# taz.de -- Linke fordert Kiezkantinen: Comeback der Volxküche
       
       > Die Linke will staatlich finanzierte Kantinen mit günstigem Essen
       > eröffnen, auch als Treffpunkte gegen Einsamkeit, erklärt
       > Spitzenkandidatin Elif Eralp.
       
 (IMG) Bild: Will den öffentlichen Raum zurückerobern: Linken-Spitzenkandidatin Elif Eralp
       
       [1][Die Linken-Bürgermeisterkandidatin Elif Eralp] meldet sich mit einem
       neuen Vorstoß zu Wort: In allen Berliner Bezirken sollen staatlich
       finanzierte „Kiezkantinen“ eingerichtet werden, die günstige Mahlzeiten
       anbieten, um die Bürger*innen angesichts steigender Lebensmittelkosten
       zu entlasten. Auch der zunehmenden Einsamkeit in der Großstadt soll damit
       begegnet werden.
       
       „Jeder fünfte Berliner ist aktuell armutsgefährdet, hat der Sozialbericht
       2025 eben erst festgestellt. Wir glauben also, dass dieser Vorschlag genau
       zur richtigen Zeit kommt“, sagte Elif Eralp am Mittwoch der taz. Es gebe
       zwar schon öffentlich zugängliche Kantinen in verschiedenen Bezirken,
       gerade für ärmere Menschen seien die Preise dort aber meist zu hoch. „Wir
       wollen Kantinen einrichten, in denen sich alle das Essen leisten können –
       Bürgergeldempfänger*innen, von Altersarmut Betroffene, Studenten“, so
       Eralp.
       
       Das Ziel sei zunächst, in jedem Bezirk mindestens eine solche Kantine zu
       eröffnen. Die Preise für die Mahlzeiten sollen bei 3 bis 4 Euro liegen,
       auch auf Barrierefreiheit soll geachtet werden. Die Linken hätten
       berechnet, dass das mit 10 Millionen Euro im Jahr umsetzbar wäre, erklärt
       Eralp.
       
       ## New York als Vorbild
       
       Die Idee ist auch [2][nach dem erfolgreichen Wahlkampf des demokratischen
       Sozialisten Zohran Mamdani in New York City] inspiriert und reiht sich
       somit in die wechselseitige Inspiration linker Kräfte in unterschiedlichen
       Ländern ein, so Eralp.
       
       Seinen Wahlsieg Anfang November feierten die Berliner Linken bereits mit
       dem Leonard-Cohen-Zitat „First we take Manhattan, then we take Berlin“.
       [3][Die Bundes-Linken-Parteichefin Ines Schwerdtner und der Berliner
       Landesvorsitzende Maximilian Schirmer besuchten Ende Oktober New York City,
       um sich durch Treffen mit Wahlkampfhelfer*innen Mamdanis ein Bild von
       der Kampagne zu machen.]
       
       Mamdanis Wahlprogramm beinhaltete den Aufbau von „City-run grocery stores“,
       ein Netzwerk von staatlich subventionierten Supermärkten, verteilt über die
       New Yorker Bezirke. Ein ähnliches Konzept also wie die Kiezkantinen, um der
       Belastung durch die stetig steigenden Lebensmittelpreise entgegenzuwirken.
       
       „Das haben wir uns als Anregung genommen und gesagt: Lasst uns auch was im
       Bereich von Lebensmitteln und Bezahlbarkeit machen“, sagte Eralp im
       Gespräch mit der taz. Mit den Kiezkantinen könne man konkret etwas tun, um
       den Menschen „das Leben zu erleichtern“. An der Höhe des Bürgergeldes etwa
       könne man auf Landesebene schließlich nichts ändern.
       
       ## Kantinen als Treffpunkte
       
       Dabei soll es bei dem Vorhaben aber nicht nur um finanzielle Entlastung
       gehen – mit den Kantinen sollen auch Begegnungsorte entstehen, an denen
       verschiedenste Menschen zusammentreffen können. Hier seien auch kommunale
       Kantinen in Skandinavien ein Vorbild für die Linken. „Sehr viele
       Berliner*innen sagen, sie fühlen sich allein“, so Eralp. Dem müsse
       entgegengewirkt werden: „Es geht auch um Rückeroberung des öffentlichen
       Raums, um Orte gegen die Einsamkeit und für die sozialen Bedürfnisse der
       Menschen schaffen zu können.“
       
       Bevor der Vorschlag der Kiezkantinen in einer möglichen
       Regierungsverantwortung der Linken umgesetzt werden könnte, wolle die
       Partei das Konzept bereits im Wahlkampf erproben, berichtet Eralp.
       Sogenannte Rote Küchen in verschiedenen Bezirken seien bereits in Planung.
       Was die Umsetzbarkeit der Kiezkantinen in einer rot-rot-grünen Koalition
       angeht, hofft Eralp auf Einsicht seitens SPD und Grünen: „Die Probleme der
       Vereinsamung, der Altersarmut und der hohen Lebensmittelpreise sehen SPD
       und Grüne sicherlich auch.“
       
       10 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
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