# taz.de -- Heinz-Christian Strache vor Gericht: Wieder auf der Anklagebank
> Die Staatsanwaltschaft Wien klagt den früheren FPÖ-Chef und Vizekanzler
> Österreichs wegen Untreue an. Es geht um eine Lebensversicherung.
(IMG) Bild: Heinz-Christian Strache wartet auf den Beginn der ersten Sitzung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Ibiza-Gate in Wien, Österreich, 4. Juni 2020
Er führte die rechtsradikale FPÖ in lichte Höhen, dann folgte der tiefe
Fall: Heinz-Christian Strache. Er war von Ende 2017 bis Mai 2019
Vizekanzler Österreichs, bevor er über den [1][Ibiza-Skandal] stürzte.
Seitdem ist er in seiner Partei in Ungnade gefallen, politische
Comebackversuche mit seiner Partei „Team HC Strache“ blieben weitestgehend
erfolglos.
Nun droht ihm weiteres Ungemach: Die Staatsanwaltschaft Wien hat eine
Anklage wegen Untreue eingebracht. Strache solle versucht haben, sich
300.000 Euro aus seiner Lebensversicherung auszahlen zu lassen, die die FPÖ
Wien für ihn abgeschlossen hatte. Auch ein ehemaliger Parteikollege, der
daran beteiligt gewesen sein soll, wurde angeklagt.
Der Versicherungszeitraum war von 2007 bis 2017. Ursprünglich sollte im
Todesfall Straches Familie abgesichert werden, im Erlebensfall stand die
Prämie hingegen der Partei zu. Laut Anklage ließen Strache und der
Mitangeklagte 2014 – ohne Wissen oder Beschluss eines Parteigremiums – eine
Vereinbarung erstellen, die Strache im Erlebensfall als Bezugsberechtigten
vorsah.
Nach seinem Rücktritt soll Strache zudem wiederholt versucht haben,
FPÖ-Mitglieder zur Auszahlung an ihn zu bewegen, wie es in der Anklage
heißt. Bei einer Verurteilung drohen Strache ein bis zehn Jahre Haft. Die
Anklage ist noch nicht rechtswirksam, da die Angeklagten binnen zwei Wochen
Einspruch bei Gericht erheben können.
## Vor einem unabhängigen Gericht
Er habe niemals unzulässig über Parteigelder verfügt oder sich etwas
auszahlen lassen, sagt Strache: „Im Gegenteil: Ich habe eine Auszahlung
während meiner aktiven Obmannzeit ausdrücklich abgelehnt und stets auf die
korrekte Umsetzung des bestehenden Beschlusses bestanden.“ Sowohl Zeugen
als auch Chatverläufe könnten dies belegen. Er sei erleichtert, dass die
Sache nun endlich vor einem unabhängigen Gericht verhandelt werde, so
Strache.
Die Anklage ist wohl Spätfolge der Ermittlungen, die im Zuge [2][des
Ibiza-Skandals 2019] aufgenommen wurden. In zwei Fällen kam es bereits zu
Gerichtsverfahren: Im sogenannten „Prikraf“-Verfahren lautete der Vorwurf
auf Einflußnahme auf eine gesetzliche Regelung zugunsten einer
Privatklinik.
Strache wurde zunächst zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, in der
Berufungsinstanz aber freigesprochen. Auch im Verfahren rund um eine
Intervention Straches bei der Besetzung eines Aufsichtsratspostens mit
einem FPÖ-nahen Unternehmer, für die im Gegenzug Parteispenden geflossen
sein sollen, wurde Strache rechtskräftig freigesprochen.
30 Oct 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Ibiza-Affaere-in-Oesterreich/!5760714
(DIR) [2] /Ibiza-Video/!6110568
## AUTOREN
(DIR) Florian Bayer
## TAGS
(DIR) Österreich
(DIR) Heinz-Christian Strache
(DIR) Justiz
(DIR) Social-Auswahl
(DIR) Russland
(DIR) Österreich
(DIR) Österreich
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Untersuchungsausschuss in Österreich: Kuscheln mit russischen Beamten
Eine Akte aus einem U-Ausschuss zeigt: Die FPÖ wollte Treffen mit
russischen Beamten organisieren. Die Nähe der Partei zu Moskau ist bekannt.
(DIR) Korruptionsprozess in Österreich: Freispruch für Strache
Ein Wiener Gericht hat den früheren Vizekanzler und FPÖ-Chef
freigesprochen. Für den Vorwurf des Gesetzeskaufs gebe es nicht genügend
Beweise.
(DIR) Bestechungsvorwurf in Österreich: Strache erneut vor Gericht
Dem rechten Ex-Vize-Kanzler Strache wird Bestechlichkeit und Bestechung
vorgeworfen. Er soll einem Unternehmer gegen Geld einen Posten besorgt
haben.