# taz.de -- 90 Tage Atempause: USA und China verkünden Einigung in Zoll-Gesprächen
       
       > China und die USA werden ihre gegenseitigen Zölle 90 Tage lang zum Teil
       > aussetzen und zeigen sich kompromissbereit. Investoren sind skeptisch.
       
 (IMG) Bild: China und die USA verhandelten übers Wochenende in Genf. In San Francisco wehen ihre Fahnen immerhin noch nebeneinander
       
       Genf afp/rtr | Im Zollstreit wollen USA und China ihre gegenseitigen Zölle
       während 90 Tagen zum Teil aussetzen. Das ging nach Verhandlungen der beiden
       Länder am Montag aus einer gemeinsamen Erklärung hervor. Demnach soll die
       teilweise Pause bis zum 14. Mai in Kraft treten.
       
       Die Welthandelsorganisation (WTO) und Investoren begrüßten die Äußerungen
       der beiden Politiker, deren Delegationen am Samstag und Sonntag hinter
       verschlossenen Türen verhandelt hatten. An den Finanzmärkten wurden
       tendenziell positive Kursreaktionen erwartet.
       
       Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sprach bei dem gemeinsamen
       Auftritt mit US-Finanzminister Scott Bessent von einer „Vereinbarung, die
       wir mit unseren chinesischen Partnern getroffen haben“. Diese werde dazu
       beitragen, das Defizit der USA im internationalen Warenhandel von zuletzt
       1,2 Billionen Dollar zu verringern.
       
       „Es ist wichtig zu verstehen, wie schnell wir zu einer Einigung kommen
       konnten, was zeigt, dass die Differenzen vielleicht nicht so groß waren wie
       möglicherweise gedacht“, sagte Greer.
       
       ## China zufrieden
       
       Der chinesische Delegationschef He sprach anschließend ebenfalls von
       substanziellen Fortschritten. Beide Seiten hätten einen wichtigen Konsens
       erzielt. Man habe einen Konsultationsmechanismus für Handels- und
       Wirtschaftsfragen vereinbart. Aufgrund beiderseitiger Bemühungen sei das
       Treffen produktiv gewesen und ein wichtiger erster Schritt.
       
       Die Unterhändler beider Seiten hatten darüber beraten, wie der Konflikt um
       drastische Zollerhöhungen zwischen [1][den beiden größten Volkswirtschaften
       der Welt entschärft werden kann.]
       
       Trump hatte nach dem ersten Verhandlungstag bereits eine positive
       Zwischenbilanz gezogen: „Ein sehr gutes Treffen mit China heute in der
       Schweiz. Viele Dinge besprochen, viel vereinbart“, schrieb er auf seinem
       Kurznachrichtendienst Truth Social. „Wir wollen, zum Wohle Chinas und der
       USA, eine Öffnung Chinas für die amerikanische Wirtschaft.“
       
       Weltweit wurden die Gespräche mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da ihr
       Ausgang als entscheidend für die weitere Entwicklung des globalen Handels
       gilt. Die von Trump angekündigten Zölle hatten an den Finanzmärkten
       weltweit schwere Turbulenzen und starke Kurseinbrüche ausgelöst.
       
       ## Trump zeigt sich kompromissbereit
       
       Bereits am Freitag hatte er sich zu Abstrichen an seinem restriktiven Kurs
       bereit gezeigt und erklärt, Zölle von 80 Prozent auf chinesische Waren
       seien „richtig“. Bislang gelten Zölle in Höhe von 145 Prozent.
       
       Vergangene Woche haben die USA mit Großbritannien ein erstes von zig
       geplanten bilateralen Handelsabkommen abgeschlossen. Ein Abkommen mit China
       gilt aber als das wichtigste wegen des enormen Handelsvolumens und der
       [2][Bedeutung für die Weltwirtschaft]. Die Verhandlungsteams trafen sich in
       der Villa des Schweizer UN-Botschafters, die über einen eigenen Park mit
       Blick auf den Genfer See im Vorort Cologny verfügt.
       
       Nach Auffassung der USA ist China bestrebt, die bilateralen
       Handelsbeziehungen neu zu gestalten. „Es sieht so aus, als ob die Chinesen
       sehr, sehr erpicht darauf sind, mitzumachen und die Dinge wieder zu
       normalisieren“, sagte Kevin Hassett, Direktor des Nationalen
       Wirtschaftsrats der USA, dem Sender Fox News. Nach der jüngsten Bekanntgabe
       eines Abkommens mit Großbritannien könnten weitere Handelsabkommen
       bevorstehen, sagte Hassett.
       
       Die Chefin der Welthandelsorganisation, Ngozi Okonjo-Iweala, zeigt sich
       „erfreut über das positive Ergebnis“ der Handelsgespräche zwischen den USA
       und China.
       
       ## Einige Finanzexperten sind skeptisch
       
       „Ich fordere beide Staaten auf, diese Dynamik zu nutzen, indem sie
       weiterhin praktische Lösungen entwickeln, die Spannungen verringern,
       Berechenbarkeit wiederherstellen und das Vertrauen in das multilaterale
       Handelssystem stärken“, erklärt die WTO-Generaldirektorin. Dies sei auch
       für den Rest der Welt wichtig, einschließlich der schwächsten
       Volkswirtschaften.
       
       „Ich halte das für einen Schritt in die richtige Richtung. Es ist nicht
       wahrscheinlich, dass dies eine [3][dramatische Markterholung auslöst], aber
       es wird sicherlich auch keinen Verkaufsdruck erzeugen“, erklärte Eric Kuby,
       Investmentchef der North Star Investment Management Corp.
       
       David Wagner von Aptus Capital Advisors erklärte, zwar sei bereits
       Optimismus in den Markt eingepreist. „Aber die positive Stimmung rund um
       das Thema sollte eine Markterholung weiter vorantreiben.“
       
       Gennadiy Goldberg von TD Securities gab jedoch zu bedenken die Vereinbarung
       könne weniger substanziell sein als erwartet: „Dann könnte sich der Markt
       enttäuscht abwenden.“
       
       Skeptisch äußerte sich Christopher Hodge von Natixis: „Ich denke, die
       Risiken zum extrem Negativen sind zwar vom Tisch. Aber am Ende werden die
       Zölle immer noch dramatisch höher sein und das Wachstum in den USA
       belasten.“
       
       12 May 2025
       
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