# taz.de -- Parteitag in Schleswig-Holstein: Wieso die AfD den Verfassungsschutz zu geheim findet
       
       > Trotz enger Verbindungen in die rechtsextreme Szene beobachtet
       > Schleswig-Holsteins Verfassungsschutz den AfD-Landesverband nicht.
       
 (IMG) Bild: Hauptsache Deutschland: AfD-Parteitag in Henstedt-Ulzburg
       
       Der AfD-Landesverband Schleswig-Holstein hat sich mal wieder zum Parteitag
       im Bürgerhaus in Henstedt-Ulzburg getroffen. Drinnen versammelten sich rund
       190 Parteimitglieder, draußen rund 800 Demonstranten und Ralf Stegner,
       SPD-Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein. Der wird gerade
       [1][wegen seiner Position zum Krieg in der Ukraine kritisiert] und sagte
       auf der Demo, dass die Leute sich zwar zurecht darüber Sorgen machen, „ob
       der Lohn oder die Rente“ reiche und ob die „Pflege der Eltern oder die
       Ausbildung der Kinder“ geregelt sei, aber dass das noch lange sei keine
       Entschuldigung dafür sei, Rechtsradikale zu wählen.
       
       Bei der Landtagswahl 2022 haben [2][gar nicht so viele die AfD gewählt], es
       reichte nicht mal für einen Sitz im Landtag. Aber die Partei ist jetzt
       zuversichtlich, nach der nächsten Landtagswahl wieder eine Fraktion bilden
       zu können. „Wenn wir zweistellig in den Landtag einziehen, genauso wie auf
       Bundesebene, werden wir für Gespräche mit der CDU“ bereit sein, versprach
       der Landesvorsitzende Kurt Kleinschmidt, der auch im Bundestag sitzt, auf
       dem Parteitag. Kein Gesprächspartner sei allerdings der amtierende
       Ministerpräsident Daniel Günther. Der ist zwar in der CDU, geht aber mit
       den Grünen „ins Bett“, wie Kleinschmidt es formulierte. Das geht natürlich
       gar nicht.
       
       Richtig erbost sind die AfD-Mitglieder darüber, dass das Bundesamt für
       Verfassungsschutz die gesamte Partei im März als „gesichert
       rechtsextremistisch“ eingestuft hat. Der Rechtsstreit läuft. Dem
       Landesverband missfällt auch, dass der Landesverfassungsschutz in
       Schleswig-Holstein seine Haltung zu dieser klaren Einordnung auf
       Bundesebene nicht öffentlich kommuniziert. Ein Geheimdienst bleibt eben ein
       Geheimdienst. Er entscheidet, wann er was veröffentlicht. Es ist auch nicht
       bekannt, was der Behörde bekannt ist.
       
       Im [3][aktuellen Landesverfassungsschutzbericht], der Anfang Juni vorgelegt
       worden ist, wird die AfD insgesamt 27 Mal erwähnt. Einen eigenen Abschnitt
       zur AfD gibt es nicht. Der Landesverband erscheint in dem Bericht vor allem
       als Objekt einer nicht nachvollziehbaren Kritik an Personal und Positionen.
       Im Kontext von Gegenprotesten taucht das Kürzel AfD auch auf, etwa auf
       Seite 155: „Die Bekämpfung der von der linksextremistischen Szene als
       rechtsextrem deklarierten AfD stand weiterhin spektrenübergeifend im Fokus
       der Szene. Die Partei war im gesamten Berichtsjahr das Hauptziel
       linksextremistischer Proteste.“ Die politische Darstellung verengt sich
       darauf, dass einzelne Übergriffe auf die AfD aufgezählt werden.
       
       Dabei ist der schleswig-holsteinische AfD-Landesverband ganz und gar nicht
       moderat. Das zeigte sich zum Beispiel beim [4][„Tag des Vorfeldes“]. Im
       Sommer 2024 richtete der heutige Beisitzer des AfD-Landesvorstandes, Kevin
       Dorow, in Neumünster das Treffen aus. Ein Who-is-Who von rechtsextremen
       Autoren, Medien, Verlagen und Vereinen kam in einen griechischen Restaurant
       zusammen. Vor Ort beklagte Dorow eine „links versiffte BRD“ und versprach
       Folgetreffen.
       
       Im 1.100 Seiten umfassenden Gutachten des Bundesverfassungsschutzes wird
       dieses Treffen angeführt. Als ein Beleg für die „rechtsextremistische“
       Ausrichtung der AfD. Gleich mehrfach erwähnt der Bundesverfassungsschutz
       den Bundestagsabgeordneten Gereon Bollmann aus Schleswig-Holstein, der von
       einem internationalen Programm spricht, das „heimlich, still und leise“
       Deutschland „entdeutschen“ wolle. Kontakte und Positionen, die bisher nicht
       zu einer Beobachtung des Verfassungsschutzes in Kiel führten.
       
       Auf dem Parteitag in Henstedt-Ulzburg beschlossen die Mitglieder mit 182
       Ja-Stimmen eine Resolution, die eine „tiefgreifende Reform“ und
       „Entpolitisierung“ des Landesverfassungsschutzes fordert.
       
       5 Jul 2025
       
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