# taz.de -- Deutsche Frauen beim Handball-WM: Die Mischung macht’s
       
       > Das deutsche Team ist bei der Handball-WM im eigenen Land vorzeitig für
       > die Hauptrunde qualifiziert. Das liegt auch an selbstbewussten Neulingen.
       
 (IMG) Bild: Jugendpower: Die 21-jährige Nieke Kühne setzt sich gegen Island durch
       
       Es gibt Team Insta, es gibt Team Tiktok, und neulich erfuhr
       Handballnationalspielerin Julia Maidhof, dass es sogar ein ganz kleines
       Team Facebook gibt. Dies allerdings besteht nur aus einer Person: Viola
       Leuchter. Weil Facebook in Dänemark noch recht gebräuchlich sei, habe sich
       die 21-Jährige mit Start ihres Engagements in Odense angemeldet, erzählt
       Julia Maidhof lachend, die ansonsten von einer klaren Zweiteilung
       berichtet: „Die Jungen sind bei Tiktok unterwegs, wir eher bei Insta.“
       
       Maidhof ist 27 Jahre alt und liegt damit im vorzeitig für die WM-Hauptrunde
       qualifizierten deutschen Team genau mittig: Zwischen den Twens um Leuchter
       und Nieke Kühne, die [1][bei dieser Handball-WM] bisher so frisch und mutig
       aufgetreten sind, und den Erfahrenen um die 37 Jahre alte Kapitänin Antje
       Döll. „Die jungen Spielerinnen sind mehr auf Augenhöhe als früher“,
       berichtet Maidhof, „jede hat ihren Stellenwert in der Mannschaft. Es geht
       nicht um Eigenwerbung, sondern um den Teamerfolg.“ Sie bestätigt, dass alte
       Hierarchien in diesem Team durch das Selbstbewusstsein der GenZ eingerissen
       worden seien – was sie erfreulich findet.
       
       Sowohl aus der Öffentlichkeit als auch verbandsintern war vor dieser WM die
       Forderung an den Bundestrainer laut geworden, einem größeren Kreis zu
       vertrauen. [2][Markus Gaugisch] konterte, erst müsse das Niveau der
       hinteren Reihe besser werden. Nun ist es so weit: Munter verteilte er die
       Zeit bei den drei Vorrundenspielen im strahlenden Stuttgarter Hallenlicht
       auf viele. Nach Siegen gegen Island und Uruguay waren die Deutschen schon
       vor dem Gruppenfinale gegen Serbien für die Hauptrunde in Dortmund
       qualifiziert – und hatten das mit Leichtigkeit und Spielfreude geschafft.
       
       „Die Mischung macht’s“, sagt Viola Leuchter, „wir sind überall doppelt
       besetzt und haben den perfekten Kader.“ Auch an der guten Chemie haben die
       beiden ihren Anteil: „Wir bringen Spaß ins Team und versuchen, die
       Leichtigkeit beizubehalten“, sagte Nieke Kühne und gab zu, die „älteren
       Frauen“ in der Gruppe manchmal mit Jugendsprache zu verwirren.
       
       ## Angemessen selbstbewusst
       
       Erfreulich ist dabei auch, dass die Neulinge ihre Rolle angemessen
       selbstbewusst ausfüllen, sich nicht hinten anstellen. Kühne sagt: „Wir
       haben schon eine Hierarchie. Aber auf dem Feld ist jede gleich wichtig.
       Jede von uns ist zu Recht hier.“ Während sie Schnelligkeit und Dynamik
       einbringt, wirft Viola Leuchter mit ihren 185 Zentimetern Länge hart und
       genau über die Abwehr der Gegnerinnen. Auch die 22 Jahre alte Nina Engel
       gehört zum neuen deutschen Rückraum. Das Team ist also viel mehr als die
       bekannte und routinierte Achse Xenia Smits – Emily Vogel – Alina Grijseels.
       Wobei die drei weiterhin qua Erfahrung das Team führen.
       
       Bundestrainer Gaugisch sagt: „Wir konnten die Belastung und die
       Verantwortung verteilen. Ich vertraue jeder Spielerin zu 100 Prozent, dass
       sie das Richtige tut, wenn sie auf der Platte steht. Ich bin happy, dass
       jede on fire ist, wenn sie reinkommt.“ Natürlich ergeben sich daraus auch
       ganz andere taktische Möglichkeiten; die DHB-Auswahl wirkt schwieriger
       auszurechnen, tritt mal mit vier Rückraumspielerinnen auf, versucht sich
       auch im Sieben gegen Sechs, wenn das eigene Tor zugunsten einer
       zusätzlichen Feldspielerin leer bleibt.
       
       Die Zeiten sind vorbei, als Spielerinnen auf der Bank versauerten oder sich
       in Sekunden-Einsätzen kaum zeigen konnten. Gaugisch bekommt noch mehr
       Möglichkeiten: Dass sich in Annika Lott eine Spielmacherin nach
       überstandenen Schulterschmerzen in Turnierform bringt, ist eine zusätzliche
       positive Nachricht. Abgestreift hat Gaugischs Gruppe nun auch die Phase des
       ewigen Wartens, ist doch seit dem März-Lehrgang [3][von nichts anderem als
       der Heim-WM die Rede]. Gaugisch sagte: „Ich sehe Lockerheit und Fokus einer
       Gruppe, die gern Zeit miteinander verbringt. Beim Essen, beim Spielen, im
       Bus, immer sitzen andere Gruppen zusammen. Diese Mannschaft weiß, welche
       Riesenchance sie hier hat.“
       
       Ab Dienstag geht es in Dortmund mit der Hauptrunde und drei weiteren
       Auftritten weiter. „Dann wollen wir auch da sein, wenn es in den Spielen
       richtig knallt“, so Gaugisch. Er wirkt zuversichtlich wie nie zuvor – auch
       weil er weiß, dass da einiges von der Bank kommt.
       
       30 Nov 2025
       
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