# taz.de -- Die Wahrheit: Mein Leben als Rücken
       
       > Nicht nur Trump sitzt im Weißen Haus gern weit vorne auf der Sesselkante,
       > um nach längerem Sitzen möglichst rückenschonend aufzustehen.
       
       Triggerwarnung: In den folgenden Zeilen geht es kerzengerade um ein
       immerhin hautfarbenneutrales Alte-Männer-Thema. Sollten Sie noch jung und
       fidel sein und unter keinerlei Rückenbeschwerden leiden, schätzen Sie sich
       glücklich und überspringen Sie diese Kolumne. Bauch einziehen, in die Knie
       gehen und …
       
       Also, das erste Mal Rücken hatte ich kurz vor meinem 31. Geburtstag, als
       ich eine Art Hexenschuss bekam. Es fühlte sich jedenfalls ganz so an, als
       hätte mir eine alte katzenfreundliche Frau einen Besenstiel etwas oberhalb
       vom Arsch in den Rücken geschossen. Mit dem Besen nach hinten, versteht
       sich. Meine Freunde schenkten mir daraufhin einen ergonomischen
       Schreibtischstuhl, den ich nicht lange besaß, ungefähr so lange wie die
       Freunde selbst.
       
       Neben der Formulierung „vergiftetes Geschenk“ verstand ich dann auch, warum
       es „Sitzecken“ gibt. Wenn Sitzen nämlich das neue Rauchen ist, dann ist die
       Sitzecke die neue Raucher-ecke. Ähnlich schmutzig sieht sie ja meistens
       auch aus.
       
       Auch weiß ich mittlerweile, warum man von einer weltpolitisch
       „angespannten“ Lage spricht: Man muss sich nur ansehen, wie Präsident Trump
       in diesem putinesken Sessel im Weißen Haus sitzt – nämlich weit vorne auf
       der Sesselkante. Die perfekte Haltung, um nach längerem Sitzen möglichst
       rückenschonend aufzustehen. Sagt auch das Internet: Der Mann ist verspannt
       as hell! Der Mann hat Rücken!
       
       Wenn die NSA seinen Suchverlauf checkt, wird sie vermutlich ähnlich viele
       Links zu Seiten mit Gymnastik-Übungen finden wie bei mir. Den Hinweis „Sie
       benötigen dazu eine Matte“ wird Trump allerdings nicht so schnell
       weggeklickt haben wie ich, der mir nie wieder das Haupthaar so wachsen
       lassen können wird, dass es für eine Matte reicht.
       
       Ein anderer schöner Satz ist: „Wir geben Frauenschmerzen eine Stimme“.
       Wobei es weniger um Rücken geht, mehr um Menstruation. Der Satz entstammt
       einer Kampagne, die Frauen ermutigen soll, ihre Schmerzen zu äußern und
       ernst zu nehmen. Begrüßenswert. Sollte auch für Männer und Rücken gelten –
       von daher auch diese Kolumne. Denn auch sie gibt, das für die Verächter,
       den Schmerzen eine Stimme.
       
       Obwohl, ich hatte ja schon einmal eine Kolumne, die „Unter Schmerzen“ hieß
       und einen Bandscheibenvorfall behandelte. Fanden die
       Entscheidungsträgerinnen auf Dauer aber zu weinerlich oder einfach nicht
       weltpolitisch genug. Die Kolumne wurde noch vor der Genesung – die ja, wie
       Insider wissen, nie wirklich kommt – eingestellt. Ein Jammer.
       
       Was hilft, ist spazieren gehen. Auf der Straße begegnete mir kürzlich ein
       Mann, der ein rotes T-Shirt mit dem zweizeiligen schwarzen Aufdruck
       „Mittwochs / Lauf“ trug. Gutes T-Shirt, dachte ich und überlegte, mir eins
       mit „Donnerstags / Schlaf“ bedrucken zu lassen. Vorläufig geht der Dank
       raus an Marcel, den Masseur. Autor drops the Hantel.
       
       1 Jul 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Hamann
       
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