# taz.de -- Anerkennung Palästinas im Westen: Überfällig, aber ungenügend
       
       > Die Anerkennung Palästinas hat Netanjahu selbst provoziert. Doch
       > wichtiger ist mehr Druck auf Israel, der wirklich wirksam ist.
       
 (IMG) Bild: Wichtiger als die Anerkennung Palästinas ist es nun, neue Perspektiven für eine gerechte Zukunft im Nahen Osten zu entwickeln
       
       Es ist vorerst nur eine symbolische Geste, aber sie ist überfällig. Mehrere
       europäische Länder [1][sowie Kanada und Australien] haben sich jetzt dafür
       entschieden, Palästina als Staat anzuerkennen. Damit haben inzwischen mehr
       als drei Viertel der UN-Mitgliedstaaten diesen Schritt vollzogen und nun
       auch eine Mehrheit der Länder in der EU. Deutschland zögert, sich ihr
       anzuschließen, und riskiert damit, in Europa bald alleine zu stehen.
       
       Israel und die USA schäumen. Doch Trump und Netanjahu haben diese Reaktion
       provoziert, [2][indem sie sich offen von einer Zweistaatenlösung abgewandt
       haben]. Netanjahu will einen palästinensischen Staat mit aller Macht
       verhindern, das ist klar. Seine Regierung treibt die Vertreibungen und den
       Krieg im Gazastreifen sowie den Bau neuer jüdischer Siedlungen im
       Westjordanland mit Eifer voran. Er und seine Koalitionspartner träumen von
       einem Großisrael vom Jordan bis zum Mittelmeer, mindestens. Palästinenser
       und Palästinenserinnen haben in dieser Vision keinen Platz, zumindest
       keinen gleichberechtigten.
       
       Der sogenannte Friedensprozess ist zwar schon lange tot – das letzte Mal
       ließ sich Israel vor über zehn Jahren zu Verhandlungen mit Palästinensern
       herab. Doch zumindest als Lippenbekenntnis war das Ziel einer
       Zweistaatenlösung bisher sakrosankt. Es gibt dazu bisher auch keine
       Alternative, sollen die Palästinenserinnen und Palästinenser in den
       besetzten Gebieten nicht auf ewig unter israelischer Herrschaft leben.
       Hätte sich der Westen stärker für eine Lösung dieser Frage eingesetzt,
       hätte es den 7. Oktober vielleicht nie gegeben: Die Hamas hätte keinen
       Grund gehabt, in dieser Form zur Gewalt zu greifen. Eine friedliche Zukunft
       mit ihr ist nunmehr kaum vorstellbar.
       
       Aber wie sonst? Wichtiger als die Anerkennung Palästinas ist es nun, neue
       Perspektiven für eine gerechte Zukunft im Nahen Osten zu entwickeln und
       mehr dafür zu tun als bisher. Dafür braucht es mehr Druck auf Israel,
       einzulenken – und eine Aussicht für die Menschen in Palästina, die ihnen
       Hoffnung macht. Sonst drohen weiterhin endlose Zyklen der Gewalt.
       
       22 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Krieg-in-Nahost/!6111399
 (DIR) [2] /Religioese-Siedler-im-Westjordanland/!6111285
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Palästina
 (DIR) Gaza
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Reden wir darüber
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Reden wir darüber
 (DIR) Vereinte Nationen
 (DIR) Palästina
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Belgien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Böhmermann sagt Konzert mit Chefket ab: Im Stich gelassen
       
       Jan Böhmermann sagt ein geplantes Konzert mit dem Rapper Chefket ab. Damit
       knickt er vor Kulturstaatsminister Weimer ein.
       
 (DIR) New York: Palästina im Fokus der UN-Vollversammlung
       
       Syrien, Iran, aber vor allem die Anerkennung eines palästinensischen Staats
       stehen auf der Agenda. Trump tritt auch auf – und greift die UN direkt an.
       
 (DIR) Anerkennung Palästinas: Bundesregierung an der Seitenlinie
       
       Das Kalkül Israels ist klar: Es will mit seiner Siedlungspolitik dafür
       sorgen, dass es nichts mehr anzuerkennen gibt. Und Deutschland schaut zu.
       
 (DIR) Französisch-saudische Nahost-Initiative: „Es ist Zeit für Frieden und zwei Staaten“
       
       Bei einer UNO-Konferenz hat Präsident Macron im Namen Frankreichs Palästina
       als Staat neben Israel anerkannt – und drängt zu einer Zweistaatenlösung.
       
 (DIR) Nahost: Großbritannien, Kanada und Australien erkennen Staat Palästina an
       
       Großbritannien, Kanada und Australien haben den palästinensischen Staat
       anerkannt. Aus Israel kommt Kritik und Forderungen nach Konsequenzen.
       
 (DIR) Untersuchung des Gaza-Kriegs: Spanien stellt die Genozid-Frage
       
       Madrid ordnet eine Untersuchung von Israels Vorgehen im Gazastreifen an.
       Das funktioniert, weil unter den Opfern auch spanische Staatsbürger sind.
       
 (DIR) Bei nächster UN-Vollversammlung: Auch Belgien will Palästina anerkennen
       
       Die belgische Regierung will Palästina als Staat anerkennen – und neue
       Sanktionen verhängen. Deutschland ist mit seiner Haltung zunehmend
       isoliert.