# taz.de -- Klimaanpassung im Jahr 2125: Wie Schattennetze und Wassersprüh-Drohnen vor Hitze schützen
       
       > In 100 Jahren ist es im Sommer so heiß, dass es draußen gefährlich ist.
       > Unsere Kolumnistin bekommt Besuch von einem Zeitreisenden, der weiß, was
       > hilft.
       
 (IMG) Bild: Aber in hundert Jahren wird es immer noch Eis geben, das in der Hitze schmelzen kann
       
       Felix hat versprochen, mich auf ein Eis einzuladen, wenn ich mein stickiges
       Arbeitszimmer verlasse und mit ihm in die Stadt gehe. Das lasse ich mir
       nicht zweimal sagen. Erst an der Theke fällt uns beiden auf, dass er ja gar
       kein Geld hat. Wenn er mich aus dem Jahr 2125 besuchen kommt, bringt er nie
       etwas mit. Meinen Vorschlag, mir stattdessen einen heißen Börsentipp ins
       Ohr zu flüstern, lehnt er entrüstet ab – trotzdem kaufe ich uns zwei Kugeln
       Eis. Der Tag ist einfach zu schön. Dass die 27 Grad im Schatten eigentlich
       nicht zu einem Nachmittag im Mai passen, verkneife ich mir zu sagen. Lieber
       will ich wissen, wie Felix’ Heimatstadt mit der Hitze umgeht.
       
       „In ein paar Jahren wird es in den Städten so heiß, dass ein unbeschatteter
       Aufenthalt echt gefährlich werden kann“, sagt Felix, während er
       nachdenklich an seinem Eis leckt. „Manche Leute finden es schick, eine
       eigene Schattendrohne über sich mitzuführen, die sie bei Bedarf mit Wasser
       besprüht.“
       
       „Wie eine schlecht gelaunteComicfigur?“
       
       „Genau! Aber eigentlich reichen die über den Straßen aufgespannten
       Schattennetze. Ihre Fasern sind mit einer Mischung aus [1][photovoltaisch
       aktiven] und [2][wasseraufnehmenden Stoffen] beschichtet. So können die
       Netze tagsüber Strom produzieren und nachts Wasser aus der Luftfeuchtigkeit
       gewinnen.
       
       Außerdem gibt es öffentliche Kühlräume, in denen nichts konsumiert werden
       muss, in die sich die Leute zurückziehen können. Um die Erhitzung der
       Innenstadt weiter zu kontrollieren, mussten etwa 40 Prozent der Flächen
       bepflanzt werden. Die Bewässerung läuft über Kanäle, die man überall durch
       die Stadt gezogen hat, um den Boden zu kühlen.“
       
       „Wie schön …“, seufze ich, während ich versuche, eine frühreife Wespe von
       meinem Eis fernzuhalten.
       
       „Bei so vielen Pflanzen in der Stadt gibt es dann natürlich noch mehr
       Tiere.“
       
       „In der Stadt? Haben wir dafür nicht Naturschutzgebiete?“
       
       „Biodiversität nur im Naturschutzgebiet reicht nicht. [3][Wir haben Alleen
       und Parks mit unterschiedlichen Mikroklimazonen], in denen verschiedene
       Pflanzen- und Tierarten leben. Je nach Jahreszeit werden mache Bereiche
       gesperrt, damit dort in Ruhe bestäubt oder genistet werden kann.“
       
       „Beschweren sich die Leute nicht, wenn sie nicht mehr rein kommen?“
       
       „Im Gegenteil. Die freuen sich über neuen Content in den städtischen
       FaunAccounts. Das sind Social-Media-Profile, auf denen Fotos und Videos
       heimischer Tiere gepostet werden, über deren Nist- oder Brutplätzen Kameras
       installiert sind oder die selbst gechippt und mit Kameras versehen wurden.
       So können die Leute die Tiere ihrer Heimat verfolgen, werden emotional
       involviert und engagieren sich mehr für deren Schutz. Für gesunde
       Populationen sorgen eRodents, mausgroße autonome Bots, die mit
       KI-gestützter Bilderkennung kranke oder verletzte Tiere behandeln. Je nach
       Bedarf verschießen sie Pfeile mit Medikamenten oder chemischem
       Contraceptivum, die sich danach auflösen.“
       
       „Erstaunlich. Aber warum so viel Aufwand?“
       
       „[4][Weil Menschen eben nicht losgelöst von ihrem Lebensraum existieren].
       Anstatt die Tier- und Pflanzenwelt immer weiter zurückzudrängen haben wir
       einen Weg gefunden, Zivilisation und Natur zu integrieren.“
       
       „Klingt gut“, sage ich. „Aber wie bekommen wir diese Maßnahmen durch den
       Stadtrat?“
       
       „Keine Sorge, das fügt sich. Immerhin ist die Sicherstellung des Überlebens
       der eigenen Bevölkerung eine kommunale Pflichtaufgabe.“
       
       28 May 2025
       
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 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/CIGS-Solarzelle
 (DIR) [2] https://www.laborpraxis.vogel.de/nebelnetze-sammeln-und-reinigen-wasser-aus-der-luft-a-2f145cb8bc7fe83a0e7aa1cdbc06cab1/
 (DIR) [3] /Klimaanpassung-im-Stadtpark/!6030548
 (DIR) [4] /Oekonom-ueber-Rechte-der-Natur/!6047512
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Theresa Hannig
       
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