# taz.de -- Neuer Streit zwischen China und Japan: Pekings „Wolfskrieger“ nehmen Takaichi aufs Korn
       
       > Japans neue rechte Premierministerin Sanae Takaichi bricht ein Tabu in
       > der Taiwan-Frage und erweist sich erneut als Stachel im Fleisch Chinas.
       
 (IMG) Bild: Steinerne Mienen schon vor Takaichis jüngsten Worten: Japans Regierungschefin und Chinas Präsident Xi Jinping am 31. Oktober
       
       Chinas sogenannte [1]["Wolfskrieger"-Diplomaten], die Anfang des Jahrzehnts
       jede Kritik an China öffentlich sehr aggressiv abschmetterten, waren
       eigentlich [2][verschwunden]. Aber nach einer Äußerung von Japans neuer
       Premierministerin Sanae Takaichi sind sie jetzt wieder aufgetaucht.
       
       Die Regierungschefin hatte am letzten Freitag vor einem Parlamentsausschuss
       angedeutet, dass Japan militärisch reagieren würde, falls China Taiwan
       angreift. „Wenn dieser Notfall den Einsatz von Kriegsschiffen und die
       Ausübung von Gewalt beinhaltet, könnte dies in jeder Hinsicht eine
       Situation darstellen, die Japans Überleben bedroht“, sagte sie.
       
       Diese Formulierung entsprach dem seit einigen Jahren gängigen
       Rechtsverständnis in Japan, zusammen mit den USA sein Recht auf kollektive
       Selbstverteidigung auszuüben. Japans Hoheitsgewässer reichen bis auf 110
       Kilometer an Taiwan heran.
       
       China betrachtet die Inselrepublik als abtrünnige Provinz und rüstet sich
       militärisch für eine Blockade oder Invasion. Jede Aussage oder Handlung,
       die Taiwan als unabhängigen Staat erscheinen lässt, ist für Peking ein
       rotes Tuch, die angestrebte Einverleibung reine Innenpolitik. Deshalb wird
       jede Äußerung dazu von außen, die von Pekings Standpunkt abweicht, als
       Einmischung in innere Angelegenheiten dargestellt.
       
       ## Chinesische Rhetorik im Angriffsmodus
       
       Chinas Generalkonsul in Osaka, Xue Jian, schrieb jetzt zu Takaichi auf der
       Plattform X: „Der schmutzige Hals, der sich einmischt, muss abgeschnitten
       werden.“ Der Tweet wurde inzwischen gelöscht. Das Parteiorgan Volkszeitung
       (Renmin Ribao) verurteilte Takaichi als „rücksichtslos mit ihrer Zunge
       schießend“ und warnte: „Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass man
       in der Taiwan-Frage Grenzen überschreiten kann, ohne dafür einen Preis zu
       zahlen.“
       
       Der Ex-Chefredakteur der chinesischen Boulevard-KP-Zeitung Global Times, Hu
       Xijin, sekundierte auf der Plattform Weibo: „Wenn der japanische
       Militarismus in die Taiwanstraße kommen will, um sich auf unseren Klingen
       zu opfern, werden wir ihm diesen Wunsch erfüllen." Ein Kanal im selben
       Medium, der zum Staatssender CCTV gehört, bezeichnete Takaichi als
       „Unruhestifterin“ und fragte rhetorisch: „Hat ihr ein Esel an den Kopf
       getreten?“
       
       Der Streit berührt die historische Feindschaft zwischen China und Japan und
       die bestehende „strategische Unklarheit“ hinsichtlich der Souveränität
       Taiwans. Japans früherer Regierungschef Shinzo Abe, ein Mentor von
       Takaichi, hatte zwar erklärt, ein Notfall für Taiwan sei auch ein Notfall
       für Japan, aber ohne die genauen Umstände zu beschreiben.
       
       Mit dieser Tradition hat Takaichi nun gebrochen. Auch intern erntete sie
       dafür Kritik. „Abe hätte niemals eine solche unvorsichtige Antwort
       gegeben“, zitierte die Zeitschrift President einen Ex-Minister aus
       Takaichis Partei. Durch die Nennung konkreter Beispiele habe sie Japans
       Karten unnötig auf den Tisch gelegt.
       
       ## Japan will Schadensbegrenzung, China attackiert weiter
       
       Tokio bemühte sich um Schadensbegrenzung. Takaichi erläuterte ihre Aussage
       als „hypothetisch“, sie werde sie künftig vermeiden. Auch ihr Kabinettschef
       wiegelte ab: Frieden und Stabilität in der Taiwanstraße seien für Japan
       Sicherheit entscheidend, aber man hoffe auf eine friedliche Lösung durch
       Dialog.
       
       Dessen ungeachtet forderte eine Sprecherin von Chinas Außenministerium am
       Donnerstag, Takaichi sollte ihre „ungeheuerlichen“ Aussagen zurücknehmen,
       sie hätten den Beziehungen einen schweren Schlag versetzt.
       
       Die fortgesetzten Attacken verstärken den Eindruck, dass Peking Takaichi
       einschüchtern will, weil man sie als Nationalistin und Taiwan-Freundin
       wahrnimmt. Im April hatte sie Taiwans Präsident Lai Ching-te in Taipei
       getroffen.
       
       Nach ihrer Wahl zur Premierministerin schickte Peking nicht den üblichen
       Glückwunsch, sondern forderte, Japan solle seine „Verpflichtungen in Bezug
       auf die Geschichte einhalten“. Diese Anspielung galt Takaichis Besuchen des
       umstrittenen Yasukuni-Gedenkschreins, der auch japanische Kriegsverbrecher
       ehrt. [3][Chinas Präsident Xi Jingping] verzog bei seiner Begegnung mit
       Takaichi Ende Oktober beim Apec-Gipfel in Südkorea keine Miene, die
       Atmosphäre wurde als frostig beschrieben.
       
       14 Nov 2025
       
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       spielen.