# taz.de -- Refugee-Karawane Tagebuch (9): Eine Feier des Widerstands
       
       > Es ist ein goldener Samstag in Berlin und die Abschlussparade zeigt,
       > welche Kraft es uns geben kann, wenn wir unsere Kämpfe verbinden.
       
 (IMG) Bild: Mit Fahnen durch Berlin: Teilnehmer:innen der Refugee-Karawane bei ihrer Demonstration
       
       Guten Morgen aus Berlin, am letzten Tag [1][der Karawane]. Die Sonne
       scheint anders als sonst. Ihr goldenes Licht erstreckt sich über den
       Oranienplatz in Kreuzberg, als wüsste auch sie, dass dies der letzte Tag
       unserer gemeinsamen Reise ist.
       
       Ich erwache zu dem leisen Summen von Gesprächen, dem Klirren von
       Wasserkochern und den unverkennbaren Geräuschen der letzten Vorbereitungen.
       
       Die angemieteten Trucks rollen in leuchtender Dekoration vor, geschmückt
       mit Bändern, Slogans und Flaggen, die stolz aus allen Fenstern wehten.
       Große Banner spannen sich über die Seiten der Ladeflächen.
       
       Im Lauf des Vormittags sammeln sich Hunderte Menschen. Sechs Lastwagen
       sollen unsere Kämpfe repräsentieren. Da gibt es etwa den „No Lager“-LKW,
       mit starken Reden gegen die Isolation und Diskriminierung in den Lagern.
       Die Fahrer von Lieferando versammeln sich um einen Truck, geschmückt mit
       Fahrradrädern und Lieferando-Taschen. [2][Sie protestieren gegen die
       Ausbeutung], die vielfach Migrant:innen trifft.
       
       Die Trucks stehen in einer Reihe, die Menschen sind aufgeregt. „Wir sind
       hier, wir werden kämpfen“, rufen sie. „Bewegungsfreiheit ist ein Recht für
       alle.“
       
       Gegen 12 Uhr setzt sich die Parade in Bewegung – durch Kreuzberg, Neukölln,
       auf der Oberbaumbrücke über die Spree, bis zum Frankfurter Tor in
       Friedrichshain.
       
       Am Hauptsitz von Lieferando zeigen starke Reden, wie der Kampf der
       Wanderarbeiter mit unserem Kampf für gleiche Rechte verbunden ist.
       
       Auf dem Truck gegen die [3][Bezahlkarte] melden sich immer mehr Menschen zu
       Wort – für viele ist es das erste Mal, dass sie mit einem Mikrofon
       sprechen. Das ist wunderbar.
       
       Für uns auf den Trucks, für die Menschen, die zwischen ihnen laufen und für
       die Passant:innen, an denen wir Kilometer um Kilometer vorbeiziehen, für
       alle ist die Kraft zu spüren, die Kraft, die es uns gibt, mit Worten gegen
       das Unrecht zu kämpfen: Auf dem Truck gegen Abschiebungen und für sichere
       Räume zum Schutz der Menschen, auf dem Truck für offene Grenzen und ein
       Ende der Todesfälle auf See, der geschmückt ist mit Schwimmwesten, und auch
       im Medienbus, der die Karawane von Anfang bis Ende begleitet hat.
       
       Heute feiern wir unsere Kämpfe, unsere Stärke und unser Engagement. Um uns
       gegenseitig die Energie zu geben, weiterzumachen. Jeden Tag und an so
       vielen Orten, an denen wir täglich unsere Würde verteidigen müssen. Heute
       sind wir nicht allein.
       
       Alle sind mit ganzem Herzen dabei, rufen, skandieren bis zum Ende.
       
       Und direkt danach geht es weiter: Mit einem der Trucks ziehen wir weiter
       zur [4][„All Eyes on Gaza“-Demo], die nun am Alexanderplatz startet. Mit
       uns. Denn unsere Kämpfe sind verbunden.
       
       Das war der letzte Teil des [5][Tagebuchs.]
       
       29 Sep 2025
       
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