# taz.de -- Refugee-Karawane Tagebuch (8): Denn sie wissen nicht, was passiert
       
       > Aus dem alten Flughafen Tegel wurde eines der größten Flüchtlingslagers
       > Deutschland. Es sei ein Ort, um ihren Willen zu brechen, sagen
       > Bewohnerinnen und Bewohner.
       
 (IMG) Bild: Gekommen, um für ihre Menschenrechte zu kämpfen
       
       Guten Morgen aus Berlin, am siebten Tag der Karawane. In Berlin werden wir
       am Oranienplatz herzlich empfangen. Dieser Morgen unterscheidet sich von
       den anderen Tagen, an denen wir gezeltet haben: Ich bin an einem warmen Ort
       aufgewacht, und das früh. Der Tag beginnt mit einer Pressekonferenz.
       
       Sechs Sprecher:innen sitzen am Tisch, jede:r Sprecher:in widmet sich
       einem bestimmten Thema, fünf Minuten lang – Bezahlkarte, Lager,
       Abschiebungen, Seenot usw. Dann fahren wir zum ehemaligen Flughafen Tegel,
       wo ein Lager mit bis zu 2.000 Plätzen aufgebaut wurde. Wir starten eine
       Kundgebung, die Flüchtlinge im Lager dürfen nicht teilnehmen.
       
       Hassan sagt: „Tegel ist ein Ort, an dem Flüchtlinge starkem Rassismus
       ausgesetzt sind. Wir wollen ihnen zur Seite stehen.“
       
       Evren Alan hat vier Monate im Lager Tegel gelebt. Die Bewohner seien
       gezwungen, dort unter unmenschlichen Bedingungen zu leben. „Hunderte von
       Menschen leben in Räumen ohne Fenster.“ Die besonderen Bedürfnisse von
       Kindern, Frauen und LGBTQ würden ignoriert. „Sie wenden Methoden an, um
       unseren Willen zu brechen und uns zum Schweigen zu bringen.“
       
       Wizzy ist syrischer Songwriter, Performer und Aktivist für Queer Syria. Er
       erinnert daran, dass Tegel in ein GEAS-Lager für die Schnellverfahren nach
       dem neuen EU-Asylsystem umgewandelt werden. Im Falle einer ablehnenden
       Entscheidung und bei Dublin-Entscheidungen sollen die Menschen hier
       inhaftiert und direkt von hier aus abgeschoben werden.
       
       Nach einer Musikpause spricht Wadislaw aus einer Gruppe queerer Flüchtlinge
       aus der Ukraine.
       
       „Ich kam am Ende des Winters aus der Ukraine und hatte keine Ahnung, was
       mich hier erwarten würde,“ sagte er. „Ich blieb fünf Monate lang hinter
       diesen Metallzäunen. Jetzt stehen wir hier vor diesem Zaun.“ Die meisten
       Berliner wuessten nicht, was hier im Lager Tegel passiert. „Wenn ich ihnen
       von den Lebensbedingungen hier erzähle, sind sie wirklich überrascht“, sagt
       Wadislaw. Es sei sehr wichtig, die Menschen zu sensibilisieren. „Ich bin
       nicht mehr dort, aber viele Menschen haben dort zwei Jahre und länger
       gelebt.“
       
       Am Ende spreche ich noch über die rassistische Zahlungskarte, die als
       „Bezahlkarte“ bekannt ist. „Wir fordern lautstark und respektvoll die
       Abschaffung der Bezahlkarte.“
       
       Dann sind die Aktivitäten des Freitags beendet und der Duft der großen
       Parade liegt in der Luft. Wir kehrten zum Oranienplatz zurück, wo morgen
       früh die Parade stattfinden wird. Ich freue mich darauf, mit einer mutigen
       Parade durch die Straßen Berlins zu ziehen.
       
       Das Tagebuch [1][wird fortgesetzt].
       
       27 Sep 2025
       
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