# taz.de -- Verwirrung um Putschversuch in Benin: Putsch oder kein Putsch, das ist hier die Frage
       
       > Soldaten in Benin verkünden den Sturz des gewählten Präsidenten Talon.
       > Dessen Regierung dementiert. Aber die Putschisten geben sich nicht
       > geschlagen.
       
 (IMG) Bild: Die Putschführer um Oberst Tigri in Benins Staatsfernsehen, Sonntag früh
       
       Die Kette von Militärputschen in Westafrika hat am Sonntag Benin erreicht
       und ist da möglicherweise gerissen. Benins Regierung erklärte am
       Sonntagmittag, sie habe einen Putschversuch aus den Reihen der Armee
       niedergeschlagen – aber am Nachmittag zirkulierte [1][ein Video] des
       mutmaßlich untergetauchten Putschistenführers Pascal Tigri, der die
       Bevölkerung aufrief, „massiv“ die „Operation zur Befreiung des beninischen
       Volkes“ zu unterstützen.
       
       Am Sonntag Morgen hatte ein bunter Haufen von Soldaten mit Sturmgewehren
       das Staatsfernsehen in Benins größter Stadt Cotonou besetzt und [2][den
       Sturz des gewählten Präsidenten Patrice Talon verkündet]. Die Verfassung
       sei suspendiert, alle Institutionen aufgelöst, die Grenzen geschlossen, ein
       „Militärkomitee zur Neugründung“ übernehme jetzt die Macht, hieß es in der
       Erklärung.
       
       Innenminister Alassane Seydou tauchte wenige Stunden später selbst im
       Fernsehen auf und sagte in [3][einer offiziellen Erklärung], der
       Putschversuch sei gescheitert. Alles sei unter Kontrolle, die „Meuterei“
       eines „Grüppchens von Soldaten“ sei vereitelt worden.
       
       Dem widersprach dann Putschführer Tigri, aber der genaue Zeitpunkt seiner
       kurzen Erklärung und auch deren Echtheit sind unklar.
       
       ## Angriff auf Präsidentenpalast abgewehrt
       
       Oberst Pascal Tigri ist ein Artillerieoffizier der Nationalgarde und
       Berichten zufolge Gewinner eines Schießwettbewerbs. Er soll mit seinen
       Soldaten zunächst Talons Residenz und den Präsidentenpalast in Cotonou
       angegriffen haben, wurde dort aber von der Präsidialgarde abgewehrt und
       besetzte stattdessen das Staatsfernsehen, von wo aus er seine
       Machtergreifung verkündete, ohne die Macht tatsächlich ergriffen zu haben.
       
       Derweil wurde das Regierungsviertel von loyalen Streitkräften weiträumig
       mit Panzern abgesperrt, und es waren Schüsse zu hören. Aber nicht alle am
       Umsturzversuch Beteiligten konnten festgenommen werden.
       
       Der Putschversuch steht im Zusammenhang mit den Wahlen im April 2026, bei
       denen der amtierende Präsident Patrice Talon nach zwei gewählten Amtszeiten
       nicht mehr antritt. An seiner Stelle soll Finanzminister Romuald Wadagni
       kandidieren, ein treuer Talon-Anhänger.
       
       Oppositionsparteien üben an den Wahlen allerdings scharfe Kritik: Die
       Verfassung war im November geändert worden und die Amtszeiten des
       Präsidenten betragen künftig sieben statt fünf Jahre. Im Oktober hatte die
       Wahlkommission überdies den gemeinsamen Oppositionskandidaten Renaud
       Agbodjo nicht zugelassen; das Verfassungsgericht nahm eine Beschwerde
       dagegen nicht an.
       
       So wird Wadagni in vier Monaten nur einen einzigen Gegenkandidaten mit
       geringem politischen Gewicht besiegen müssen, bevor er für voraussichtlich
       vierzehn Jahre Benin im Sinne Talons weiterregieren kann. Die Putschisten
       um Tigri bezogen sich in ihrer TV-Erklärung auf den Mangel an freier
       Auswahl bei den kommenden Wahlen und erklärten ausdrücklich die Verfassung
       in ihrer neuen Form von November für ungültig.
       
       ## Prorussische Kräfte jubeln
       
       Auffällig ist, dass vor allem [4][prorussische Kanäle] den Putschversuch,
       den sie „Revolution“ nennen, sowie das angebliche Dementi seiner
       Niederschlagung verbreiten, ebenso Medien, die den Militärputschregimen in
       den Sahelstaaten Niger, Burkina Faso und Mali nahestehen. Alle drei werden
       von antiwestlichen Militärjuntas regiert.
       
       Benins Präsident Patrice Talon hingegen ist ein wichtiger Verbündeter der
       westlichen Mächte sowohl gegen islamistische Terrorgruppen als auch gegen
       die Militärregime in der Sahelzone. Seit einigen Jahren ist Benins Norden,
       der an Niger und Burkina Faso grenzt, Schauplatz zunehmend häufiger und
       tödlicher Angriffe der aus diesen Ländern eindringenden islamistischen
       Rebellen.
       
       Über Cotonou lief früher der Nachschub für die deutschen UN-Soldaten in
       Mali. Heute hat Frankreich ebenso wie die USA in Cotonou Spezialkräfte
       stationiert und führt regelmäßig von dort aus Aufklärungsflüge in der
       Region durch.
       
       Zu den festgenommenen Putschisten gehören Berichten zufolge Kämpfer aus
       Burkina Faso. Nigeria soll Benins Regierung Militärhilfe bei der Jagd auf
       die meuternden Soldaten geleistet haben.
       
       7 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://x.com/KemiSeba1/status/1997677039726305354
 (DIR) [2] https://x.com/MenchOsint/status/1997595192749105152
 (DIR) [3] https://x.com/benintvsrtb/status/1997645733244137490
 (DIR) [4] https://x.com/mog_russEN/status/1997667054598701331
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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