# taz.de -- Neue Gespräche zum Ukraine-Krieg: Verhandlungen im Schatten des Drohnenterrors
       
       > Erneut ist Kyjiw unter massiven russischen Beschuss geraten. Eine
       > Delegation der Ukraine führt in Florida Gespräche mit den USA.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein mehrstöckiges Wohnhaus außerhalb von Kyjiw am Sonntag wütet ein Feuer
       
       Man weiß es inzwischen in der Ukraine: Wo aus Maschinengewehren gefeuert
       wird, fliegen Drohnen. Und man weiß auch: Eine russische Drohne kommt nie
       allein. Wer ein Flugobjekt entdeckt und auch getroffen hat, kann sich
       sicher sein, dass die Gefahr noch nicht vorüber ist.
       
       „Allein in dieser Woche haben die Russen fast 1.400 Angriffsdrohnen, 1.100
       gelenkte Luftbomben und 66 Raketen gegen unsere Bevölkerung eingesetzt“,
       bilanzierte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag. In der Nacht zum
       Sonntag wurden durch Drohnenangriffe nahe Kyjiw nach amtlichen Angaben ein
       Mensch getötet und elf Menschen verletzt. In Kyjiw selbst war die Nacht
       ruhig – ganz anders als die Nacht davor.
       
       Am Freitagabend kurz vor 23 Uhr hatten die Kyjiwer Behörden Luftalarm
       ausgerufen. Daraufhin waren die ganze Nacht die dumpfen Geräusche der
       Luftabwehr zu hören und das eindringliche Surren der Drohnen, gefolgt von
       Gewehrsalven. Erst am Samstagmorgen um 9.30 Uhr wurde der Luftalarm
       aufgehoben, und erst dann konnten sich viele Kyjiwer Bewohner schlafen
       legen.
       
       Bei der massiven Attacke wurden 400 Drohnen, vier Kinschal-Raketen und 35
       Marschflugkörper abgefeuert. Aus mehreren Stadtteilen wurden Einschläge,
       Brände und erhebliche Schäden an Wohngebäuden gemeldet. Es gab drei Tote
       und mindestens 15 Verletzte, darunter Kinder. Als Ergebnis waren nach
       amtlichen Angaben über 550.000 Menschen ohne Strom. Manche warteten noch am
       Sonntagnachmittag auf die Wiederherstellung der Versorgung.
       
       Ukrainische Angriffe trafen derweil im Schwarzen Meer zwei russische
       Öltanker der sogenannten „Schattenflotte“. „Modernisierte Marinedrohnen“
       hätten die beiden Schiffe „erfolgreich ins Visier genommen“, hieß es aus
       dem ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU. Auf den unter der Flagge Gambias
       fahrenden Schiffen war am Freitag vor der türkischen Küste Feuer
       ausgebrochen, 45 Besatzungsmitglieder wurden nach türkischen Angaben in
       Sicherheit gebracht.
       
       ## Friedensverhandlungen in Florida
       
       Zudem musste am Samstag eines der größten russischen Ölterminals nach einem
       Drohnenangriff den Betrieb einstellen. Dieses wird vom Caspian Pipeline
       Consortium (CPC) betrieben, einem Zusammenschluss der US-Ölkonzerne Chevron
       und ExxonMobil. Es bezeichnete den Angriff als „Terroranschlag“.
       
       Vor diesem Hintergrund sollten am Sonntag an einem nicht näher genannten
       Ort in Florida Verhandlungen zwischen der Ukraine und den USA über einen
       neuen gemeinsamen Friedensplan beginnen. Die ukrainische Delegation wird
       vom Chef des Sicherheitsrats, Rustem Umerow, geleitet, der bis Juli
       Verteidigungsminister gewesen war.
       
       Der bisherige Hauptunterhändler Andrij Jermak ist nicht mehr dabei. Nachdem
       am Freitagmorgen bekannt geworden war, dass die Antikorruptionsbehörden
       NABU und SAP beim Leiter der Präsidialadministration eine Hausdurchsuchung
       durchgeführt haben, [1][trat dieser noch am gleichen Tag von seinem Amt
       zurück].
       
       Auf US-Seite sollte neben Außenminister Marco Rubio und dem
       Sonderbeauftragten Steve Witkoff an den Gesprächen auch Jared Kushner
       teilnehmen, der Schwiegersohn und Berater von Präsident Donald Trump.
       
       Bei den Gesprächen geht es um einen US-Plan, den Witkoff mit russischen
       Unterhändlern ausgearbeitet hatte und der in seiner ursprünglichen Fassung
       weithin als äußerst vorteilhaft für Russland beurteilt worden war. Bei
       Gesprächen in Genf mit europäischer Beteiligung wurde der Plan dann
       zugunsten der Ukraine überarbeitet – nun gibt es eine neue
       20-Punkte-Fassung. Moskau beharrt aber auf dem Rückzug der ukrainischen
       Armee aus allen von Russland beanspruchten Gebieten, auch wenn diese unter
       ukrainischer Kontrolle stehen.
       
       ## Selenskyj in Paris
       
       Die Gespräche am Sonntag in Florida sind der Auftakt für eine neue Woche
       intensiver diplomatischer Bemühungen. Selenskyj wird am Montag vom
       französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris empfangen. In den
       kommenden Tagen will US-Verteidigungsstaatssekretär Dan Driscoll nach Kyjiw
       reisen, der US-Sondergesandte Witkoff nach Moskau.
       
       [2][Das Wall Street Journal berichtete] unterdessen, der ursprüngliche
       US-Plan sei vor allem [3][aus privaten Geschäftsinteressen heraus]
       entstanden. Putins Umfeld habe bei Gesprächen in Miami Trumps familiärem
       und geschäftlichem Umfeld „milliardenschwere Deals zu Energie und Seltenen
       Erden“ mit Russland in Aussicht gestellt, wenn Washington auf Moskaus
       Forderungen gegenüber der Ukraine eingehe, so das konservative US-Blatt. Es
       sei auch über eine gemeinsame Marsmission und gemeinsame
       Mineralienförderung in der Arktis sowie einen Verkauf der
       Nordstream-Gaspipelines an US-Geschäftsleute gegangen. Für all das sollten
       die USA die 300 Milliarden US-Dollar eingefrorenen russischen Guthaben
       einsetzen. (mit afp, rtr)
       
       30 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Korruptionsskandal-in-der-Ukraine/!6133401
 (DIR) [2] https://www.wsj.com/world/russia/russia-u-s-peace-business-ties-4db9b290?st=BPy6rJ&reflink=article_copyURL_share
 (DIR) [3] https://dailyukraineupdate.substack.com/p/ukraine-update-november-29-2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
 (DIR) Dominic Johnson
       
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