# taz.de -- Vorschlag zur Steuerreform: AfD will die Reichsten reicher machen
> Einheitssteuer statt Steuersätze: Die AfD schlägt eine Steuerreform vor,
> die selbst die Union als „Umverteilung von unten nach oben“ kritisiert.
(IMG) Bild: Hat da mal was ausgerechnet: Der AfD-Finanzexperte Jörn König hält eine Rede im Bundestag
Am Donnerstag stellt die AfD im Bundestag eine Steuerreform zur Abstimmung.
Mit einer Einheitssteuer wolle sie die „hohe Abgabenquote“ reduzieren, sagt
die Partei. Die Frage ist jedoch: für wen? Laut Berechnungen des
Steuer-Experten Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
(DIW) würden die Leute mit den höchsten Einkommen am meisten profitieren.
Rund drei Viertel der privaten Mehreinnahmen der Steuerzahler:innen
würden sich demnach mit dem AfD-Vorschlag zukünftig zu den reichsten zehn
Prozent der Bevölkerung verlagern.
## Einheitssteuer statt Steuersätze
In dem zehnseitigen Antrag, der am Donnerstag auf der Tagesordnung des
Bundestages steht, plädiert die AfD für einen einheitlichen Satz von 25
Prozent bei der Einkommen- und Gewinnsteuer. Diese Einheitssteuer (Flat
Tax) gälte für Privatpersonen und Unternehmen. Heute reichen die
Steuersätze für Privathaushalte von 14 Prozent [1][auf niedrige Verdienste]
bis 45 Prozent auf hohe. Während der Freibetrag für Erwachsene, bis zu dem
keine Steuer anfällt, momentan bei knapp 12.100 Euro liegt, will ihn die
AfD auf 15.000 Euro anheben.
Auch Unternehmen sollen höchstens 25 Prozent entrichten. Heute zahlen sie
bis zu rund 30 Prozent Körperschaft- und Gewerbesteuer, wobei die
schwarz-rote Koalition schon beschlossen hat, die Belastung ab 2028 in
Richtung 25 Prozent zu verringern.
Zur Begründung führt die hartrechte Partei unter anderem die in Deutschland
im Vergleich zu anderen Staaten hohe Abgabenquote an. Nach Angaben des
Bundesfinanzministerium (BMF) liegt diese „im oberen Mittelfeld“, wobei sie
auch die Sozialabgaben beinhaltet. Bei der Steuerquote bewege sich
Deutschland „im unteren Mittelfeld“, sagt das BMF.
Die AfD kritisiert auch, dass die Steuereinnahmen in den vergangenen 20
Jahren stärker gestiegen seien als die Wirtschaftsleistung. Das stimmt,
allerdings war der Steuerzuwachs nur leicht höher als das Wachstum des
Bruttoinlandsprodukts. „Der Staat muss lernen, mit dem Geld auszukommen und
nicht ständig neue Ansprüche durch immer höhere Steuern zu finanzieren“,
erklärte AfD-Finanzpolitiker Jörn König.
## Union kritisierte Gerechtigkeitsproblem
DIW-Ökonom Bach hat die Verteilungswirkung des AfD-Vorschlags zur
Einkommensteuer untersucht. Im Vergleich zum heutigen Steuersystem würde
der einheitliche Satz von 25 Prozent in Kombination mit einem Freibetrag
von 15.000 Euro den Staat 116 Milliarden Euro jährlich kosten – etwa zehn
Prozent aller Steuereinnahmen. Während davon [2][die reichsten zehn Prozent
der Privathaushalte knapp 86 Milliarden Euro zusätzlich] auf ihren Konten
verbuchten, hätten die dahinter folgenden 40 Prozent wohlhabendsten
Bürger:innen einen Vorteil von ungefähr 26 Milliarden Euro.
Die Hälfte der Bevölkerung mit den niedrigen und mittleren Einkommen
profitiert Bach zufolge auch, erhielte allerdings nur etwa fünf Milliarden
Euro pro Jahr. Diese Verteilungswirkung verschöbe sich etwas, aber nicht
deutlich zugunsten der Mittelschichten, wenn man den Kinderfreibetrag von
12.000 Euro berücksichtigt, den die AfD ebenfalls vorschlägt.
Das Modell orientiert sich an den Vorstellungen des ehemaligen
Verfassungsrichters Paul Kirchhof. Diese spielten 2005 eine große Rolle im
Wahlkampf der späteren CDU-Kanzlerin Angela Merkel. Die [3][damit
verbundenen Verteilungs- und Gerechtigkeitsprobleme] wurden damals jedoch
scharf kritisiert, so dass die Union das Konzept wieder fallen ließ.
## Konzept würde zu „erheblichen Mindereinnahmen“ führen
Anders als DIW-Experte Bach rechnet AfD-Politiker König, wenn er die
möglichen Steuerausfälle im „ersten Jahr“ auf nur „30 Milliarden Euro“
beziffert. Danach stiegen die Einnahmen wieder, weil die Mittelschicht
wegen der geringeren Steuerbelastung mehr arbeite, verdiene und investiere.
Wenn Geld gespart werden müsse, lasse sich das ohne Probleme etwa durch
Kürzungen zulasten ausländischer [4][Bürgergeld-Empfänger] hereinholen, so
der AfD-Politiker.
Als der Finanzausschuss des Bundestages kürzlich über den AfD-Vorschlag
diskutierte, monierte die CDU-CSU-Fraktion, er würde „zu einer Umverteilung
von unten nach oben führen“. Die Union wies darauf hin, „dass die
Kombination aus hohen Freibeträgen und der Flat Tax von 25 Prozent
erhebliche Steuermindereinnahmen“ verursache. Weil dem Staat dann Dutzende
Milliarden Euro zum Beispiel für öffentliche Investitionen fehlten, könne
eine derartige Steuerreform nicht „die erforderlichen Wachstumsimpulse für
Deutschland liefern“. SPD, Grüne und Linke kritisierten das Konzept
ebenfalls. Der Finanzausschuss lehnte es ab.
6 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Hannes Koch
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würden fast ausnahmslos Reiche profitieren, sagt Wirtschaftsweise Achim
Truger.