# taz.de -- Haushalt für das nächste Jahr: „Fatales Zeichen“ im Kampf gegen Diskriminierung
> Gerade auf dem Land wird es schwerer für Betroffene von Diskriminierung.
> Union und SPD kürzen die Mittel für Beratung. Ferda Ataman ist sauer.
(IMG) Bild: Ferda Ataman, unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, kritisiert die Regierung
Ein „fatales Zeichen“ – die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman
hat SPD und Union scharf dafür kritisiert, dass diese das Projekt
Respekt.Land streichen. In der Bereinigungssitzung letzten Donnerstag hatte
der Haushaltsausschuss beschlossen, 2026 kein Geld mehr für das Projekt
auszugeben. Ataman sagte zur taz: „Gerade [1][in Krisenzeiten] ist der
Schutz vor Diskriminierung kein Luxus. Das sollte dem Staat etwas wert
sein.“
Angesiedelt bei Atamans Antidiskriminierungsstelle wird mit Respekt.Land
bisher eine Vielzahl von Beratungsstellen für Betroffene von
Diskriminierung finanziert. Ein Großteil der rund vier Millionen Euro pro
Jahr fließt dabei in ländliche Regionen und andere Gegenden mit starker
Unterversorgung. Bundesweit gibt es im Schnitt nur eine
Vollzeit-Beratungsstelle auf etwa 900.000 Einwohner*innen.
Zwar muss der Bundestag dem Haushaltsentwurf vom letzten Donnerstag noch
zustimmen, dies gilt aber als Formsache. Das damit drohende Ende von
Respekt.Land zum Jahresende sei „schlimm für Menschen, die beispielsweise
von Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus,
Behindertenfeindlichkeit betroffen sind“, sagte Ataman.
Die Kürzungen treffen mindestens 36 Beratungsprojekte, verteilt über alle
Bundesländer. In vielen Regionen dürften so die einzigen Anlaufstellen für
Betroffene von Diskriminierung wegfallen. „Ich höre immer, dass die
Regierungsfraktionen die Menschen im Land bei ihren Sorgen und Nöten
abholen wollen“, so Ataman. „Zu diesen Sorgen zählt auch Diskriminierung im
Alltag.“
## Beratungstellen dringend notwendig
Die Antidiskriminierungsstelle hatte zuletzt [2][einen neuen Höchststand
bei den durchgeführten Beratungen] gemeldet. Rund 11.000 Fälle liefen bei
der Stelle im letzten Jahr auf. Damit hat sich die Zahl der jährlichen
Beratungsanfragen in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Fast die
Hälfte der Fälle betraf zuletzt ethnische, rassistische oder antisemitische
Diskriminierung. Dass die Antidiskriminierungsstelle selbst all die Fälle
bearbeiten kann, die bislang bei den durch Respekt.Land geförderten
Beratungsstellen aufliefen, ist unwahrscheinlich.
Auch [3][andere Entscheidungen des Haushaltsausschusses] vom letzten
Donnerstag sorgen für Kritik. Für Integrationskurse, in denen Zugewanderte
Deutsch lernen, plant Schwarz-Rot nächstes Jahr nur noch rund 1 Milliarde
Euro ein. Im laufenden Jahr waren 1,3 Milliarden dafür nötig. Auch die
Mittel für die bislang unzureichende psychologische Versorgung von
Geflüchteten belassen Union und SPD bei rund 12 Millionen Euro. Die
Grünen-Abgeordnete Jamila Schäfer nannte dies gegenüber der taz „nicht
annähernd ausreichend“. Für eine angemessene Versorgung seien rund 26
Millionen nötig.
Ganz gestrichen wurden die Mittel für Resettlementprogramme, bei denen
Geflüchtete in Krisenregionen von der UN ausgewählt werden und dann
eingeflogen werden. Ebenfalls kein Geld mehr eingeplant ist für die
Evakuierung der rund 2.000 Afghan*innen, die deutsche Aufnahmezusagen
haben, derzeit aber in Pakistan festsitzen.
18 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Frederik Eikmanns
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