# taz.de -- Wehrpflichtdebatte: Doppelt daneben
       
       > Die Union torpediert das Freiwilligenmodell von Boris Pistorius. Dabei
       > kann es durchaus funktionieren, wenn die Bundeswehr attraktiver gemacht
       > wird.
       
 (IMG) Bild: Werbug der Bundeswehr, gesehen im Januar 2024 in Berlin
       
       Die Debatte um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht reißt nicht ab. Aus
       der CDU und der CSU überschlagen sich geradezu die Stimmen, die die
       Rückkehr [1][zum militärischen Zwangsdienst] nicht nur propagieren, sondern
       für unausweichlich halten. Dass deswegen nun sogar die erste Lesung [2][des
       neuen Wehrdienstgesetzes nicht wie geplant in dieser], sondern erst in der
       nächsten Woche stattfinden soll, zeigt dabei, dass es der Union vor allem
       um demonstrative innenpolitische Feldvorteile auf Kosten der SPD und ihres
       Verteidigungsministers Boris Pistorius geht.
       
       Ginge es ihr bloß um die Sache, würde sie ihre Änderungsbegehren in das
       übliche parlamentarische Verfahren einbringen – und zwischen der ersten und
       der finalen dritten Lesung auf das alte Bonmot des früheren
       SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck bauen: „Kein Gesetz verlässt den
       Bundestag so, wie es hereingekommen ist.“
       
       Allerdings liegt die Union auch in der Sache daneben. Die Pläne von
       Pistorius, auf freiwilliger Basis die Truppenstärke sukzessive bis Anfang
       der 2030er Jahre von derzeit rund 183.000 auf 260.000 Soldat:innen
       anwachsen zu lassen, sind keineswegs unrealistisch. Laut einer aktuellen
       Forsa-Umfrage können sich immerhin 16 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen
       grundsätzlich vorstellen, zur Bundeswehr zu gehen, bei den jungen Männern
       sind es sogar 30 Prozent. Das wären weit mehr als genug. Eine
       Voraussetzung, um die anvisierte Zielzahl zu erreichen, ist jedoch, dass
       der Wehrdienst deutlich attraktiver wird, und zwar sowohl monetär wie auch
       strukturell.
       
       Woran die Forsa-Umfrage aber auch keinen Zweifel lässt: Mit 63 Prozent ist
       eine große Mehrheit der jungen Menschen gegen einen militärischen
       Zwangsdienst, bei einer Rückkehr zur Wehrpflicht nur für Männer ist die
       Ablehnung noch weitaus größer. Die SPD sollte sich sehr gut überlegen, ob
       sie sich von der Union weichkochen lässt. Der Preis könnte hoch sein,
       erscheint sie doch schon jetzt für junge Menschen nicht mehr besonders
       attraktiv.
       
       6 Oct 2025
       
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