# taz.de -- Fifa-Chef Infantino und Donald Trump: Der Fanboy
       
       > Fifa-Chef Gianni Infantino sucht immer wieder die Nähe zu US-Präsident
       > Donald Trump. Wegen der vielen Termine mit ihm müssen andere warten.
       
 (IMG) Bild: „Danke, Gianni, großartige Arbeit“: US-Präsident Trump weiß die Wertschätzung von Infantino sehr zu schätzen
       
       Wieder so ein schöner Moment mit Trump! Gianni Infantino teilt jeden
       einzelnen davon mit großem Stolz auf Instagram. Der Fifa-Chef begleitete am
       Dienstag den US-Präsidenten [1][bei dessen Staatsbesuch in Saudi-Arabien.]
       Und Trump stellte ihn in seiner Rede beim Saudi-US Investment Forum dem
       Publikum vor: „Die Weltmeisterschaft ist hier. Gianni, steh doch mal auf.
       Danke, Gianni, großartige Arbeit.“ Das Publikum erhebt sich. Es gibt
       stehende Ovationen. Infantino strahlt. 2026 sind die USA Co-Gastgeber der
       Fußball-WM, 2034 wird Saudi-Arabien das größte Sportturnier alleine
       ausrichten.
       
       Nach Zählung der Nachrichtenagentur AP hat sich Infantino seit Dezember
       zehnmal mit Trump getroffen. Mit dessen Vorgänger Joe Biden dagegen gab es
       nie eine offizielle Zusammenkunft. Auch bei der Amtseinführung von Trump im
       Januar zählte der Schweizer Fußballfunktionär zum erlesenen Kreis der
       Eingeladenen und Infantino zeigte sich auf Instagram geradezu gerührt, dass
       Trump in seiner Rede nicht nur die Fifa, sondern auch ihn persönlich
       erwähnt hatte.
       
       Es ist eine Fanboy-hafte Nähe, die Infantino zu Trump aufgebaut hat, die
       seine Terminplanungen sichtbar beeinträchtigt. Viral ging sein
       Instagram-Foto vor dem Weißen Haus in Washington. Auf einer Steinbank
       sitzend verfolgte er eigenen Angaben zufolge auf seinem Handy das
       Champions-League-Halbfinalspiel zwischen Inter Mailand und dem FC
       Barcelona. Infantino kann eben nicht überall sein. Wegen seiner Trump’schen
       Reisebegleitung in Saudi-Arabien kommt er nun auch zum Fifa-Kongress in
       Paraguay verspätet an. Das obligatorische Vortreffen mit den Vertretern der
       sechs Konföderationen musste Infantino sausen lassen.
       
       Sicherlich, in den USA stehen große Fußballfeste an, die ein gewisses
       Nahverhältnis zur politischen Machtelite rechtfertigen. Infantino muss
       derzeit die mit 32 Klubs aufgeblähte Klub-WM bewerben, die in den USA ab
       15. Juni ausgetragen wird. Der Kartenverkauf dafür ist so extrem schlecht
       angelaufen, dass unterdessen ein Kombi-Ticket erfunden wurde. Wer 20
       Tickets für dieses Event kauft, erhält zugleich eine Eintrittskarte für das
       Finale der WM 2026, das ebenfalls in den USA ausgetragen wird. Dass bei der
       WM 2026 jeweils auch 13 Spiele in Kanada und in Mexiko stattfinden, könnte
       man bei Betrachtung der zahlreichen Trump-Bilder auf Infantinos
       Social-Media-Kanal fast vergessen.
       
       ## Bedenken gegen WM-Gastgeber USA
       
       Den Schweizer verbindet mit Trump gewiss eine grundsätzliche Abneigung,
       sich Deals jedweder Art durch moralische Bedenken vermiesen zu lassen. Vor
       der WM 2022 in Katar warnte Infantino die Europäer davor, angesichts der
       eigenen düsteren Geschichte nun [2][anderen moralische Vorhaltungen zu
       machen.]
       
       Die anstehenden Weltmeisterschaften in den USA und in Saudi-Arabien dürften
       derartige Debatten wieder neu beleben. Die Menschenrechtsorganisation
       [3][Human Rights Watch prangerte am Mittwoch] die Missstände auf
       Großbaustellen in Saudi-Arabien an. Wegen fehlender Sicherheitsvorkehrungen
       würden viele Menschen sterben. Von fast 50 Todesfällen war in dem Bericht
       die Rede.
       
       Human Rights Watch hat in einem Schreiben vom 5. Mai auch Gianni Infantino
       wegen der Co-Gastgeberschaft der USA 2026 geraten, „die Entscheidung über
       die Austragung zu überdenken“. Zudem wurde gefordert, dass die Fifa „klare
       Maßstäbe und Zeitvorgaben für Änderungen der US-Einwanderungspolitik
       festlegen muss, die erforderlich sind, um die Achtung der Rechte von
       Spielern, Fans und anderen WM-Teilnehmern zu gewährleisten“.
       
       Infantino, der Trump als „meinen guten Freund seit langer Zeit“ bezeichnet,
       würde sein gutes Verhältnis zu Trump wegen solch moralischer Forderungen
       gewiss nicht aufs Spiel setzen. Sollte aber vor der WM das ein oder andere
       kleinere Zugeständnis nötig sein, darf Infantino auf ein Entgegenkommen
       hoffen.
       
       Auf diese Männerfreundschaft wird mittlerweile in ganz anderen Kreisen
       gesetzt. Als die USA im April Zölle für Produkte aus der Schweiz in
       unerwarteter Höhe von 31 Prozent verkündete, schlug der ehemalige Bundesrat
       Adolf Ogi vor, der Weltfußballpräsident Infantino könne doch als
       Unterhändler die Interessen der Schweiz vertreten. Es kann gut sein, dass
       Trump für seinen Freund Gianni der Schweiz ein paar Prozentpunkte erlassen
       hätte.
       
       15 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Trump-in-Saudi-Arabien/!6084597
 (DIR) [2] /Bizarre-Rede-von-Fifa-Chef-Infantino/!5894100
 (DIR) [3] https://www.hrw.org/news/2025/05/14/saudi-arabia-migrant-workers-electrocuted-decapitated-and-falling-death-workplaces
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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