# taz.de -- CDU und Kirche: Wie die CDU sich vom C entfremdet
       
       > Die Entfremdung zwischen Unionsparteien und den großen Kirchen dauert
       > schon eine Weile an. Aber jetzt ist ein neuer Punkt erreicht.
       
 (IMG) Bild: Kleine Rebellen: Anne Gidion und Karl Jüsten
       
       taz Berlin | Nur noch das Protokoll stimmte, als die Delegierten der Union
       vor ihrem Kurz-Parteitag zum ökumenischen Gottesdienst [1][in der
       Grunewaldkirche erschienen]. Der Beziehungsstatus zwischen den großen
       Kirchen und den Unionsparteien ist gerade mächtig kompliziert. „Überrascht
       nicht, interessiert nicht“ – so versuchte CDU-Vorstandsmitglied Steffen
       Bilger die Kritik von Kirchengremien an Merz’ AfD-Flirt vergangene Woche
       abzutun. Aber so einfach ist es dann doch nicht.
       
       Man konnte sich schon länger fragen, wie viel C bei der Union noch übrig
       ist, und wie die christlichen Stammwähler*innen es eigentlich finden,
       dass Merz von Nächstenliebe anscheinend nicht so viel hält. Aber es
       passierte nicht viel. Bis die Berliner Vertreter der Evangelischen Kirche
       in Deutschland und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Anne
       Gidion und Karl Jüsten, zu einem kleinen Akt der Rebellion ansetzten.
       
       Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz nahm ihre Warnung vor Abstimmungen mit der
       AfD in seine Rede vor dem Bundestagsplenum auf. Die Bischofskonferenz
       beeilte sich, [2][klarzustellen, dass sie mit der Aktion nichts zu tun
       habe]. Aber da war es schon zu spät. „Die Kirchen kritisieren die Union“ –
       dieses Narrativ war in der Welt.
       
       Seitdem gibt es Stress. Ex-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer etwa
       beendete ihre Mitarbeit beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken, weil
       sie mit der Kritik am Migrationskurs der Union nicht einverstanden sei.
       Eine Verständigung sei laut Komitee nicht möglich gewesen. Die
       Laienorganisation der katholischen Kirche hatte Merz’ Vorstoß zum
       „Zustrombegrenzungsgesetz“ scharf kritisiert.
       
       „Die Zerwürfnisse, die wir in den letzten Tagen beobachtet haben, sind der
       Ausdrucke einer schon lange währenden Entfremdung“, sagt Zeithistoriker
       Thomas Großbölting. In den Kirchen seien die Stimmen seit den 80er Jahren
       pluraler geworden. In der CDU wiederum [3][habe man den C-Kern immer
       stärker hinter sich gelassen] – zuletzt etwa bei der Diskussion, ob das C
       im Namen nicht gänzlich abgeschafft werden solle. „Auch die christlichen
       Arbeitnehmerausschüsse haben in der Union an Einfluss verloren“, sagt
       Großbölting.
       
       Während Kirchenmitglieder sich in der Flüchtlingshilfe engagieren und wohl
       eher der Merkel-CDU nahestehen, rücken die Unionsparteien weiter nach
       rechts. Im Parteitags-Gottesdienst fiel die Kritik an der Union dafür recht
       sanft aus. Die Botschaft dürfte trotzdem angekommen sein.
       
       4 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Blitz-Parteitag-der-CDU/!6064901
 (DIR) [2] https://de.catholicnewsagency.com/index.php/news/18549/deutsche-bischofe-distanzieren-sich-von-eingriff-in-wahlkampf-durch-katholisches-buro
 (DIR) [3] /Gotteshaeuser-kritisieren-Asyldebatte/!6065889
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Franziska Schindler
       
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