# taz.de -- Alkoholkonsum und Moskau-Connections: Nichts ist so ernüchternd wie Putins deutsche Genossen
       
       > Der SPD-Politiker Ralf Stegner hat Vertraute Waldimir Putins getroffen.
       > Und auch sonst kann man gar nicht so viel saufen, wie man kotzen möchte.
       
 (IMG) Bild: Manchmal hilft nur Nüchternheit
       
       Es ist ein ruhiger Abend in Mitteleuropa. [1][Wer sich mit den Moskauer
       Mördern getroffen hat, um die Kanäle offen zu halten,] in denen das Blut
       der überfallenen Ukrainerinnen und Ukrainer schneller abfließen kann, sitzt
       wieder friedlich zu Hause. Und ich denke an meinen besten Freund, der
       immer, wenn es anliegt, erklärt: Wenn ich nicht kiffen würde, hätte ich
       mich schon längst totgesoffen.
       
       Saufen, schon gar sich totsaufen, ist inzwischen sehr out. Auf allen
       Kanälen wird einem erklärt, dass es nicht nur ohne Alkohol, sondern ohne
       ihn sogar besser gehe. Ein Spirituosengeschäft in meiner Nähe wehrt sich
       noch mit dem Spruch: „A party without alcohol is just a meeting“, aber das
       ist lame, das wird es nicht reißen. Der neue Standard soll sein, dass es
       allen gut geht und dass alle immer voll da sein sollen und dass alle immer
       etwas Sinnvolles zu tun haben.
       
       Angefangen hat die Sache natürlich wie immer bei den Künstlern. Wie sie
       einst das Saufen propagiert haben, propagieren sie nun die Nüchternheit.
       Und sogar ich kann bestätigen, dass es während einer künstlerischen Arbeit,
       zum Beispiel, wenn man einen Roman schreibt, empfehlenswert ist, nichts
       oder jedenfalls sehr wenig Alkohol zu konsumieren: Man schläft und träumt
       dann anders, und ich habe im kreativen Prozess immer sehr viel aus meinen
       Träumen gezogen.
       
       Aber nicht immer ist man mit so einer kreativen Arbeit beschäftigt. Die
       Nüchternheitsideologie will uns weismachen, dass unser stinknormaler
       Ausbeutungsjob – egal ob wir nun gerade mehr ausgebeutet werden oder mehr
       ausbeuten – so wichtig sei wie eine tatsächlich erfüllende Tätigkeit. Aber
       unser Job ist eben nur ein Job; den gut zu machen, wahrscheinlich
       glücklicher macht, als ihn nicht gut zu machen, aber die Menschen sind da
       verschieden.
       
       ## Wer sich helfen lässt, ist wohl nicht verantwortlich
       
       Mir fällt das immer auf – und manchmal macht es mich schon am Morgen fertig
       –, wenn ich in meinem Wohnhaus nur die Treppe runtergehe. Unter uns ist
       eine psychotherapeutische Gemeinschaftspraxis, die sich kein Wartezimmer
       leistet, die Klienten stehen im Treppenhaus. 90 Prozent dieser Leute sehen
       sympathisch aus. Fast alle grüßen, sogar wenn man sie nach ihrer Sitzung
       mit verheulten Augen trifft, lächeln sie einen noch an.
       
       Das ist so untypisch für Berlin, dass man den Schluss ziehen kann:
       Diejenigen, die sich Hilfe für ihre Probleme suchen, sind nicht diejenigen,
       die diese Probleme verursachen. Die Drecksäcke richten völlig unbeschwert
       Unheil an; und ihre Opfer, nette, liebenswerte und zur Selbstreflexion
       fähige Menschen, suchen sich dann Hilfe. Und denken möglicherweise noch,
       sie wären selbst schuld an ihrem Unglück.
       
       Die SPD-Fraktion im Bundestag hat mit Matthias Miersch einen Chef, [2][der
       nichts dabei findet, den Kumpel eines Massenmörders zu ehren], nämlich den
       Putin-Buddy Gerhard Schröder. Bei den bis zu den jüngsten Enthüllungen
       geheimgehaltenen Kreml-Kontakten des SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf
       Stegner [3][steht der Verdacht des Geheimnisverrats im Raum]. Solange
       solche Leute nicht sehr tief fallen, bleibt Politik nicht nur ein notwendig
       hartes, sondern ein ekelhaftes Geschäft, in dem man sich schon die Hände
       schmutzig macht, wenn man nur die falschen schüttelt.
       
