# taz.de -- Erfolgs-WM für die Fifa: 1:0 für Gianni Infantino
       
       > Für den Fifa-Präsidenten hätte die Fußball-WM nicht besser laufen können:
       > Von einer Krise des Weltverbandes spricht niemand mehr.
       
 (IMG) Bild: Wladimir Putin und Gianni Infantino in freudiger Erwartung des WM-Abschlusskonzerts
       
       Moskau taz | Da hat aber einer Oberwasser. Besser gelaunt hat man Gianni
       Infantino noch nicht gesehen, seit er im Februar 2016 zum Präsidenten des
       Internationalen Fußballverbands gewählt worden ist. Er hat die WM in
       Russland als beste Weltmeisterschaft aller Zeiten bezeichnet, hat sich für
       die gute Organisation gelobt, sich brav bei den Tausenden Freiwilligen
       bedankt und auch bei Wladimir Putin, dem russischen Präsidenten.
       
       Alles super und duper. Und niemand mehr spricht von einer Krise an der
       Spitze der Fifa. „Wir haben den Fußball zurück in die Fifa geholt“, sagte
       er und strahlte über beide Ohren. Er fühlte sich pudelwohl auf dem Podium
       im Moskauer Luschniki-Stadion, von dem aus er seine Bilanzpressekonferenz
       gegeben hat.
       
       Vor gut vier Wochen noch hat die Fußballwelt einen anderen Gianni Infantino
       gesehen. Beinahe unsicher wirkte er, als er über die Flure des
       Kongresszentrums huschte, in dem vor Beginn der WM in Moskau der
       Fifa-Kongress getagt hatte. Eine wichtige Abstimmung stand an.
       
       Am Ende entschieden die versammelten Vertreter der Fifa-Mitglieder, dass
       die WM 2026 in Mexiko, Kanada und den USA stattfinden soll. Heilfroh dürfte
       Infantino gewesen sein, als das Votum feststand. Dass die Bewerbung, die
       den größten Profit verspricht, gewinnen würde, war lange so unklar, dass
       Infantino fast bis zum Schluss versucht hatte, die Gegenbewerbung aus
       Marokko aus formalen Gründen nicht zuzulassen.
       
       Die Abstimmung war ein erster Sieg für Infantino in Russland. Doch so
       richtig gut war die Stimmung nicht. Tweets von US-Präsident Donald Trump,
       in denen er den Ländern gedroht hatte, die sich gegen die Bewerbung mit
       US-Beteiligung stellen würden, hatten einen Schatten auf die Abstimmung
       geworfen.
       
       Außerdem war das Meeting des Fifa-Rats vor der Abstimmung nicht unbedingt
       im Sinne Infantinos gelaufen. Da hatte er vorgeschlagen, nicht erst 2026,
       sondern schon vier Jahre vorher [1][das Teilnehmerfeld der WM von 32 auf 48
       Mannschaften zu vergrößern]. Offene Türen hatte er nicht unbedingt
       eingerannt.
       
       ## Eine Erfolgs-WM für die Fifa
       
       Jetzt, nach seiner rauschenden WM-Party, packt er die Idee ein zweites Mal
       auf den Tisch. Alles scheint möglich für ihn in seinem Erfolgsrausch. Schon
       bald soll entschieden werden, ob in Katar 2022 wirklich 80 Spiele
       stattfinden können statt der bisher geplanten 64.
       
       Auch seine anderen Pläne, die der Fifa zur totalen Herrschaft über den
       Fußball verhelfen sollen, hat er in seiner Bilanz-PK erneut auf den Tisch
       gepackt. Eine weltweite Liga, in der Nationalmannschaften zwischen den
       Turnierjahren einen neu zu schaffenden Pokal gewinnen können, will
       Infantino nach dem Vorbild der europäischen Nations League etablieren.
       
       Und auch seine Pläne, die Klub-WM aufzublasen, hat er noch nicht
       aufgegeben. Dabei war im Fifa-Rat bei etlichen Mitgliedern gar nicht gut
       angekommen, dass er bereit war, das irre Angebot eines anonymen
       Bieterkonsortiums anzunehmen, das 20 Milliarden Euro für die Ausrichtung
       der Weltliga sowie einer Klub-WM mit 24 Mannschaften geboten hatte.
       
       Vor der WM war der Weltverband indes in einer ungewohnt schwachen
       Verhandlungsposition. Noch im Mai waren lange nicht alle Sponsorenpakete
       verkauft, die für die WM in Russland im Angebot waren. Die Skandale der
       Blatter-Ära haben ihre Spuren hinterlassen. [2][Nur weil chinesische Firmen
       immer mehr Geld in den Fußball stecken], konnte die Fifa die erwarteten
       Einnahmen halbwegs erwirtschaften.
       
       Der chinesische Mischkonzern Wanda ist dabei immerhin noch eine Firma, die
       auf dem Weltmarkt aktiv ist. Beim WM-Sponsor Mengniu ist das anders. Die
       Firma verkauft Milchprodukte mongolischer Provenienz in China. Wer auf
       den Link klickt, der auf der Fifa-Seite angeboten wird, landet auf einer
       Seite in chinesischer Sprache. Hier wird nicht der Weltmarkt angesprochen,
       sondern alleine Konsumenten in China. Weltmeisterlich ist dieser Sponsor
       gewiss nicht. Nach der Erfolgs-WM von Russland könnte der Verband wieder
       attraktiver für weltweit agierende Konzerne geworden sein.
       
       Gianni Infantino wird das hoffen. Er wird auch hoffen, dass er im Fifa-Rat
       mehr Zustimmung für seine Ideen bekommt als zuletzt. Vielleicht hat es ja
       etwas geholfen, dass die Fifa etliche ihrer Spitzenfunktionäre mit teuren
       Limousinen und Privatjets von Spiel zu Spiel fuhr und flog, damit diese in
       so vielen Stadien wie möglich den ohnehin für solche Menschen umsonst
       sprudelnden Champagner genießen konnten. Kleine Geschenke erhalten die
       Freundschaft. Das war bei der Fifa schon immer so.
       
       16 Jul 2018
       
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