# taz.de -- Nach dem Putschversuch in Benin: Eine gefährliche Blockkonfrontation in Westafrika
       
       > Nigeria und Elfenbeinküste helfen Benin, den Putschversuch vom Sonntag zu
       > besiegen. Jetzt geht das Putschregime in Burkina Faso auf Konfrontation.
       
 (IMG) Bild: Cotonou am Montag: Das loyale Militär zeigt Präsenz, hier am Universitätsklinikum
       
       Der fehlgeschlagene [1][Putschversuch in Benin] treibt antiwestliche
       Militärregierungen und prowestliche Zivilregierungen in Westafrika an den
       Rand einer bewaffneten Konfrontation. Burkina Faso, wo seit 2022 das
       Militär regiert, zwang am Montag ein Transportflugzeug aus Nigeria zur
       Landung auf dem Flughafen Bobo Dioulasso im Westen des Landes und
       verhaftete die zweiköpfige Crew sowie neun nigerianische Soldaten an Bord
       der Maschine.
       
       Das Flugzeug habe ohne Erlaubnis Burkina Fasos Luftraum überflogen, teilten
       die Behörden zur Begründung mit. Die Allianz der Sahel-Staaten (AES), eine
       von den Militärregierungen in Mali, Niger und Burkina Faso gegründete
       Konföderation, nannte den Überflug einen „unfreundlichen Akt“.
       
       Die Luftabwehr der drei Staaten, so [2][die von Malis Präsident Assimi
       Goïta unterzeichnete Erklärung] weiter, sei angewiesen worden, „jedes
       Flugobjekt zu neutralisieren, das den konföderalen Luftraum verletzt“.
       Diese Formulierung ermächtigt auch einen möglichen Abschuss.
       
       In Benin hatte am Sonntagmorgen eine Gruppe meuternder Soldaten den Sturz
       des gewählten Präsidenten [3][Patrice Talon] verkündet. Wenige Stunden
       später verkündete Benins Regierung die Niederschlagung des Umsturzversuchs.
       Am Sonntagabend flog Nigerias Luftwaffe Angriffe in Cotonou. „Multiple
       Präzisionsschläge“ hätten beninische Militärfahrzeuge auf dem Weg aus
       Cotonou heraus getroffen, hieß es.
       
       ## „Präzise Luftangriffe“ in Cotonou
       
       Am späten Montag veröffentlichte Benins Regierung [4][eine ausführliche
       Schilderung der Ereignisse]. Demnach hätten die Putschisten am frühen
       Sonntagmorgen mehrere hohe Militärangehörige gekidnappt. Bei „schweren
       Kämpfen“ vor der Residenz des Präsidenten seien sie zurückgeschlagen worden
       und hätten sich daraufhin ins Gebäude des Fernsehsenders gerettet, von dem
       aus sie dann ihre Erklärung ausstrahlen ließen. Von dort zogen sie sich in
       ihr Hauptquartier in der Armeebasis Togbin zurück, die in einem
       dichtbesiedelten Gebiet liegt. Mit „präzisen“ Luftangriffen, unterstützt
       von Nigeria, hätten die loyalen Streitkräfte die Basis zurückerobert.
       
       Es gebe „Todesopfer auf beiden Seiten“, erklärte die Regierung. Der
       gekidnappte Armeechef, General Abou Issa, und der ebenfalls gekidnappte
       Chef der Nationalgarde, General Faisou Gomina, wurden erst am Montag in der
       Stadt Tchaourou 350 Kilometer nördlich von Cotonou freigelassen. Dies
       deutet darauf hin, dass die Putschisten nicht komplett besiegt wurden. Ihr
       Anführer Oberst Patrice Tigri, ein ehemaliger UN-Blauhelmsoldat in Mali,
       war am Dienstag weiter auf der Flucht.
       
       Neben Bodentruppen aus Nigeria seien bei den Kämpfen auch Spezialkräfte aus
       der Elfenbeinküste zum Einsatz gekommen, so Benins Regierung. Ob das
       ivorische oder französische Spezialkräfte waren, blieb offen. Frankreichs
       Präsidialamt erklärte am Dienstag, man habe Benins Armee „logistische
       Unterstützung sowie Überwachungs- und Beobachtungshilfe“ geleistet.
       
       Man habe als „Verteidiger und Beschützer der verfassungsmäßigen Ordnung in
       Benin auf Einladung der Regierung“ agiert, [5][erklärte Nigerias Präsident
       Bola Tinubu] in der Nacht zum Montag. Die Regionalorganisation Ecowas
       (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) hatte am Sonntagabend [6][die
       Entsendung einer Eingreiftruppe] aus Nigeria, Ghana, der Elfenbeinküste und
       Sierra Leone nach Benin beschlossen, um „die Regierung und die
       republikanische Armee zu unterstützen“.
       
       ## Zwei rivalisierende Staatenbündnisse
       
       Die Ecowas stellt sich regelmäßig gegen Putschisten in Westafrika. Die aus
       Militärputschen hervorgegangenen Regierungen von Mali, Burkina Faso und
       Niger sind deswegen [7][aus Ecowas ausgetreten] und haben mit der AES ein
       rivalisierendes Staatenbündnis gegründet, das sich als Befreier Westafrikas
       von neokolonialen Abhängigkeiten vor allem von Frankreich inszeniert. Die
       Putschisten standen dem souveränistischen AES-Diskurs nahe und werden von
       deren medialen Kanälen gefeiert, ihre Erklärungen wurden [8][angeblich von
       Webseiten in Burkina Faso verbreitet].
       
       Am Dienstag [9][beantragte Nigerias Präsident Tinubu förmlich im Parlament]
       die Erlaubnis, Truppen in Benin zu stationieren. Zugleich zirkulierten
       Gerüchte, wonach weitere Einheiten der beninischen Streitkräfte in den
       Aufstand getreten seien.
       
       Ob die regionale Lage weiter eskaliert, wird sich auch am Schicksal der in
       Burkina Faso festgesetzten nigerianischen Soldaten messen. Warum das
       Militärflugzeug überhaupt aus Benin Richtung Westen nach Burkina Faso flog
       statt Richtung Osten zurück nach Nigeria, ist ein Rätsel. Offiziell war die
       Maschine auf dem Weg nach Portugal.
       
       9 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verwirrung-um-Putschversuch-in-Benin/!6135885
 (DIR) [2] http://news.aouaga.com/h/157447.html
 (DIR) [3] /Putschversuch-in-Benin/!6135865
 (DIR) [4] https://x.com/actualites229/status/1998100916180807782
 (DIR) [5] https://x.com/officialABAT/status/1997800992725721585
 (DIR) [6] https://x.com/ecowas_cedeao/status/1997752286869848535
 (DIR) [7] /Austritte-aus-der-Ecowas/!5985611
 (DIR) [8] https://x.com/SahelAlerte/status/1998323672650580031
 (DIR) [9] https://guardian.ng/news/tinubu-seeks-senate-approval-to-deploy-troops-to-benin-republic
       
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 (DIR) Dominic Johnson
       
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