# taz.de -- Regionalwahlen in Italien: Rechts und Mitte-links verteidigen ihre Hochburgen
> Auf den ersten Blick hat sich nichts geändert. Aber die Linke hat jetzt
> offenbar gelernt, dass sie nur geeint eine Chance gegen die Rechten hat.
(IMG) Bild: PD-Chefin Elly Schlein, hier bei einer Parlamentsdebatte am 25. September, ist eine Architektin der Zusammenarbeit der Linken
Am Sonntag und Montag haben mit dem Veneto, Kampanien und Apulien drei der
wichtigsten italienischen Regionen ihre Präsidenten und Parlamente gewählt.
Insgesamt waren gut 13 Millionen Bürger*innen und damit ein Viertel des
italienischen Wahlvolks zur Abstimmung aufgerufen. Damit wurde der
Urnengang auch zum wichtigen Test für die nationale Rechtsregierung unter
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ebenso wie für die Oppositionsparteien
des Mitte-links-Lagers.
Schon kurz nach Schließung der Wahllokale am Montag um 15 Uhr war klar,
dass dieser Test keine Verlierer, sondern nur Sieger sah. Denn im schon
seit Jahrzehnten rechtsregierten Veneto – eine der Wohlstandsregionen
Norditaliens – setzte sich zwar der erst 33-jährige Alberto Stefani aus den
Reihen der von Matteo Salvini geführten rechtspopulistischen Lega mit 64
Prozent durch, während der linke Gegenkandidat bei 29 Prozent hängen blieb.
Aber das Mitte-links-Lager konnte sich mit den Resultaten in den beiden
anderen, bisher schon von ihm regierten Regionen Süditaliens trösten. Denn
in Kampanien mit seiner Hauptstadt Neapel fuhr der Kandidat der
Mitte-links-Allianz Roberto Fico mit rund 61 Prozent ein in seiner Höhe
überraschendes, mehr als klares Resultat ein.
In Kampanien hatte die gemäßigt linke Partito Democratico (PD), Italiens
größte Oppositionspartei, auch gegen innere Widerstände dem
Fünf-Sterne-Mann Fico bei der Spitzenkandidatur den Vortritt gelassen – und
wie das Ergebnis zeigt, trugen die Wähler*innen links der Mitte diese
Entscheidung mit.
## Absprachen zwischen PD und Fünf Sterne
Ebenso eindeutig war der Sieg des Mitte-links-Lagers auch in Apulien. Dort
sitzt die Rechte seit 20 Jahren in der Opposition, und auch diesmal hatte
sie keine Chance. Der Kandidat der Mitte-links-Allianz Antonio Decaro aus
der PD, jahrelang Bürgermeister der Regionshauptstadt Bari und zuletzt
Europaabgeordneter, holte 65 Prozent.
Damit wiederholte sich ein Bild, das sich schon bei den Regionalwahlen in
der Toskana, in Kalabrien und den [1][Marken] im September und Oktober 2025
gezeigt hatte. Auch dort hatten die Rechte (in Kalabrien und den Marken)
ebenso wie die Linke (in der Toskana) ihre bisher gehaltenen Positionen an
der Regierung nicht bloß gehalten, sondern sogar ausgebaut.
Vordergründig ließe sich deshalb sagen, dass sich in diesem Herbst nichts
geändert hat, denn vor wie nach den Wahlen regieren die beiden Lager je
drei der sechs Regionen, die abstimmten.
Doch gerade auf der Linken hat sich Entscheidendes geändert. In allen sechs
Regionalwahlen dieses Herbstes traten die Oppositionsparteien, vorneweg die
PD und die Fünf Sterne, geeint an – eine Tatsache, die zuvor alles andere
als selbstverständlich war.
Und gerade mit den klaren Erfolgen, die dabei eingefahren werden konnten,
dürfte sich die Einsicht durchgesetzt haben, dass [2][die Meloni-Rechte]
nur zu schlagen ist, wenn die Mitte-links-Parteien in einer stabilen
Allianz zueinanderfinden.
## Es gab Widerstände in den eigenen Reihen
Für diese Position steht immer schon die seit Februar 2023 amtierende
PD-Vorsitzende Elly Schlein, die sich selbst als „hartnäckig unitarisch“
bezeichnet. Doch bisher hatte sie nicht nur mit der Skepsis des
Fünf-Sterne-Chefs Giuseppe Conte, sondern auch mit harten Widerständen aus
der eigenen Partei zu rechnen.
Dass Conte sich nun darüber freuen darf, dass seine Bewegung nicht nur den
Präsidenten Kampaniens, sondern – seit Februar 2024 – auch die Präsidentin
Sardiniens stellen kann, dürfte ihn endgültig von der Güte der Allianz mit
der PD überzeugen.
Damit aber wird das Rennen bei den nächsten nationalen Wahlen, die
turnusgemäß im Jahr 2027 anstehen, wieder offen sein. Meloni sitzt
gegenwärtig zwar fest im Sattel – doch das Mitte-links-Lager ist
konkurrenzfähig.
25 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Michael Braun
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