# taz.de -- Landesmindestlohn in Berlin: Mindestlohn steigt, Reichtum auch
> Berlin erhöht in den nächsten beiden Jahren den Landesmindestlohn
> deutlich. Unterdessen hat sich die Zahl der Einkommensmillionäre
> verdoppelt.
(IMG) Bild: Wer für's Land Berlin arbeitet, bekommt ab 2026 mehr Mindestlohn, nämlich 14,84 Euro
Der Berliner Landesmindestlohn steigt von derzeit 13,69 Euro brutto pro
Stunde ab Anfang nächsten Jahres auf 14,84 und zum 1. Januar 2027 auf 15,58
Euro. Das teilte die Senatorin für Arbeit und Soziales, Cansel Kiziltepe
(SPD), im Anschluss an die Sitzung des schwarz-roten Senats am Dienstag
mit. Der Mindestlohn gilt überall dort, wo das Land Berlin Einfluss auf die
Bezahlung hat, bei Beschäftigten in der Verwaltung, bei landeseigenen
Unternehmen und bei Organisationen, die Geld vom Land erhalten. Für
Beschäftige in der privaten Wirtschaft, die Aufträge des Landes erhalten,
gilt der Vergabemindestlohn – zu den gleichen Konditionen.
Entschieden wurde zudem, dass der Landesmindestlohn künftig an die
Entwicklung des bundesweiten gesetzlichen Mindestlohns gekoppelt wird.
Dieser steigt [1][nach einem Beschluss der Bundesregierung zum 1. Januar
auf 13,90 Euro die Stunde]. Dabei soll gelten, dass der Mindestlohn des
Landes jenen des Bundes um maximal 1,50 Euro übersteigen darf.
Den höheren Landesmindestlohn begründete Kiziltepe damit, dass Berlin
„teuer“ sei, insbesondere beim Wohnen. Anders als bundesweit werden etwa
Nacht- und Sonntagszuschläge nicht auf den Mindestlohn angerechnet. Die
Senatorin begründete den Anstieg damit, „für mehr soziale Gerechtigkeit“
sorgen zu wollen.
Vom Landesmindestlohn, der seit 2014 gesetzlich in Kraft ist, sind etwa
350.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte abhängig, etwa 20 Prozent
aller Beschäftigten. Bei einer Vollzeitstelle erhalten sie nach Schätzungen
derzeit etwa 1.500 bis 1.700 Euro netto im Monat.
## 20 Prozent sind arm
Viele Berliner:innen verdienen allerdings weniger. Laut des ebenfalls
am Dienstag im Senat vorgestellten Berichts zur sozialen Lage der Berliner
Bevölkerung sind etwa 20 Prozent der Berliner:innen von Armut
gefährdet, verdienen also weniger als 60 Prozent des Medians. Bei
Alleinstehenden liegt diese Grenze bei etwa 1.300 Euro nette monatlich.
Laut Kiziltepe gibt der Großteil der Armutsgefährdeten mehr als 40 Prozent
des Einkommens für die Miete aus.
Beschlossen hat der Senat zudem, die Richtwerte für Mietzahlungen von
Sozialleistungsempfänger:innen nicht zu erhöhen, dafür aber die
Grenzwerte für Heiz- und Warmwasserkosten anzupassen. Kiziltepe begründete
dies damit, dass eine Erhöhung der Regelsätze von Vermieter:innen für
Erhöhungen ausgenutzt würden. Wichtiger seien Härtefallregelungen, etwa für
ältere Menschen, Alleinerziehende oder Wohnungslose.
Der Bericht, der im ersten Quartal des nächsten Jahres veröffentlicht
werden soll, hat erstmals auch den Reichtum der Stadt in den Blick genommen
– analog zum bundesweiten Armuts- und Reichtumsbericht. Deutlich dabei
wird, wie sehr die Entwicklungen auseinandergehen. So habe sich die Zahl
der Spitzenverdiener mit mehr als einer Million Euro Jahresgehalt fast
verdoppelt.
9 Dec 2025
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