# taz.de -- Fall Claas Relotius: Offenbar zu Spenden aufgerufen
       
       > Nach dem Skandal um Fälschungen des Ex-„Spiegel“-Mannes berichtet das
       > Magazin, Relotius habe Leser zu Spenden auf sein Privatkonto aufgerufen.
       
 (IMG) Bild: Schwer getroffen von dem Fälschungsfall Claas Relotius: der Spiegel-Verlag und seine Publikationen
       
       Hamburg afp | Der [1][zahlreicher Fälschungen überführte Spiegel-Journalist
       Claas Relotius] soll Leser zu Spenden auf sein Privatkonto aufgerufen
       haben. Dies schilderten mehrere Leser dem Spiegel, wie das Magazin am
       Samstagabend [2][berichtete]. Demnach habe Relotius von einem privaten
       E-Mail-Konto aus Spendenaufrufe verschickt, um angeblich Waisenkindern in
       der Türkei zu helfen. Das Geld sollte auf sein privates Bankkonto
       überwiesen werden.
       
       Die Redaktion habe nichts von der Spendenaktion gewusst, erklärte der
       Spiegel. Wie viele Spenden es gab, wie hoch sie waren und was mit dem Geld
       letztlich passierte, sei noch unklar. Der Spiegel werde alle Informationen
       im Rahmen einer Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft übergeben.
       
       Hintergrund der Spendenaktion war dem Magazin zufolge eine Reportage von
       Relotius über syrische Waisenkinder, die in der Türkei auf der Straße
       lebten. Am Wahrheitsgehalt des Textes gibt es den Angaben zufolge
       inzwischen erhebliche Zweifel. Ein Fotograf, der Relotius zeitweise bei der
       Recherche begleitete, wies demnach auf mehrere Unstimmigkeiten hin. Eines
       der beiden Kinder – laut Relotius' Text handelte es sich um ein
       Geschwisterpaar – sei womöglich eine komplette Erfindung.
       
       In einem Reporter-Sammelband berichtete Relotius selbst laut Spiegel
       kürzlich über den Beginn der Spendenaktion. Der Journalist erzählte
       demnach, wie er es in monatelangem Bemühen geschafft habe, die beiden
       Waisenkinder zu einer Familie in Niedersachsen zu bringen, welche die
       Kinder adoptiert habe. Jedoch sei auch dies offenbar eine Erfindung,
       erklärte der Spiegel. Relotius selbst sei derzeit nicht für aktuelle
       Stellungnahmen zu erreichen.
       
       Der Spiegel hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass der 33-jährige
       preisgekrönte Redakteur Reportagen ganz oder teilweise systematisch
       gefälscht hatte. Er habe dabei Charaktere, Zitate und Begebenheiten
       erfunden oder die Biografien von realen Protagonisten verfälscht. Relotius
       schrieb für den Verlag seit 2011 knapp 60 Texte und arbeitete auch für
       andere Medien. Der Spiegel kündigte eine umfassende Aufarbeitung an.
       
       Unterdessen berichtet [3][Zeit Online], dass beim Spiegel bereits im Jahr
       2017 Unstimmigkeiten bei einem Text von Claas Relotius aufgefallen sein
       sollen. Allerdings hätten Hinweise darauf keine unmittelbaren Folgen
       gehabt.
       
       23 Dec 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Faelschungsskandal-beim-Spiegel/!5560301
 (DIR) [2] http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fall-claas-relotius-reporter-taeuschte-leser-offenbar-mit-spendenaufruf-a-1245226.html
 (DIR) [3] https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-12/claas-relotius-spiegel-journalist-reportrage-betrug-verdacht-wiedersprueche
       
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