# taz.de -- Nukleare Sicherheit in der Ukraine: Sorgen um Tschernobyls Reaktor-Schutzhülle
       
       > Im havarierten Atomkraftwerk Tschernobyl ist ukrainischen Angaben zufolge
       > die Reaktor-Schutzhülle im Fall eines russischen Angriffs
       > einsturzgefährdet.
       
 (IMG) Bild: Aktuell weise der Sarkophag im ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl Lecks und Risse auf
       
       Die Situation der nuklearen Sicherheit in der Ukraine, die ungefähr die
       Hälfte ihres Stromes aus seinen Atomkraftwerken bezieht, ist als Folge der
       russischen Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung
       besorgniserregend. Ukrainische Medien berichten über die Befürchtung des
       Direktors des Atomkraftwerkes Tschernobyl, Sergi Tarakanow, die über den
       1986 havarierten Reaktor gebaute Schutzhülle könnte bei einem russischen
       Angriff zerstört werden. Auch dann, wenn eine Rakete nicht direkt auf die
       Schutzhülle niedergehe.
       
       „Ein direkter Einschlag oder auch nur ein nahe gelegener Einschlag, wie
       etwa einer Rakete vom Typ „Iskander“, könnte das Schutzgebäude
       destabilisieren und ein kleines Erdbeben in der Umgebung verursachen“,
       warnte Tarakanov. „Keiner kann garantieren, dass das Schutzgebäude diesem
       Druck standhält. Das ist die größte Gefahr.“
       
       [1][2016 war die Schutzhülle in Betrieb genommen worden.] Aktuell weise der
       Sarkophag Lecks und Risse auf, die durch einen Brand und die Explosion
       einer Drohne verursacht worden waren. Rund 300 kleinere Löcher müssen noch
       verschlossen werden, zitieren ukrainische Medien Tarakanov unter Berufung
       auf dessen Interview mit AFP.
       
       Die ukrainischen Atomkraftwerke, die wegen der russischen Angriffe ihre
       Stromproduktion reduzieren müssen, können voraussichtlich erst in einer
       Woche wieder ihre volle Kapazität erreichen, so der Energieexperte Hennadiy
       Ryabtsev gegenüber der Nachrichtenagentur UNIAN.
       
       Die AKW in Chmelnyzkyj und Riwne haben seit Dienstag ihre Leistung
       reduziert, nachdem militärische Aktivitäten die Energieinfrastruktur
       beeinträchtigt hatten, zitiert das Portal der Internationalen
       Atomenergieorganisation (IAEO) ihren Chef Rafael Mariano Grossi. So seien
       Umspannwerke, die eine zuverlässige Stromübertragung gewährleisten,
       beschädigt worden. Eine zuverlässige Stromübertragung ist notwendig für
       eine zuverlässige Versorgung der Sicherheitssysteme und die Kühlung der
       Reaktoren.
       
       ## Weitere Angriffe
       
       Auch die ukrainische Öl- und Gasinfrastruktur leidet unter den russischen
       Angriffen. In der Folge wurden Anlagen beschädigt und abgeschaltet, teilt
       der staatliche Energiekonzern Naftogaz mit. In den vergangenen zwei Tagen
       seien fast 100 Drohnen auf Anlagen von Ukrnafta eingesetzt worden.
       
       Nach Angaben der ukrainischen „New Voice“ wurde die ostukrainische
       Metropole Charkiw am frühen Mittwoch angegriffen. In der Folge dieser
       russischen Angriffe musste die U-Bahn ihren Betrieb vorübergehend
       einstellen. Ein Mensch kam bei diesen Angriffen ums Leben, elf weitere
       wurden verletzt.
       
       Auch die Ukraine griff in der Nacht Russland mit Drohnen an. Betroffen
       waren Moskau und die südlich davon gelegene ⁠Region Tula. Aus
       Sicherheitsgründen mussten zwei der vier Moskauer Flughäfen vorübergehend
       ihren Betrieb einschränken.
       
       24 Dec 2025
       
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