# taz.de -- Wolf wieder einfacher abzuschießen: Artenschutz ja, aber nicht vor der eigenen Tür
       
       > Das EU-Parlament beschließt, dass Wölfe in der Europäischen Union
       > leichter abgeschossen werden können. Dabei leisten die einen Beitrag zur
       > Natur.
       
 (IMG) Bild: Sollten sich beizeiten in Sicherheit bringen: Wölfe in Brandenburg
       
       Das EU-Parlament im Eilverfahren beschlossen, dass Wölfe in Europa künftig
       leichter abgeschossen werden können. Die Parlamentarier stimmten dafür, den
       Status des heimischen Raubtiers von „streng geschützt“ auf „geschützt“
       abzusenken. Nun müssen noch die Mitgliedstaaten im Rat zustimmen. Die
       hatten sich bereits zuvor für die Entscheidung ausgesprochen, ihre
       Zustimmung gilt also als sicher.
       
       Die EU zeigt mit der Entscheidung, dass sie Artenschutz lieber in anderen
       Ländern fordert, als vor der eigenen Haustür zu praktizieren. Sie gibt Geld
       für Artenschutz im Globalen Süden, investiert in Nationalparks, auch wenn
       damit Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben werden, [1][wenn
       Elefantenherden Felder zertrampeln] oder Löwen Menschen töten. Und auch,
       wenn militarisierte Nationalparkwächter in ihrer Mission Wilderer
       erschießen, was nicht selten vorkommt.
       
       Klar, können und müssen die Regierungen in diesen Ländern diese Konflikte
       aushandeln, aber sie bekommen eben mehr Geld für den Schutz der Wildtiere
       als für den der Menschen. Artenschutz hat immer auch mit dem Konflikt
       zwischen Menschen und Tieren zu tun. Dabei halten europäische Politiker
       nicht zurück mit Kritik an der Kontrolle von Wildtierpopulationen in Afrika
       etwa.
       
       Der botswanische Präsident Mokgweetsi Masisi machte vergangenes Jahr
       Schlagzeilen, als er symbolisch Jahr [2][20.000 Elefanten] aus seinem Land
       nach Deutschland senden wollte, als Reaktion auf ein Einfuhrverbot von
       Jagtrophäen, das der grünen Umweltministerin Steffi Lemke vorschwebte.
       Botswana habe jedoch eine Überpopulation an Elefanten, belehrte der
       Präsident sie. Sie zertrampeln Felder und gar Dörfer und bedrohen damit die
       Existenz ganzer Gemeinschaften.
       
       ## Wichtig für das ökologische Gleichgewicht
       
       Dagegen leben insgesamt nur rund 20.000 Wölfe in Europa. Nach ihrer beinahe
       kompletten Ausrottung in Europa im 19. Jahrhundert, kehrt der Wolf
       allmählich zurück. Durch die starke Besiedlung mit wenigen Schutzflächen
       kommt es seit dem häufiger dazu, dass Wölfe Nutztiere angreifen, vor allem
       Schafe und Ziegen. Laut EU-Kommission wurden in Europa 2023 rund 65.500
       Nutztiere von Wölfen gerissen. Mit dieser Argumentation hat die EU, das
       [3][Abschießen des Wolfes in Europa] nun erleichtert.
       
       Im Zentrum stand die Sorgen der Landwirte und Viehzüchter. Denn wer
       Artenschutz priorisiert, könnte Experten mit der Erarbeitung umfangreicher
       Schutzmaßnahmen für die Nutztiere und eben den Wolf beauftragen und nicht
       im Eilverfahren deren Abschuss freigeben. Umweltschützer und auch
       Wissenschaftlerinnen jedenfalls meinen, dass [4][eine Koexistenz zwischen
       Wolf und Mensch] möglich ist, dass es mehr Unterstützung für bessere Zäune
       braucht, Herdenschutzhunde oder auch größere Schutzgebiete.
       
       Hierzulande sind keine Menschen durch den Wolf bedroht, weder direkt noch
       indirekt, weil lebenswichtige Ernten wegbrechen etwa. Bauern werden für
       gerissene Nutztiere entschädigt. Für Artenschutz hat sich die EU und ihre
       Mitgliedstaaten eigentlich im UN-Artenschutzabkommen von Montreal
       verpflichtet. Entscheidungen wie diese zeigen, aber, dass sie das lieber
       nicht vor Ort machen wollen.
       
       Dabei spielt der Wolf eine wichtige Rolle im Ökosystem, er trägt zum
       Gleichgewicht der Natur bei, indem er kleinere Tiere erlegt. Auch etwa Rehe
       und Hirsche, die ebenfalls Ernten zerstören, weil sie besonders gern junge
       Bäume anknabbern.
       
       9 May 2025
       
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