# taz.de -- Studie zum grünen Fliegen: Klimaneutraler Luftverkehr kostet über fünf Billionen Dollar
       
       > Eine Dekarbonisierung der Luftfahrt ist nur mit massiven Investitionen
       > erreichbar. Eine Studie empfiehlt schnellere Bahnverbindungen.
       
 (IMG) Bild: Ein Airbus 320 hebt vom Stuttgarter Flughafen ab: Klimaneutrales Fliegen bleibt Illusion – sofern nicht viel mehr investiert wird
       
       dpa Der Weg zu einem [1][klimaneutralen Luftverkehr] ist einer Studie des
       Kreditversicherers Allianz Trade zufolge nur mit sehr hohen Investitionen
       machbar. Bis zum Zieljahr 2050 müssten rund 5,1 Billionen Dollar (aktuell
       rund 4,4 Billionen Euro) eingesetzt werden, um die angestrebte
       Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu erreichen.
       
       Der internationale Airlineverband Iata strebt eine CO2-Neutralität des
       Luftverkehrs für das Jahr 2050 an. Um diese „Herkulesaufgabe“ zu
       bewältigen, müssten viele Zahnräder ineinander greifen, sagt
       Allianz-Trade-Luftfahrtexpertin Maria Latorre. „Die Reduzierung des aktuell
       großen CO2-Fußabdrucks in der Luftfahrt erfordert ein umfassendes
       Maßnahmenpaket, das sowohl Technologie, Treibstoffe, Betrieb als auch
       Politik umfasst.“
       
       ## Klimaschäden gehen über CO2 hinaus
       
       Weil Kondensstreifen und Stickoxide die negativen Klimawirkungen des in den
       Triebwerken verbrannten Kerosins verstärken, ist die [2][zivile Luftfahrt]
       nach Einschätzung der Studie aktuell für rund 6 Prozent der menschlich
       verursachten Erderwärmung verantwortlich. Die klimaschädlichen
       CO2-Emissionen könnten mit einem umfassenden Einsatz nachhaltiger
       Treibstoffe (Sustainable Air Fuel, SAF) um 60 bis 90 Prozent gesenkt
       werden, schreiben die Autoren. Aktuell werden aber nur 0,3 Prozent des
       weltweiten Kerosinbedarfs mit diesen Kraftstoffen abgedeckt.
       
       Neben der Herstellung von SAF aus nachwachsendem, biogenem Material kommt
       auch die theoretisch unbegrenzte Herstellung synthetischer Kraftstoffe aus
       regenerativer Energie (PowertoLiquid, PtL) infrage. Hierfür bräuchte es
       erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien, diversifizierte Rohstoffe
       und großangelegte Produktionsanlagen, so die Studie. [3][Aktuell hat der
       Bundestag die für das kommende Jahr geplante nationale PtL-Quote
       gestrichen.] Dem Branchenverband BDL zufolge sei kein PtL-Treibstoff
       vorhanden, sodass eine Quote nur zu Strafzahlungen geführt hätte.
       
       ## Emissions-Zertifikate immer noch zu billig
       
       Als zeitlich begrenzte Zwischenlösung sieht Allianz Trade den bereits
       eingeführten Handel mit Verschmutzungsrechten (Emissionshandel) an. Dieses
       marktwirtschaftliche Instrument könne die richtigen Anreize für notwendige
       Investitionen setzen. Aktuell seien die Zertifikate aber immer noch
       billiger als nachhaltige Kraftstoffe, kritisiert Latorre.
       
       Ohnehin komme die Branche auch bei der Anschaffung neuer und effizienterer
       Flugzeuge wegen der Lieferschwierigkeiten der führenden Hersteller nur sehr
       langsam voran. Das durchschnittliche Alter der eingesetzten Flugzeuge habe
       einen Rekordwert von 15 Jahren erreicht und Wartezeiten für Neubestellungen
       belaufen sich inzwischen auf fast 6 Jahre, so die Studie.
       
       ## Globale Nachfrage wächst schnell
       
       Sämtliche CO2-Sparbemühungen werden zudem konterkariert durch die stetig
       steigende Nachfrage nach Flügen. Statt global rund 5 Milliarden wie im
       laufenden Jahr dürften es Allianz Trade zufolge im Jahr 2050 bereits 12,4
       Milliarden Reisen sein, für die Menschen in ein Flugzeug steigen.
       
       In Europa werde die Nachfrage vergleichsweise moderat um 52 Prozent auf
       1,81 Milliarden Passagiere steigen. Mehr als die Hälfte der Nutzer sei
       innerhalb Europas unterwegs. Hier liege die offensichtlichste Möglichkeit
       zur Emissionsminderung, wenn diese Reisen auf sehr schnelle
       Eisenbahnverbindungen verlegt werden könnten. Ergänzend könne man
       Flugticketsteuern erheben, um die Nachfrage zu dämpfen.
       
       7 Dec 2025
       
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