# taz.de -- Brexit-Spitzengespräche: Endlos-Serie der Missverständnisse
       
       > Die EU versteht wieder mal nichts. Fakt ist aber, dass die gemeinsamen
       > Interessen überwiegen, auch weltpolitisch. Nun ist Weitsicht und Größe
       > gefragt.
       
 (IMG) Bild: Boris Johnson, der Brexit und die Deals: eine Endlos-Show mit Endlos-Missverständnissen
       
       Die Endlos-Show namens Brexit ist eine Endlos-Serie von Missverständnissen.
       Erst verstand die EU nicht, [1][warum die Briten für den Austritt gestimmt
       hatten]. Dann verstand sie nicht, warum die britische Regierung dieses
       Votum umsetzen wollte, statt es zu ignorieren. Und nun, da Großbritannien
       [2][seit dem 31. Januar nach jahrelangen Verhandlungen mit einem Abkommen
       aus der EU geschieden ist], malen europäische Kommentatoren wieder das
       Gespenst von einem „No Deal“ an die Wand, ganz so, als gebe es gar kein
       Austrittsabkommen.
       
       Hintergrund ist die Weigerung der britischen Seite, die Übergangsfrist zu
       verlängern, in der Großbritannien bis Ende dieses Jahres nicht mehr
       EU-Mitglied ist, aber an alle EU-Beschlüsse gebunden bleibt und weiter in
       den [3][EU-Haushalt] einzahlt, aktuell als zweitgrößter Nettozahler. Warum
       London diese Zeit möglichst kurz halten will und Brüssel möglichst lang,
       liegt auf der Hand. Dass man in Brüssel immer noch hartnäckig an eine
       Verlängerung glaubte, selbst als London die Dauer der Übergangszeit ins
       Gesetz zur Inkraftsetzung des Brexit-Abkommens schrieb, gehört zu den
       vielen Mysterien des Brexits.
       
       In Brüssel behauptet man nun: Die Verweigerung der Verlängerung bedeutet,
       dass London einen No-Deal-Brexit will. Ganz abgesehen davon, dass es den
       Brexit-Deal längst gibt und es jetzt nur noch um die Frage eines Abkommens
       über die zukünftigen Beziehungen geht, verhält es sich tatsächlich genau
       umgekehrt: London will den Deal und setzt daher eine klare Frist. Denn nur
       diese erzeugt einen Druck, sich zu einigen. Mit diesem Vorgehen setzte
       Boris Johnson 2019 dem endlosen Hin und Her über den Brexit ein Ende, und
       genauso will er 2020 ein erneutes endloses Hin und Her vermeiden.
       
       Es dürfte so schwer nicht sein, sich zumindest grundsätzlich auf -Netwas zu
       verständigen. Großbritannien braucht den freien Warenverkehr mit dem
       Kontinent. Kontinentaleuropa braucht den freien Zugang zum Finanzplatz
       London. Die gemeinsamen Interessen überwiegen, auch weltpolitisch. Nun ist
       politische Weitsicht und Größe gefragt. Hat jemand welche?
       
       16 Jun 2020
       
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