# taz.de -- Der Nachwendekindertalk: Chatbot statt Couch
       
       > Chipi kritisiert Doppelmoral und Verantwortungslosigkeit von
       > Politiker*innen. Marie fragt sich: Ist KI ein guter
       > Therapeut*innenersatz?
       
       In der aktuellen Folge „Mauerecho – Der Nachwendekindertalk“ sprechen Marie
       und Chipi über Verantwortungsübernahme und Fehlerkultur in der Politik. Im
       Mittelpunkt steht der Fall [1][Andreas Scheuer]: Der ehemalige
       Bundesverkehrsminister muss sich wegen Meineids vor Gericht verantworten.
       Er soll im Untersuchungsausschuss zur Pkw-Maut bewusst falsch ausgesagt
       haben. Scheuer bestreitet die Vorwürfe und bezeichnet die Klage als
       politisch motiviert. Die zentrale Frage der Diskussion: Zerstört mangelnde
       Verantwortungsbereitschaft von Politiker*innen das Vertrauen in die
       Demokratie – und welche Konsequenzen sollten sie für Fehlverhalten tragen?
       
       Chipi verweist in diesem Zusammenhang auf Umfragewerte: Das Vertrauen
       junger Menschen in politische Parteien ist massiv gesunken. Auf einer Skala
       von 1 bis 5 liegt es nur bei 2,6 Punkten. Er führt das auch auf das
       Fehlverhalten von Politikerinnen zurück – und darauf, dass Verantwortliche
       kaum Konsequenzen tragen. Beispielhaft nennt er [2][Jens Spahn]: Trotz
       Schäden in Millionenhöhe durch die Maskendeals und massiver Kritik blieb
       Spahn politisch weitgehend unbeschadet. Für Chipi ein Ausdruck von
       Doppelmoral. Sein Fazit: Politikerinnen sollten für Fehler genauso haften
       wie Bürger*innen. „Jedes Kind lernt: Wenn ich einen Fehler mache, muss ich
       dafür geradestehen“, sagt er.
       
       Marie hinterfragt dagegen, ob Vertrauensverlust allein mit fehlender
       Fehlereinsicht erklärbar ist. Für sie steht im Vordergrund, dass
       Politiker*innen durch ihr Verhalten dem Berufsethos widersprechen.
       Manche Formen der Verantwortungsübernahme könnten zudem auch rein
       performativ sein – und damit Vertrauen eher untergraben.
       
       Auch das Thema KI und psychische Gesundheit wird aufgegriffen. Immer mehr
       Menschen nutzen Chatbots, um über persönliche Probleme zu sprechen. Für
       manche ersetzen diese Programme bereits Therapeut*innen oder sogar
       Freundschaften. Doch welche Bedürfnisse stecken dahinter – und welche
       Risiken birgt dieser Trend?
       
       ## KI verstärkt Vereinzelung
       
       Im zweiten Teil der Folge berichtet Marie berichtet über einen Fall aus den
       USA, in dem ein 16-Jähriger Suizid beging, nachdem er zuvor ChatGPT um
       Hilfe gebeten hatte. Zwar habe der Bot mehrfach zum Aufsuchen
       professioneller Hilfe geraten, jedoch in anderen Momenten die Schwere der
       Situation nicht erkannt. Die Eltern haben inzwischen Klage gegen OpenAI
       eingereicht.
       
       Warum wenden sich Menschen überhaupt an KI-Systeme? Chipi sieht darin ein
       Symptom gesellschaftlicher Vereinzelung: Menschen verlören zunehmend die
       Fähigkeit, echte Verbindungen aufzubauen. Marie ergänzt, dass sich dieses
       Phänomen noch verstärke, je mehr Menschen digitale Tools statt persönlicher
       Kontakte nutzten. „Das verändert auch die Art und Weise, wie wir
       miteinander umgehen, weil sich die Erwartungshaltung verändert.“ Chatbots
       hingegen seien immer verfügbar und tendieren dazu, Nutzer*innen recht zu
       geben.
       
       Besonders in Ostdeutschland zeige sich zudem eine „Male Loneliness
       Epidemic“, so Chipi. Viele Männer seien isoliert und besonders anfällig für
       Radikalisierungen. Gleichzeitig sei die Versorgung mit Therapieplätzen
       dramatisch schlecht. Chatbots könnten zwar kurzfristig helfen, Wartezeiten
       zu überbrücken, doch langfristig bestehe die Gefahr, dass sie strukturelle
       Defizite in der psychischen Gesundheitsversorgung unsichtbar machen.
       
       Haben Sie suizidale Gedanken? Dann sollten Sie sich unverzüglich ärztliche
       und psychotherapeutische Hilfe holen. Bitte wenden Sie sich an die nächste
       psychiatrische Klinik oder rufen Sie in akuten Fällen den Notruf an unter
       112. Eine Liste mit weiteren Angeboten finden Sie unter
       [3][taz.de/suizidgedanken].
       
       „Mauerecho – Ost trifft West“ ist ein Podcast der [4][taz Panter Stiftung].
       Er erscheint jede Woche Sonntag auf [5][taz.de/mauerecho] sowie überall, wo
       es Podcasts gibt. Besonderen Dank gilt unserem Tonmeister Daniel Fromm.
       
       7 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Anklage-gegen-Ex-Minister-Scheuer/!6108342
 (DIR) [2] /Jens-Spahn-und-die-Masken/!6095878
 (DIR) [3] /Hilfsangebote-bei-suizidalen-Gedanken/!6009869
 (DIR) [4] /stiftung
 (DIR) [5] /Podcast-Mauerecho/!t6064118
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dennis Chiponda
 (DIR) Marie Eisenmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Maskenaffäre
 (DIR) Podcast „Mauerecho“
 (DIR) Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
 (DIR) GNS
 (DIR) psychische Gesundheit
 (DIR) taz Panter Stiftung
 (DIR) Jens Spahn
 (DIR) Ost-West
 (DIR) Andreas Scheuer
 (DIR) Podcast „Mauerecho“
 (DIR) Flüchtlingssommer
 (DIR) Podcast „Mauerecho“
 (DIR) Podcast „Mauerecho“
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Der Nachwendekindertalk: Wahlkater – Ostdeutsche Verhältnisse in NRW?
       
       Chipi will über die Kommunalwahlen in NRW sprechen, Marie macht sich
       Gedanken über den Alkoholkonsum junger Menschen.
       
 (DIR) Der Nachwendekindertalk: Vom Sommer der Flucht zur Clubkrise
       
       Marie erinnert sich an Merkels „Wir schaffen das“ zurück. Chipi fragt sich:
       Wie wichtig ist Clubkultur?
       
 (DIR) Der Nachwendekindertalk: Berlin Calling: Wie Berlin sich, dich und mich verändert!
       
       Marie macht sich Gedanken über die Heroisierung von Gewalt. Chipi will über
       Deutschlands kontroverseste Stadt diskutieren.
       
 (DIR) „Der Nachwendekindertalk“: Abgegrenzt und ausgeliefert
       
       Chipi kritisiert das Verhalten der Bundesregierung im Fall Maja T. Marie
       fragt sich: Prägt ihre Westidentität ihre Beziehungen?