# taz.de -- TKKG ist gekommen, um zu bleiben: Besetzung mit Meerblick
> Die Bundeswehr fordert in Kiel ein Ex-Militärgelände zurück, auf dem ein
> Wohnviertel entstehen soll. Die Turbo-Klima-Kampf-Gruppe hat es nun
> besetzt.
(IMG) Bild: Plattform in den Baum gebaut: Mitglieder der Turbo-Klima-Kampf-Gruppe hoffen, dass sich andere ihrem Protest anschließen
Sie kamen in der Nacht, mit Balken und Werkzeug: Mitglieder der [1][Kieler
„Turbo Klima-Kampf-Gruppe“], abgekürzt mit TKKG, besetzten am frühen
Donnerstagmorgen einen Baum auf dem ehemaligen Gelände des
Marinefliegergeschwaders 5 (MFG 5). Sie wollen mit ihrer Aktion ein Zeichen
gegen Militarismus setzen und für eine vielfältige Nutzung des Geländes
werben.
Die Stadt Kiel möchte hier eigentlich ein neues Wohnviertel bauen. Doch nun
erhebt die Bundeswehr wieder Anspruch auf ihre frühere Fläche und hat
Verhandlungen angeboten. [2][Ähnliche Debatten laufen bundesweit] in Bezug
auf frühere Militärstandorte.
Der besetzte Baum steht in einem Wäldchen nahe des Skateparks, der am Rand
des MFG-5-Geländes an der Kieler Förde liegt. Die aus Balken gezimmerte
Plattform trägt den Namen „Meerblick“, berichtet Karl, ein Sprecher der
TKKG. „Weil man von oben auf die Ostsee schaut“.
## Kiel plant neuen Stadtteil
Zwei, teilweise drei Personen halten sich seit dem frühen Morgen auf der
Plattform auf, weitere sind zur Unterstützung am Boden. „Wir sind gekommen,
um zu bleiben“, sagt Karl. Werde die Plattform nicht gewaltsam geräumt,
stelle sich die Gruppe auf eine längere Besetzung ein. Die Hoffnung sei,
dass sich Menschen aus Kiel den Protesten anschließen. „Bisher gab es schon
viele positive Reaktionen von Leuten, die hier vorbeikamen.“
Über das MFG-5-Gelände wird seit Jahren diskutiert. Kiel plant dort einen
neuen Stadtteil mit rund 2.250 Wohneinheiten, daneben sollen rund 19 Hektar
Gewerbeflächen entstehen. Der [3][Rest des Geländes soll Platz für Wald,
Sport und Freizeitaktivitäten bieten].
Allerdings geht die Umsetzung langsam voran. Inzwischen sind in alten
Kasernengebäuden Geflüchtete untergebracht, auch die [4][Kieler
Bauwagengruppe „Schlagloch“] hat einen Platz auf dem Gelände.
## Bundeswehr will ihr Gelände in Kiel zurück
Im Sommer [5][meldete die Bundeswehr erneut Interesse an] dem Gelände an,
das sie im Jahr 2013 an die Stadt verkauft hatte. Einen konkreten Vorschlag
gab es bisher nicht, auch eine Summe für den Rückkauf wurde wohl nicht
genannt. [6][Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD)] schlug eine mögliche
Teilung des 73 Hektar großen Areals vor: ein Teil Bundeswehr, ein Teil
Wohnviertel.
Ende vergangener Woche wurde es konkreter: Vertreter:innen von
Stadtverwaltung, Bundeswehr und weiteren Bundesbehörden trafen sich zu
einem Standortdialog. Es seien „erste Kompromisslinien diskutiert“ worden,
heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Weitere Gespräche sollen in
den kommenden Wochen folgen, eine Einigung bis Februar 2026 vorliegen. Die
Bundeswehr verweist dabei auf den Bedarf, der aus dem „erheblichen Aufwuchs
der Streitkräfte resultiert“.
Für die TKKG-Mitglieder wäre eine Rückkehr der Bundeswehr der falsche Weg.
Ganz konkret sei das Wäldchen auf dem Gelände bedroht. Vor allem aber müsse
ein ziviler Ort dem Militär weichen, so Sprecher Karl. „In Kiel sind
Marine, Rüstungsbetriebe und Werften ohnehin extrem stark – darunter sind
Betriebe, die in aktuelle Kriegsgebiete liefern. Kiel als Stadt gibt sich
ein cooles, grünes Image, aber in Wahrheit werden Militär- und
Kreuzfahrtinfrastruktur ausgebaut.“ Dagegen wolle die Gruppe mit der Aktion
auf dem Gelände und der Baumbesetzung protestieren.
Im Lauf des Vormittags kamen sowohl der städtische Sicherheitsdienst als
auch die Polizei mehrfach vorbei, unternahmen aber bisher nichts, um die
Besetzung zu beenden. Die Stadt könnte als Hausherrin des MFG-5-Geländes
eine Räumung beantragen, hat aber bisher keine Schritte eingeleitet. Die
Polizei habe die Aktion als politische Versammlung akzeptiert, sagt
TKKG-Sprecher Karl.
28 Oct 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Klimaaktivismus-im-Norden/!5801063
(DIR) [2] /Bundeswehr-stoppt-Umwandlung/!6124951
(DIR) [3] https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/sanierungsgebiet_holtenau_ost.php
(DIR) [4] /Bauwagen-Gruppe-appelliert-an-Stadt/!5825873
(DIR) [5] /Kasernen-statt-Wohnungen/!6103744
(DIR) [6] /Schleswig-Holsteins-SPD-im-Vorwahlkampf/!6098667
## AUTOREN
(DIR) Esther Geisslinger
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