       Aber vielleicht sind solche Typen am Ende ja ein gutes Argument für
       Nüchternheit: Wenn man eh nicht so viel saufen kann, wie man kotzen möchte
       – dann kann man es auch gleich lassen.
       
       12 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/diktaturen/geheimtreffen-in-baku-von-deutschen-politikern-und-kreml-vertretern.html
 (DIR) [2] https://www.zeit.de/news/2024-10/29/miersch-sieht-raum-fuer-gerhard-schroeder-in-der-spd
 (DIR) [3] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100713972/russland-treffen-spd-abgeordneter-ralf-stegner-ist-untragbar.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Das bisschen Haushalt
 (DIR) Alkohol
 (DIR) SPD
 (DIR) Russland
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Kolumne Das bisschen Haushalt
 (DIR) Kolumne Das bisschen Haushalt
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Kolumne Das bisschen Haushalt
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Strafzölle
 (DIR) Kolumne Das bisschen Haushalt
 (DIR) Kolumne Das bisschen Haushalt
 (DIR) Schwerpunkt Demos gegen rechts
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Abschluss einer Kolumne: Last of Haushalt, oder: Wo ist hier, wann ist jetzt?
       
       Männer über 50 sollen dazu neigen, auf ihr Leben zurückzublicken. In seiner
       letzten Kolumne bleibt der Autor deshalb lieber im Hier und Jetzt.
       
 (DIR) Aufteilung im Haushalt: Wer braucht saubere Fenster, wenn er süße Kinder hat
       
       Die Fenster sind dreckig, die Familie beschäftigt. Wer kümmert sich um die
       Aufgaben im Haushalt, auf die niemand Lust hat?
       
 (DIR) Krieg in der Ukraine: Gegen Soldaten helfen nur Soldaten
       
       Wer Investitionen in Infrastruktur und Soziales gegen notwendige Aufrüstung
       ausspielt, lebt in der Vergangenheit – und lenkt vom eigenen Versagen ab.
       
 (DIR) Wie man aus Altem Neues lernt: Livius und die Linkspartei
       
       Wer altert, muss auch mit dem Schwinden der eigenen Kapazitäten
       zurechtkommen. Bei der Bewältigung der Gegenwart können manchmal Klassiker
       helfen.
       
 (DIR) Russisch-ukrainische Verhandlungen: Selenskyj macht mit, um Trump im Boot zu halten
       
       Wolodymyr Selenskyj hat in der Türkei gezeigt, dass Verhandlungen an ihm
       nicht scheitern würden. Für eine Lösung reicht das nicht.
       
 (DIR) Russisch-ukrainische Verhandlungen: Die Unmöglichkeit von Istanbul
       
       Putin und Selenskyj an einem Tisch? Was toll klang, war von Anfang an ein
       Trick Moskaus, um Trump zu gefallen und die Ukraine vorzuführen.
       
 (DIR) 90 Tage Atempause: USA und China verkünden Einigung in Zoll-Gesprächen
       
       China und die USA werden ihre gegenseitigen Zölle 90 Tage lang zum Teil
       aussetzen und zeigen sich kompromissbereit. Investoren sind skeptisch.
       
 (DIR) Von „Pace!“ zu „Putin!“: O Lire! O Scheiß! Die Partisanen können einem leidtun
       
       Italien, das „Land der Diebe und Bademeister“, begeistert unseren Autor
       nicht mehr wie früher. In der deutschen Literatur hat die Abneigung
       Tradition.
       
 (DIR) Brandmauer im Bad: Noch nicht mal eine Alternative fürs Kloputzen
       
       Die Weidels, Chrupallas und Baumanns muss man mit allen Mitteln vom
       Einfluss auf den Rechtsstaat fernhalten – und auf die Toilette unseres
       Autors.
       
 (DIR) Ende des Verzichts: Die Ideen des Merz nach dem Dry January im Februar
       
       Das Ende des Abstinenzmonats läutet Friedrich Merz mit einem
       wahlkämpferischen Amoklauf ein. Und gibt damit Wasser auf die blauen
       Mühlen.