# taz.de -- Bolsonaro zu 27 Jahren Haft verurteilt: Ein neues Brasilien ist möglich
       
       > Brasilien symbolisierte das Erstarken des Rechtsextremismus. Nun könnte
       > es für etwas anderes stehen: den richtigen Umgang mit autoriären
       > Sehnsüchten.
       
 (IMG) Bild: Zustimmung zum Urteil des Obersten Gerichtshof in Braslilien zum Urteil gegen den ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro
       
       Was hat man in den letzten Jahren nicht alles an Horrormeldungen aus
       Brasilien gehört: Korruptionsskandale, Corona-Chaos, brennender Regenwald.
       Ein Schrecken jagte den nächsten. Bolsonaros Präsidentschaft markierte den
       Höhepunkt einer spektakulären Talfahrt und wurde zum Symbol für die Krise
       eines sonst so lebensfrohen und bunten Landes. Auch wenn man früher gern
       mit einem romantisierten Blick und unter Verleugnung der Geschichte auf
       Brasilien schaute, waren die vergangenen Jahre dort tatsächlich ein
       besonders erschreckendes Beispiel für den weltweit erstarkenden
       Rechtsextremismus.
       
       Doch nun könnte Brasilien für etwas anderes stehen: dafür, wie man
       autoritären Sehnsüchten erfolgreich begegnen kann. Und dafür haben – auch
       wenn einige Linke das anders sehen – nicht Massenproteste gesorgt, sondern
       vor allem der Oberste Gerichtshof. Dieser [1][verurteilte Ex-Präsident Jair
       Bolsonaro wegen eines geplanten Staatsstreichs zu 27 Jahren und drei
       Monaten Haft]. Neben dem Ex-Präsidenten wurden auch weitere ehemalige
       Minister, Politiker und Vertraute zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.
       
       Über einzelne Formulierungen der Richter kann man diskutieren. Ja, das
       sollte man auch. Bereits in der Vergangenheit hatte das Gericht
       gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen und zu viel Macht an sich
       gezogen. Was jedoch unbestritten bleibt: Figuren wie Bolsonaro muss man
       klare Grenzen setzen. Für ihn stand nie zur Debatte, eine Wahlniederlage zu
       akzeptieren. Er hat das mehrfach unmissverständlich klargemacht, nie einen
       Hehl aus seinen Absichten gemacht. Putsch, politische Morde, ein Rückfall
       in längst überwunden geglaubte Zeiten. Diese Pläne existierten, wie die
       Anklage eindeutig belegt. Die entschlossene Reaktion des Gerichts hat
       Brasilien deshalb vor einer echten Katastrophe bewahrt.
       
       Wäre die Bande rund um Bolsonaro erfolgreich gewesen, hätte das
       Auswirkungen auf die ganze Welt gehabt. Ein Umsturz im größten Land
       Lateinamerikas – davon kann man sicher ausgehen – hätte Nachahmer gefunden.
       Die internationale rechte Szene ist gut vernetzt und lernt voneinander. Es
       ist kein Zufall, dass sich die Bilder der Stürme auf Washington und
       Brasília so stark ähneln.
       
       Eine Verurteilung ist selbstverständlich nicht das Ende des
       Rechtsradikalismus. Bolsonarismus ist nicht über Nacht entstanden, ebenso
       wenig wie der Trumpismus in den USA einfach vom Himmel gefallen ist. Aber
       eine ernsthafte juristische Auseinandersetzung mit denen, die die Regeln
       völlig aus den Angeln heben wollen, kann ein starkes Signal senden. Dass
       man autoritäre Tendenzen frühzeitig erkennen und bekämpfen muss – bevor es
       irgendwann zu spät ist.
       
       12 Sep 2025
       
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