# taz.de -- US-Delegation in Moskau: Der Ton wird schärfer
       
       > Ukrainische Militärs dementieren Angaben, wonach Pokrowsk gefallen sein
       > soll. Derweil sagt Putin, man sei auch für einen Krieg mit Europa bereit.
       
 (IMG) Bild: Ein ukrainischer Soldat mit Artilleriemunition bei Pokrowsk am 28. November
       
       Wer ernsthafte Erwartungen an die mittlerweile sechste Gesprächsrunde seit
       Jahresbeginn zwischen dem US-Sondergesandten für Friedensmissionen Steve
       Witkoff, Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und Russlands
       Präsidenten Wladimir Putin gehabt haben sollte: Er wäre gut beraten
       gewesen, dem Kreml in der Vergangenheit genau zuzuhören.
       
       Nur wenige Stunden vor dem Treffen am Dienstagnachmittag in Moskau betonte
       dessen Sprecher Dmitri Peskow in einem Briefing für indische Medien die
       Bereitschaft Russlands zu Verhandlungen. Diese müssten jedoch dazu dienen,
       „unsere im Rahmen der militärischen Sonderoperation festgelegten Ziele zu
       erreichen“.
       
       Putin habe „primäre Gründe“ für den Beginn eines Kriegs gegen die Ukraine
       gehabt, so Peskow weiter. Dazu gehören, so das offizielle Dauernarrativ,
       die „Entnazifizierung“ der Ukraine, die ein bedauerlicher Unfall der
       Geschichte und daher ein Kunstprodukt ohne eigene Exixtenzberechtigung ist,
       sowie der Schutz und die Verteidigung der russischsprachigen
       Ukrainer*innen.
       
       Ebenfalls vor dem Treffen am Dienstag verschärfte Putin allerdings die
       Tonlage in Richtung Europa deutlich: Russland habe nicht die Absicht, gegen
       Europa Krieg zu führen – aber, man sei dazu bereit, fügte er vor
       Journalisten in Moskau an.
       
       Nach wie vor eines der strittigsten Themen, wenn es um einen
       Waffenstillstand beziehungsweise ein mögliches Friedenabkommen geht, ist
       der künftige Status der von Russland völkerrechtswidrig besetzten
       ukrainischen Gebiete sowie die Abtretung von Territorien, die russische
       Truppen noch nicht erobert haben. Letzteres lehnt Kyjiw bislang kategorisch
       ab.
       
       ## Russland meldet Erfolge
       
       Und so ist es kein Zufall, dass Russland ausgerechnet jetzt wichtige
       Erfolge an der Front im Osten der Ukraine meldet. Bereits am Sonntag
       berichtete Waleri Gerassimow, Chef des Generalstabs der Streitkräfte
       Russlands sowie Oberbefehlshaber über die russischen Truppen im Krieg gegen
       die Ukraine, bei einem Treffen mit Putin: russische Truppen hätten die
       Städte Pokrowsk und Wowtschansk (im Gebiet Charkiw) in Gänze eingenommen.
       Der Kreml machte das Gespräch erst jetzt öffentlich – pünktlich zum Besuch
       der US-Delegation.
       
       Bereits am 21. November hatte das russische Verteidigungsministerium die
       „Befreiung“ der Stadt Kupjansk gemeldet. Zwar bestreitet auch die
       ukrainische Seite nicht, dass russische Truppen Geländegewinne machen. Doch
       der Wahrheitsgehalt russischer Erfolgsmeldungen ist fraglich.
       
       Beispiel: die Bergbaustadt Pokrowsk. Sie ist seit fast einem Jahr hart
       umkämpft und strategisch von großer Bedeutung. Doch sowohl unabhängige
       Spezialisten als auch ukrainische Militärs dementieren Angaben, wonach
       Pokrowsk gefallen sein soll.
       
       Letztere erklärten am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters,
       dass sie im nördlichen Teil der von Pokrowsk kontrollierten und im von
       russischen Truppen besetzten südlichen Teil der Stadt Angriffsoperationen
       durchführten. Was nun wirklich stimmt, ist – nicht nur im Fall von Pokrowsk
       – kaum zu überprüfen.
       
       „Es ist schon oft vorgekommen, dass wir unsere Position mit den USA
       abstimmen, dann reist Witkoff nach Moskau, und nach seinem Treffen mit
       Putin gibt Trump eine Erklärung ab, und alles ist wieder wie vorher“,
       zitiert die Financial Times eine hochrangige ukrainische Quelle.
       
       Als schlechtes Signal für die europäischen Bemühungen um einen Friedensplan
       für die Ukraine werteten manche Beobachter am Dienstag die Tatsache, dass
       das Nato-Außenministertreffen am Mittwoch in Brüssel ohne US-Beteiligung
       stattfinden soll. US-Außenminister Marco Rubio hat seine Teilnahme
       abgesagt. Er könne nicht an jedem Ministertreffen teilnehmen, ließ Rubio in
       Washington erklären.
       
       Wollen die Amerikaner die Nato ausklammern und ihre europäischen Alliierten
       übergehen – wie schon in der vergangenen Woche, als US-Präsident Donald
       Trump seinen 28-Punkte-Plan präsentierte? Er mache sich da keine Sorgen,
       erklärte Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Die Amerikaner würden sich eng
       mit den Europäern abstimmen. Sie würden auch keinen Deal zulasten der
       Ukraine machen.
       
       Ebenso vage waren die Aussagen zu einem möglichen Nato-Beitritt der
       Ukraine. Trump will diesen Beitritt offenbar endgültig ausschließen, Rutte
       möchte die Option offenhalten.
       
       2 Dec 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
 (DIR) Eric Bonse
       
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