# taz.de -- Neuer Ausbruch der Vogelgrippe: Das Problem heißt immer noch Massentierhaltung
       
       > Statt die Ursachen für Tierseuchen anzugehen, baut die Bundesregierung
       > weiter ab, was an Tierschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen noch übrig
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Ob Vogelgrippe oder nicht, das Problem ist und bleibt Massentierhaltung
       
       Tierseuchen können wir inzwischen. Die zuständigen staatlichen Behörden
       betreiben meist relativ professionelles Krisenmanagement, die Landwirte
       werden teilweise entschädigt, die Öffentlichkeit nimmt traurige und
       mitleiderregende Bilder von Tierkörpern zur Kenntnis, [1][die
       baggerschaufelweise in Containern entsorgt werden].
       
       Es folgen Wiederholungskurse über die Grundlagen der Virologie und, je nach
       Interessenlage, Debatten über die Resilienz der Massentierhaltung oder über
       steigende Preise, aktuell über Eier und Weihnachtsgänse. Nach der
       Rinderseuche BSE, nach Schweinepest und wiederkehrender Vogelgrippe haben
       sich Routinen entwickelt.
       
       All das zusammen lässt sich vielleicht am ehesten mit einer „Normalität des
       Entsetzlichen“ beschreiben. Es werden hier 50.000, dort 80.000, insgesamt
       bislang 500.000 Tiere getötet, um das Virus einzudämmen. In den USA waren
       es im vergangenen Winter 19 Millionen Nutztiere, die wegen der Vogelgrippe
       getötet wurden.
       
       Das Töten dieser Tiere ist billiger, als sie zu impfen und dabei
       tierärztlich zu überwachen. Millionen von Tieren werden „aufgestallt“, also
       eingesperrt, auch dies, um das Virus einzudämmen. Nicht, [2][um die
       Wildtiere zu schützen] – deren Populationen werden sich erholen, davon
       gehen Fachleute aus, und viel eher als Viren machen schrumpfende
       Lebensräume, Verschmutzung und der Klimawandel Arten den Garaus. Beim
       aktuellen Virenschutz geht es sowieso nur darum, Betriebe zu schützen und
       Preise konstant zu halten.
       
       ## Die Tiere wären ohnehin bald gestorben
       
       Das wäre besser zu ertragen, wenn wir eine Lebensmittelwirtschaft im Wandel
       beobachten würden. Wenn klar wäre, dass Ställe mit Zigtausenden Tieren ein
       Anachronismus wären, den zu überwinden Betrieben, Politik und
       Verbraucher:innen ein Anliegen wäre. Wenn der Staat seine Milliarden
       für die Transformation auch für eine humanere Tierhaltung ausgäbe. Wenn es
       mehr und mehr Common Sense wäre, dass Weihnachtsgänse eben nur zu
       Weihnachten im Angebot sind und Eier ein wertvolles Lebensmittel, die mehr
       kosten dürfen als 20 Cent.
       
       Aber so ist es ja nicht. Der aktuelle Landwirtschaftsminister räumt das
       wenige ab, was seine Vorgänger:innen an Nachhaltigkeit in der
       Tierhaltung umgesetzt oder wenigstens vorgehabt haben. Rituelles
       Leberkäsesemmelessen ist politisch erfolgreich und das Thema vegetarische
       Ernährung auf dem Weg zurück in die Nische. [3][Das Keulen Tausender
       Nutztiere] muss man so schrecklich übrigens nicht finden. Eine Mastente in
       konventioneller Haltung lebt durchschnittlich 42 Tage – viel früher als
       sowieso ist sie in diesem Herbst also nicht gestorben.
       
       27 Oct 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
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