# taz.de -- internationales literaturfestival berlin: Unsere Wiesen der blauen Blumen
       
       > In Berlin wurde das internationale literaturfestival von der Autorin
       > Cristina Rivera Garza eröffnet. Und der Kulturstaatsminister zitierte
       > Rilke.
       
 (IMG) Bild: Wolfram Weimer, der Kulturstaatsminister, und die Schriftstellerin Cristina Rivera Garza im Haus der Berliner Festspiele
       
       Berlin taz | Es gab eine gute und eine konfuse Rede, die anlässlich der
       Eröffnung des 25. internationalen literaturfestivals berlin (ilb)
       gehalten wurden. Erstere bedingte dabei Zweitere, denn Kulturstaatsminister
       Wolfram Weimer zeigte sich von den Worten der Festivalkuratorin derart
       bewegt, dass er erklärtermaßen von seinem Skript abwich.
       
       Cristina Rivera Garza, in diesem Jahr curator in residence, setzte im Haus
       der Berliner Festspiele am Donnerstagabend angesichts der Übel in der Welt
       zum kollektiven Luftholen an. Die zeremoniellen Pausen („let’s take a deep
       breath together“) standen dabei mit dem Inhalt ihrer Rede in Zusammenhang.
       
       Die mexikanische Autorin spürte in ihrem [1][mit dem Pulitzer-Preis
       ausgezeichneten Memoir dem Femizid an ihrer Schwester nach.] Beim Lesen von
       deren Notizen sei sie nicht nur mit ihrer Interpretation der Welt in
       Berührung gekommen, so Rivera Garza, sondern auch ihrem Körper sehr nahe
       gewesen: „ihrer Art zu atmen“. Die Macht der Vorstellungskraft liege darin
       „Realität zu erzeugen“, so die Festivalkuratorin, die ferner auf die
       transformatorische Kraft des Lesens aufmerksam macht: „Wir imaginieren mit
       anderen, aber aus uns selbst heraus“.
       
       ## Wolfram Weimer zitiert Rilke
       
       Im Anschluss an Rivera Garza stellte der studierte Germanist Wolfram Weimer
       seine Literaturkenntnisse unter Beweis. Internationale Literaturstars wie
       Arundhati Roy, [2][Abdulrazak Gurnah] und Isabel Allende treten beim
       diesjährigen ilb auf, der Kulturstaatsminister assoziiert jedoch eher im
       deutschen Sprachraum. Hölderlin sei ihm in den Sinn gekommen, auch ein
       Rilke-Zitat zum Thema Atmen hatte er sogleich zur Hand. Weimer wechselte
       sodann in politisches Fahrwasser: Er erwähnte „Ressentiments von rechts“,
       auch der Antisemitismus mache ihm Sorgen.
       
       Wirklich um treibe ihn jedoch das Thema [3][KI]. Er empfinde das Vorgehen
       chinesischer und amerikanischer Konzerne als kolonialistisch, „hinein in
       unsere Wissensgesellschaft“ und, das sagt der Romantiker Weimer
       tatsächlich, „auch auf unsere Wiesen der blauen Blumen, die wir haben“. Er
       habe zuletzt eine ganze Reihe an Tech-CEOs gewarnt, dass Deutschland und
       Europa „das so nicht mitmachen“.
       
       Festivalleiterin Lavinia Frey hatte in ihrem Grußwort besorgt in die
       Zukunft geschaut: Was uns politisch und gesellschaftlich bewegen werde in
       den nächsten Jahrzehnten, wisse sie nicht. Um die nahe Zukunft des ilb
       scheint sie sich erst mal keine Sorgen machen zu müssen. Die
       Bundesregierung, sicherte Weimer zu, werde das Festival weiterhin
       unterstützen.
       
       12 Sep 2025
       
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