# taz.de -- Lagebericht zur Cybersicherheit: Bedrohung durch Hacker bleibt hoch
       
       > Während Angriffe durch Kriminelle zurückgehen, steigt die Gefahr durch
       > staatliche Gruppen. Was die Bundesregierung dagegen tun will, bleibt
       > unklar.
       
 (IMG) Bild: Cybert erstmal ordentlich ab in Berichtsform: Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und Alexander Dobrindt (CSU), Bundesinnenminister
       
       Deutschlands Unternehmen, Verbände und Behörden sind zunehmend Ziel von
       Internetkriminellen sowie von Hackern im Auftrag feindlicher Staaten. Wie
       der neue Jahresbericht des Bundesamts für Sicherheit in der
       Informationstechnik (BSI) zeigt, gibt es zugleich Fortschritte bei der
       Prävention und Abwehr solcher Attacken. Die Angriffsfläche bleibe dennoch
       groß, betonte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bei der
       Vorstellung am Dienstag: „Deutschland ist eins der Top-vier-Ziele von
       Cyberangriffen weltweit“.
       
       Dobrindt und die BSI-Präsidentin Claudia Plattner blieben zurückhaltend bei
       der Benennung der staatlichen Drahtzieher. Plattner nannte „Russland,
       China, Iran, Nordkorea“ in unspezifischer Reihenfolge. Dobrindt sagte nur:
       „Gerade aus Russland sind aktivistische Gruppen unterwegs, die eine
       staatliche Finanzierung haben.“ In der Presseerklärung taucht Russland gar
       nicht auf.
       
       Internetkriminelle und Hacker im staatlichen Auftrag stürzten sich laut
       Plattner gezielt auf die am schwächsten geschützten Netzwerke und Geräte.
       Während sich größere Unternehmen laut Bericht zunehmend der Risiken durch
       IT-Sicherheitslücken bewusst sind, haben kleinere und mittlere Firmen sowie
       bei Verbände, Vereine und Parteien Probleme. Plattner nannte beispielsweise
       die große Zahl veralteter Server in Deutschland, die ein leichtes
       Einfallstor für Hacker seien. Die Zahl neu gefundener Schwachstellen in
       IT-Systemen ist 2024 demnach um insgesamt 24 Prozent gestiegen.
       
       Zurück gingen die als „finanziell motiviert“ registrierten Attacken um etwa
       neun Prozent. Meist geht es dabei um sogenannte Ransomware, die
       Nutzer*innen aus ihren Systemen ausschließt und Lösegeld für die
       Freigabe fordert. Weil viele betroffene Firmen und Institutionen das
       geforderte Geld jedoch zahlen und die Vorfälle nicht melden, ist von einem
       großen Dunkelfeld auszugehen. Wirtschaftsverbände schätzen die Schäden
       durch Cyberkriminelle auf etwa 200 Milliarden Euro jährlich.
       
       ## Bewusstsein für Gefahren sinkt
       
       Ein erstaunliches Ergebnis des neuen Berichts ist, dass das Bewusstsein für
       die Gefahren durch Hacker unter Bürger*innen und auch bei manchen
       Unternehmen zuletzt zurückgegangen ist. Plattner gestand ein, diese
       Entwicklung mache sie ratlos.
       
       Um Deutschlands Infrastrkutur vor Sabotage, Hacks und Spionage zu sichern,
       wird der BUndestag diese Woche die Umsetzung der [1][der NIS2-Richtlinie
       der EU] beschließen. Sie macht Unternehmen und Institutionen strengere
       Sicherheitsvorschriften für die IT-Infrastruktur und erlegt ihnen eine
       Meldepflicht für Vorfälle auf.
       
       ## Cyberdome und Kooperation mit Israel
       
       Dobrindt betonte am Dienstag zudem, dass die Bundesregierung mit dem
       sogenannten Cyberdome für mehr Sicherheit deutscher IT-Systeme sorgen will.
       Damit schaffe man „ein starkes Schild gegen Angriffe aus dem Netz.“
       Allerdings ist bislang weitgehend unklar, wie dieser Dome konkret aussehen
       soll. In den vom Kabinett dazu beschlossenen Eckpunkten heißt es: es gehe
       um die „(teil-)automatisierte Abwehr im Netz“. Außerdem kündigte Dobrindt
       an, die Zusammenarbeit mit Israel im Bereich Cybersicherheit auszubauen.
       
       Der Opposition im Bundestag gehen die Bemühungen der Bundesregierung nicht
       weit genug. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im
       Bundestag, [2][Konstantin von Notz], sowie die Grünen-Abgeordnete Jeanne
       Dillschneider, Mitglied des Digitalausschusses, forderten am Dienstag
       insbesondere eine Stärkung des BSI selbst. „Das BSI muss, den weiter
       steigenden Aufgaben entsprechend, personell gestärkt und per
       Grundgesetzänderung zur Zentralstelle ausgebaut werden.“ Zudem müsse das
       Amt einen Platz im Nationalen Sicherheitsrat erhalten. Bislang behandle das
       Bundesinnenministerium die Cybersicherheit in Deutschland als
       „Nischenthema“.
       
       11 Nov 2025
       
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