# taz.de -- Französische Telefondiplomatie: Macron will wieder mit Putin sprechen
       
       > Frankreichs Präsident Emmanuel Macron möchte mit Russlands Staatschef
       > Wladimir Putin telefonieren. Derlei Versuche waren zuvor nicht gerade
       > erfolgreich.
       
 (IMG) Bild: „Stark sein, um respektiert zu werden“, will Frankreichs Präsident Macron. Hier in Brüssel am 19. Dezember
       
       Wladimir Putins Sprecher Dimitri Peskow teilte am Samstag mit, der
       russische Präsident sei bereit, mit Emmanuel Macron zu reden. Den Anstoß
       dazu hatte der französische Präsident am Freitag [1][beim EU-Gipfel in
       Brüssel] gegeben. Nachdem nämlich US-Präsident Donald Trump den Dialog mit
       dem Kreml-Chef [2][in Gang gebracht habe], sei es (wieder) „nützlich, mit
       Wladimir Putin zu reden“, hatte Macron den EU-Partnern erklärt.
       
       Anders als für andere EU-Spitzenpolitiker ist der russische Kriegstreiber
       für Macron keine Unperson mehr, weil ja auch die Amerikaner kein Problem
       damit haben, mit Russland zu verhandeln. „Ich denke, dass wir Europäer und
       (auch die) Ukrainer alles Interesse haben, einen Rahmen zu finden, um diese
       Diskussion (mit Putin) in aller Form einzuleiten. Sonst diskutieren wir
       unter uns mit Unterhändlern, die dann alleine mit den Russen diskutieren,
       und das ist nicht optimal“, führte Macron aus.
       
       Macron befürchtet, dass sonst letztlich zwischen Moskau und Washington
       unter Ausschluss der Europäer über das Schicksal der Ukraine verhandelt und
       entschieden werden könnte. Was nicht nur eine Demütigung für die EU wäre,
       sondern erst recht eine persönliche Blamage für den außenpolitisch
       ehrgeizigen französischen Staatspräsidenten.
       
       Er verweist gern darauf, dass Frankreich als glaubwürdige Atommacht ein
       ständiges Mitglied des UNO-Sicherheitsrats ist. Und da es der EU bisher
       kaum wirklich gelungen ist, als eigenständige Akteurin in der Weltpolitik
       ernst genommen zu werden, glaubt Macron, dass Europa unter seiner Führung
       in der Diplomatie gleichberechtigt bei den Großen der Welt mitspielen kann
       und muss. In Europa eine Führungs- oder gar Vormachtrolle spielen zu
       wollen, gehört zu Frankreichs Selbstverständnis und Tradition.
       
       ## Telefondiplomatie zuvor erfolglos
       
       Es ist noch nicht vergessen, wie Macron mit seiner eifrigen
       Telefondiplomatie bis kurz vor der russischen Invasion in der Ukraine am
       22. Februar 2022 versucht hatte, Putin von seiner Aggression abzuhalten.
       Zweifellos war es legitim, alle diplomatischen Hebel in Bewegung zu setzen,
       um den Ausbruch eines Kriegs zu verhindern. Rückblickend lässt sich jedoch
       konstatieren, dass Macron von Putin an der Nase herumgeführt wurde.
       
       Nichts illustriert dies besser als das historische Foto vom letzten Treffen
       der beiden Staatschefs im Kreml am 7. Februar 2022: Putin und Macron saßen
       sich an einem [3][grotesk langen weißen Tisch] so weit voneinander entfernt
       gegenüber, dass eine Konversation in normaler Lautstärke wohl kaum möglich
       war. Seitdem haben die beiden nach offiziellen Angaben nur einmal, am 1.
       Juli 2025, am Telefon über die Ukraine und die atomare Aufrüstung im Iran
       diskutiert.
       
       Macron hat zu Trumps Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs in der
       Ukraine mehrfach klar gesagt, dass es im Interesse der europäischen
       Sicherheit ausgeschlossen sei, die russischen Bedingungen anzunehmen, weil
       diese quasi einer ukrainischen Kapitulation gleichkämen. Vor allem aber
       will er, dass nicht über den Kopf von Europa hinweg verhandelt wird. Selbst
       das nun erfolgte kleine Signal einer eventuellen Gesprächsbereitschaft
       seitens Russland wollte Macron am Wochenende gleich als Einladung zu
       Diskussionen willkommen heißen.
       
       Ganz so naiv, wie man dies interpretieren könnte, ist der französische
       Staatspräsident aber doch nicht. Ebenfalls am vergangenen Wochenende
       kündigte Macron bei einem Besuch der Streitkräfte auf dem französischen
       Stützpunkt im Emirat Abu Dhabi die Konstruktion eines riesigen [4][zweiten
       Flugzeugträgers] bis 2038 an. Zum französischen Aufrüstungsprogramm, aber
       auch zu seiner Außenpolitik erklärte er: „Nur wer stark ist, wird
       respektiert.“ Diese unverschlüsselte Botschaft geht wohl, gemeinsam mit der
       Hoffnung auf eine entsprechende Antwort, Richtung Moskau.
       
       22 Dec 2025
       
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