# taz.de -- Europäische Drohnenabwehr: Die EU macht der Nato Konkurrenz
       
       > Das erste Drohnen-Abwehrsystem der EU soll schon Ende 2026 stehen – doch
       > es gibt noch viele Probleme. Ihnen fällt auch der „Drohnenwall“ zum
       > Opfer.
       
 (IMG) Bild: Polizisten der Drohnenabwehr NRW peilen mit einem Jammer (l) und einem Fernglas (r) bei einer Vorführung eine Drohne an
       
       taz | Die EU will bis 2030 kriegstauglich werden, aber schon Ende 2026
       Drohnen abwehren und zur Not auch abschießen können. Dies kündigte die
       EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel an. Der Plan ist Teil einer
       Strategie zur „Verteidigungs-Bereitschaft“, die die 27 EU-Länder auf einen
       Krieg mit Russland vorbereiten soll. Die Nato hat die Pläne begrüßt, aber
       bessere Abstimmung angemahnt.
       
       Dass die EU eigene Pläne zur Verteidigung schmiedet, ist neu. Bisher
       entscheiden die Mitgliedstaaten selbst, wie sie sich für einen möglichen
       Krieg rüsten. Die Nato gibt Fähigkeitsziele vor und sorgt für die
       Koordination auf militärischer Ebene. Nun will die EU-Kommission mitreden
       und nachhelfen. Sie verweist dabei auf russische Drohnen und
       Luftraum-Verletzungen – und macht gehörig Druck.
       
       Man dürfe keine Zeit mehr verlieren und müsse die Anstrengungen bündeln,
       sagte ein EU-Beamter. Deshalb will Brüssel den Mitgliedsstaaten konkrete
       Ziele vorgeben und sie zur Zusammenarbeit in sogenannten
       „Fähigkeits-Koalitionen“ auffordern. Neben der Drohnenabwehr geht es auch
       um die Sicherung der „Östlichen Flanke“, ein „European Air Shield“ und die
       Verteidigung im Weltraum.
       
       „Wir müssen jeden Bürger und jeden Quadratzentimeter unseres Territoriums
       schützen“, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Um bis
       2030 verteidigungsbereit zu sein, wolle ihre Behörde mit „Meilensteinen“
       und „Flaggschiff-Projekten“ nachhelfen. Außerdem stellt die EU-Behörde
       neuerdings Kredite über 150 Milliarden Euro für Rüstungsprojekte zur
       Verfügung.
       
       ## „Drohnenwall“ fällt ins Wasser
       
       In der Praxis gibt es aber große Probleme. So musste von der Leyen bereits
       von ihrem Lieblings-Projekt eines östlichen [1][„Drohnenwalls“] abrücken.
       Weil auch Italien und andere Länder auf Schutz pochen, ist nun von einer
       „European Drone Defence Initiative“ die Rede. Völlig unklar bleibt, wie die
       EU-Kommission für eine flächendeckende Drohnenabwehr sorgen will.
       
       Bisher gelingt dies nicht einmal in Deutschland – unter anderem wegen
       Kompetenzgerangel zwischen [2][Polizei] und Bundeswehr. Zudem verfügen
       weder EU noch Nato über das nötige Know-How. Die Europäer wollen deshalb
       mit der Ukraine zusammenarbeiten, die im Abwehrkampf gegen Russland
       Erfahrung gesammelt hat und über eine bedeutende Drohnenproduktion verfügt.
       
       Ein weiteres Problem ist die Rivalität zwischen den Mitgliedstaaten. So
       pocht Frankreich darauf, dass die EU nur Waffen aus europäischer Produktion
       fördern soll – Paris will damit auch die heimische Industrie fördern.
       [3][Deutschland] will die Führung beim geplanten „European Air Shield“
       übernehmen. Das könnte aber auch andere Länder interessieren.
       
       ## Nato will „keine Doppelungen“
       
       Außerdem möchte auch noch die Nato ein Wörtchen mitreden. So kündigte
       Nato-Generalsekretär Mark Rutte eine eigene Drohnen-Initiative an. Die Nato
       werde eine „Reihe zusätzlicher Maßnahmen zur Drohnenabwehr umsetzen“, sagte
       Rutte am Mittwoch bei einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel. Er
       begrüßte zwar die EU-Pläne, betonte aber auch, es dürfe „keine Doppelung“
       geben.
       
       Bei dem Nato-Treffen kündigte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius
       (SPD) neue Investitionen in Höhe von 10 Milliarden Euro für Drohnen an. Es
       gehe um alle Arten von unbemannten Luftfahrzeugen, also auch um
       Angriffsdrohnen. Außerdem will Pistorius Kampfjets nach Polen schicken.
       Dort sollen sie die Nato-Ostflanke absichern helfen – auch hier geht es um
       Drohnenabwehr.
       
       US-Kriegsminister Pete Hegseth – so sein offizieller neuer Titel – forderte
       die Europäer auf, mehr Geld für Waffenkäufe in den USA auszugeben. Der
       ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal sagte, sein Land brauche
       2026 Militärhilfe im Wert von 60 Milliarden Dollar. Die europäischen
       Partner sollten dafür mindestens 0,25 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts
       aufwenden.
       
       Die USA haben angekündigt, kein Geld mehr für die Ukraine zu geben. Deshalb
       steigt nun der Druck auf die Europäer.
       
       16 Oct 2025
       
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