# taz.de -- IGH-Urteil über Gaza: Israel darf „Aushungern der Zivilbevölkerung nicht als Kriegsmethode nutzen“
       
       > Israel muss die volle Versorgung der Palästinenser:innen
       > gewährleisten. Das hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag
       > entschieden.
       
 (IMG) Bild: Internationaler Gerichtshof: Israel muss die Versorgung der Palästinenser:innen voll gewährleisten
       
       rtr, afp | Israel muss nach Angaben des höchsten Gerichts der Vereinten
       Nationen die [1][Grundversorgung der Menschen im Gazastreifen]
       sicherstellen. Israel sei verpflichtet, Hilfsmaßnahmen der Vereinten
       Nationen und ihrer Organisationen zu unterstützen, geht aus einem am
       Mittwoch bekannt gewordenen Gutachten des Internationalen Gerichtshofs
       (IGH) hervor.
       
       „Als Besatzungsmacht ist Israel verpflichtet, die Grundbedürfnisse der
       lokalen Bevölkerung sicherzustellen, einschließlich der für ihr Überleben
       notwendigen Güter“, sagte der Vorsitzende Richter Yuji Iwasawa. Israel
       dürfe „das Aushungern der Zivilbevölkerung nicht als Kriegsmethode nutzen“,
       erklärte er. Das israelische Außenministerium wies die Feststellungen des
       Gerichts umgehend zurück.
       
       Israel müsse auch mit dem UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA)
       zusammenarbeiten, heißt es in dem Gutachten des auch als Weltgericht
       bekannten IGH. Die Entscheidungen des Gerichts sind nicht bindend, der IGH
       verfügt über keine Macht zur Durchsetzung seiner Entscheidungen. Allerdings
       haben seine Urteile ein erhebliches rechtliches und politisches Gewicht.
       
       Die UN warnen seit Monaten vor einer [2][humanitären Katastrophe im
       Gazastreifen]. Die Menschen dort hätten nicht genug zu essen, keine
       medizinische Versorgung und hausten wegen der großflächigen Zerstörungen in
       Notbehelfen. Israel hat den Gazastreifen abgeriegelt und verhindert immer
       wieder Hilfslieferungen.
       
       Das Außenministerium in Jerusalem widersprach. Israel komme seinen
       Verpflichtungen aus dem Völkerrecht in vollem Umfang nach, teilte es auf X
       mit. Das Ministerium wiederholte Vorwürfe, das UNRWA beschäftige
       Hamas-Aktivisten. Israel werde nicht mit einer Organisation
       zusammenarbeiten, die von terroristischen Aktivitäten durchsetzt sei. Die
       IGH-Richter stellten in ihrem Gutachten jedoch fest, dass Israel seine
       Behauptungen, eine nennenswerte Zahl von UNRWA-Mitarbeitern sei Mitglied
       der Hamas, nicht belegt habe.
       
       Die Vereinten Nationen hatten im August vergangenen Jahres mitgeteilt, dass
       neun UNRWA-Mitarbeiter an dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober
       2023 beteiligt gewesen sein könnten und entlassen worden seien. Ein
       weiterer Hamas-Kommandeur, dessen Anstellung beim UNRWA von dem Hilfswerk
       bestätigt wurde, wurde nach israelischen Angaben im [3][Oktober 2024 im
       Gazastreifen getötet].
       
       22 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Trumps-Gaza-Plan/!6117984
 (DIR) [2] /Hamas-in-Gaza/!6117968
 (DIR) [3] /Autorin-zu-Vertrauensverlust-in-Medien/!6117949
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Gaza
 (DIR) Gaza-Krieg
 (DIR) Hunger
 (DIR) Waffen
 (DIR) Internationaler Gerichtshof
 (DIR) Gaza
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Genozid
 (DIR) Schwerpunkt Pressefreiheit
 (DIR) Westjordanland
 (DIR) Nahost-Debatten
 (DIR) Journalismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Israels Krieg im Gazastreifen: Netanjahu ordnet „intensive Angriffe“ an
       
       Ist die Waffenruhe schon wieder Geschichte? Nach Bericht über ein
       Feuergefecht ordnet Israels Premier neue Angriffe im zerstörten
       Küstenstreifen an.
       
 (DIR) Expertenkomitee soll vorerst verwalten: Hamas stimmt Übergabe des Gazastreifens zu
       
       Die Hamas und weitere palästinensische Gruppierungen haben erklärt, der
       vorläufigen Verwaltung des Gazastreifens durch unabhängige „Technokraten“
       zuzustimmen.
       
 (DIR) Aufarbeitung der Verbrechen in Gaza: Wer verfolgt die Komplizen?
       
       Europa und die USA sind für Menschenrechtsverletzungen in Gaza
       mitverantwortlich. Der Krieg ruft Assoziationen zu den Nürnberger Prozessen
       wach.
       
 (DIR) Pressefreiheit in Nahost: Gericht vertagt Entscheidung über Pressezugang in Gaza
       
       Das Ringen internationaler Medien um Zugang zu Gaza geht weiter: Das
       oberste Gericht Israels hat die Frist für die Regierung verlängert.
       
 (DIR) Siedlergewalt im Westjordanland: Eskalation im Schatten der Olivenbäume
       
       Die Saison der Olivenernte hat begonnen – und im Westjordanland häufen sich
       die Angriffe von Siedlern auf palästinensische Bauern.
       
 (DIR) Trumps Gaza-Plan: Das neue Nahost-Quartett
       
       Der Waffenstillstand in Gaza hält vorerst. Ohne Katar, die Türkei und
       Ägypten wäre das nicht möglich – denn Trump fehlt es an Glaubwürdigkeit.
       
 (DIR) Autorin zu Vertrauensverlust in Medien: „Diejenigen sichtbar machen, die keine Stimme haben“
       
       Vertrauen in Journalismus gehe teilweise verloren. Nadia Zaboura spricht
       über Fehlerkultur, Doppelstandards und warum Neutralität ein „Fantasma“
       ist.