# taz.de -- Kongresswahl in Argentinien: Wo Hundefutter zur Anlage wird
       
       > Vor der Parlamentswahl in Argentinien hat der US-Finanzminister einen
       > Währungstausch in Milliardenhöhe verkündet. Doch nur, wenn Javier Milei
       > gewinnt.
       
 (IMG) Bild: Den Dollar fest im Blick: Pinky aus Buenos Aires
       
       Neuerdings erhalte ich beim Gassigehen mit meiner Hündin Pinky interessante
       Tipps, wie man sich gegen Wechselkursschwankungen des Pesos schützen kann.
       Schließlich ist es kein Geheimnis, dass niemand in Argentinien Vertrauen in
       die Landeswährung hat. Und es ist auch nichts Neues, dass vor jeder
       nationalen Wahl der Wert des US-Dollars steigt und der des Pesos fällt,
       weil die Argentinier*innen vorher lieber ihre Pesos in Dollar
       tauschen.
       
       Weil der [1][Ausgang der Wahlen] so ungewiss ist, bevorzugen 70 Prozent der
       Argentinier*innen, die etwas Geld beiseite legen können, echte
       Dollarscheine oder auf Dollar lautende Wertpapiere. Doch diesmal ist vor
       den Kongresswahlen am Sonntag alles anders. Zum ersten Mal in der
       Geschichte des Landes [2][hat das US-Finanzministerium direkt in den
       lokalen Finanzmarkt eingegriffen]. „Argentinien steht vor einer schweren
       Liquiditätskrise. Aus diesem Grund kaufen wir heute direkt argentinische
       Pesos“, twitterte US-Finanzminister Scott Bessent aus Washington. Prompt
       setzte der Peso in Buenos Aires zum Höhenflug an.
       
       „Ich habe jetzt fünf große Säcke Hundefutter gekauft“, erzählt mir das
       Herrchen von dem Boxer-Rüden aus der Parallelstraße, während meine Hündin
       Pinky den Nachbarshund freudig beschnuppert. Damit sei er auf der sicheren
       Seite. Vor den letzten Wahlen habe er seine Peso wie alle in Dollar
       getauscht. „Natürlich klandestin, offiziell durfte damals ja niemand“, fügt
       er leiser hinzu. Inzwischen ist das legal über die Banken möglich.
       
       Sein Schwager hat auch diesmal alles auf die Dollar-Karte gesetzt. Er
       arbeitet bei einem Wirtschaftsforschungsinstitut, also müsse er Bescheid
       wissen. „Aber mit den USA hat der auch nicht gerechnet“, verrät das
       Boxer-Herrchen. Lange Zeit schien ja auch alles wie immer: Je näher der
       Wahltag rückte, desto größer wurde die Nachfrage nach Dollars. Doch die
       Zentralbank musste diesmal so viele Dollar auf den Markt werfen, um den
       Wertverlust des Pesos zu bremsen, dass ihr die Dollars auszugehen drohten.
       
       ## „Das Vaterland ist nicht zu verkaufen“
       
       Schließlich machte der US-Finanzminister dem Spuk ein Ende. Prompt stieg
       der Kurs des Peso. Allerdings nur, bis US-Präsident Trump erklärte, dass
       damit Schluss sei, [3][sollte Milei die Kongresswahlen am kommenden Sonntag
       nicht gewinnen]. „Wenn er nicht gewinnt, werden wir unsere Zeit nicht
       verschwenden“, so Trump. Seither ist der Peso wieder im Sinkflug. Selbst
       der diese Woche vereinbarte Währungsswap im Wert von 20 Milliarden Dollar
       zwischen der argentinischen Zentralbank und dem US-Finanzministerium hat
       daran nichts geändert.
       
       „Wer hätte erwartet, dass der studierte Ökonom Javier Milei bei seiner
       Paradedisziplin Finanzen so am US-Haken hängen wird“, seufzt das
       Boxer-Herrchen, es hat sich vom überzeugten Milei-Wähler zum Siperista
       gewandelt. Eine Kombination aus „Si, pero – ja, aber“. Ihnen hatte Milei
       seinen Triumph vor zwei Jahren letztlich zu verdanken, nun aber sind sie
       nachdenklich geworden.
       
       Pinky hat mittlerweile Reina entdeckt. Seit die Colliehündin vor etwa einem
       Jahr aus Rosario in unsere Nachbarschaft gezogen ist, freut sich Pinky
       immer besonders, wenn sie sie trifft. „Sie sind doch Journalist, oder?
       Haben Sie gehört, was Trump letzten Montag gesagt hat?“, fragt mich Reinas
       Frauchen. „Ja“, sage ich und zitiere den US-Präsidenten: „Argentinien
       kämpft ums Überleben. Nichts hilft ihnen. Verstehen Sie, was das bedeutet?
       Sie haben kein Geld, sie haben nichts, sie sterben.“
       
       „Der hat doch echt nicht mehr alle Tassen im Oval Office“, schimpft sie.
       Eigentlich wollte sie nicht wählen und sei auch immer noch im Wahlregister
       von Rosario. Aber das habe sie so wütend gemacht, dass sie am Sonntag nun
       die über 200 Kilometer bis zu ihrem Wahllokal in der Hafenstadt am Río
       Paraná fahren wolle, um die Fuerza Patria der Peronisten zu wählen. „La
       Patria no se vende – Das Vaterland ist nicht zu verkaufen“, sagt sie
       entschlossen, während Pinky an der Leine Richtung Fressnapf zieht.
       
       24 Oct 2025
       
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 (DIR) Jürgen Vogt
       
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