# taz.de -- Asylpolitik in Großbritannien: Taliban und Nigel Farage sind sich einig
> Rechtspopulist Nigel Farage stellt seinen Plan für Massenabschiebungen
> vor. Die islamistischen Taliban begrüßen das, die Labour-Regierung ist
> unschlüssig.
(IMG) Bild: Nigel Farage stellt sein Remigrationsprojekt vor
London taz | Massenabschiebezentren auf ungenutztem Militärgelände der
Royal Air Force. Fünf tägliche Deportationsflüge. Das Zusammenführen aller
Datenregister. Ein Austritt Großbritanniens aus der Europäischen
Menschenrechtskonvention (EMRK). Abschiebungen von Asylsuchenden auf
britische Überseegebiete wie die Insel Ascension im Atlantik.
So sieht die Flüchtlingspolitik von [1][Nigel Farage] aus, sollte er
Premierminister des Vereinigten Königreichs werden. Mindestens 600.000
illegale Einwanderer will er auf diese Weise binnen fünf Jahren aus dem
Land weisen und die Überquerung des Ärmelkanals durch illegale Einwanderer
stoppen. Die setzt Farage einer Invasion gleich und behauptet, dass die
Einwanderer:innen die Sicherheit der Nation und insbesondere
britischer Frauen gefährdeten. [2][Der Zorn der britischen Öffentlichkeit]
hätte die Toleranzschwelle erreicht, weswegen nun gravierende Maßnahmen
notwendig seien, um die ernsthafte Gefahr öffentlicher Unruhen abzuwehren.
Farage, der 61 Jahre alte Parteiführer der von ihm gegründeten
rechtspopulistischen Partei Reform UK, welche seit knapp einem Jahr alle
Meinungsumfragen anführt, hat am Dienstag auf einer Pressekonferenz in
Oxfordshire mit diesen Punkten die Asylpolitik seiner Partei vorgestellt,
eine Woche vor dem Reform-UK-Parteitag in Birmingham. Die Kosten der
„Operation Wiederherstellung der Gerechtigkeit“ bezifferte er auf 10
Milliarden Pfund (11,6 Milliarden Euro), was Beobachtern zu niedrig
gegriffen erscheint. Farage behauptet, das Programm werde dem Vereinigten
Königreich langfristig Kosten sparen.
Die bestehende Menschenrechtsgesetzgebung Großbritanniens, die der
Europäischen Menschenrechtskonvention folgt, würde Reform UK mit einer rein
britischen „Bill of Rights“ zum Schutz der Grundrechte austauschen und sich
dadurch auch der in verschiedenen internationalen Verträgen eingegangenen
Verpflichtungen und der UN-Flüchtlingskonvention entledigen.
Dahinter steht die Absicht, Personen auch in autoritär regierte Länder wie
Eritrea, Sudan, Iran und Afghanistan abschieben zu können, in denen ihr
Leben gefährdet sein könnte. Die Länder würden für die Annahme der
Deportierten bezahlt werden. Nur ehemalige Ortskräfte des britischen
Militärs wären ausgeschlossen.
## Die Taliban kann sich eine Zusammenarbeit mit Farage gut vorstellen
Das Echo ist positiv. Nach der Ankündigung von Farage äußerte ein Sprecher
der islamistischen Taliban-Regierung in Afghanistan Interesse an einem
solchen Deal, wie die konservative Zeitung Daily Telegraph [3][am Mittwoch
berichtete]. Mit Farage sei die Zusammenarbeit sicherlich einfacher als mit
Keir Starmer. „Wir sind bereit und willig, jeden aufzunehmen, den er uns
schickt“, zitierte die Zeitung einen afghanischen Offiziellen in Bezug auf
Farage. „Wir arbeiten mit jedem zusammen, der den Mühen afghanischer
Flüchtlinge ein Ende setzen kann, denn wir wissen, dass es vielen von ihnen
im Ausland nicht gut geht.“
Auch Starmers Labour-Regierung kann sich das vorstellen. Auf Nachfrage der
taz sagte ein Sprecher von 10 Downing Street, dass die Regierung in ihrer
eigenen Strategie Abschiebungen nach Afghanistan oder Eritrea nicht
ausschließe, eigentlich überhaupt nichts ausschließe, um dem Zustrom von
Asylsuchenden entgegenzuwirken.
Nachdem am Wochenende David Blunkett, der ehemalige Labour-Innenminister
unter Tony Blair, einen befristeten Ausstieg Großbritanniens aus relevanten
Teilen der Europäischen Menschenrechtskonvention empfohlen hatte, hat sich
ein weiterer ehemaliger Labour-Innenminister, Jack Straw, ähnlich geäußert
– ausgerechnet jener Minister, der 1998 die [4][Menschenrechtskonvention]
im britischen Gesetz verankerte. Die Regierung schließt bislang jede
Abweichung von der Konvention aus.
Am Mittwochnachmittag machte Farage einen Rückzieher und erklärte, dass man
in den ersten fünf Jahren nicht daran denke, Frauen und Kinder
abzuschieben.
27 Aug 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Teilwahlen-in-Grossbritannien/!6085529
(DIR) [2] /1-Jahr-Messerangriff-in-Southport-/!6099433
(DIR) [3] https://www.telegraph.co.uk/politics/2025/08/26/taliban-ready-and-willing-work-with-nigel-farage-migrants/
(DIR) [4] https://www.echr.coe.int/documents/d/echr/convention_deu
## AUTOREN
(DIR) Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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