flüssen
       sowie Bewohner von Hügeln wegen der Gefahr von Überschwemmungen und
       Erdrutschen ihre Häuser verlassen.
       
       Wie Video-Reporter von AFP berichteten, verließen Einwohner der
       überschwemmten Kleinstadt Encantado ihren Heimatort zu Fuß oder per
       Motorrad über beschädigte und verschlammte Straßen. In der etwa 100
       Kilometer entfernten Stadt Sinimbu verwandelten sich die Straßen in Flüsse.
       Der Ort, in dem etwa 10.000 Menschen leben, gleiche einem „Kriegsgebiet“
       und sei „vollkommen zerstört“, erklärte Bürgermeisterin Sandra Backes. Es
       gebe kein Internet, kein Strom und keine Trinkwasserversorgung.
       
       Im gesamten Bundesstaat Rio Grande do Sul waren nach Angaben der Behörden
       zehntausende Menschen [1][von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten],
       hunderttausende Einwohner hatten keinen Strom. In mehr als 60 Ortschaften
       waren die Telefon- und Internet-Verbindungen unterbrochen.
       
       Die Rettungskräfte konzentrierten ihre Suche auf Menschen, die vor den
       Fluten auf die Dächer ihrer Häuser geflüchtet waren. Gouverneur Leite
       forderte von der Bundesregierung Unterstützung für Luftrettungseinsätze. In
       den besonders abgelegenen Regionen war das Militär auf der Suche nach
       Vermissten im Einsatz.
       
       Brasilien hat in den vergangenen Monaten [2][immer wieder unter
       Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Starkregen gelitten.] Experten
       zufolge führt die Erderwärmung dazu, dass solche Ereignisse häufiger und
       intensiver auftreten. Derzeit werden die Wetterextreme jedoch auch durch
       das Klimaphänomen El Niño verstärkt.
       
       3 May 2024
       
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