# taz.de -- Kriegsende-Gedenken in Torgau: Ukraine-Botschafter fordert „Teilnahmeverbot“ für Russland
       
       > Torgau gedenkt des Handschlags zwischen sowjetischen und amerikanischen
       > Soldaten im April 1945. Reaktionen auf die angekündigte Teilnahme des
       > russischen Botschafters.
       
 (IMG) Bild: Drei Flaggen, die selten gemeinsam gehisst werden, wehen am Ufer der Elbe in die gleiche Richtung
       
       Berlin/Torgau dpa | Kurz vor dem Weltkriegs-Gedenken im sächsischen Torgau
       hat der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev gefordert, die angekündigte
       Teilnahme Russlands noch zu unterbinden. Er verwies darauf, dass in der
       Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mindestens zwölf Menschen bei einem
       russischen Großangriff mit Raketen und Drohnen auf Kiew getötet worden
       seien.
       
       „Offiziellen Vertretern des dafür verantwortlichen verbrecherischen Regimes
       kann an der Elbe nur auf eine Weise begegnet werden – mit Ausladung und
       Teilnahmeverbot“, sagte Makeiev der Deutschen Presse-Agentur. „Sonst
       belohnt man Angriffskriege und verspottet den Friedensschwur als Farce.“
       
       Der russische Botschafter Sergej Netschajew will am Freitag in Torgau an
       den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Aufeinandertreffens
       US-amerikanischer und sowjetischer Soldaten auf der zerstörten Elbebrücke
       am 25. April 1945 teilnehmen. Die Stadt Torgau als Veranstalter hat
       signalisiert, dass sie den Botschafter nicht daran hindern will.
       
       ## Kretschmer nimmt Teilnahme Netschajews „zur Kenntnis“
       
       Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der bei der
       Gedenkfeier sprechen wird, nahm die Teilnahme des Botschafters lediglich
       „zur Kenntnis“ und verwies darauf, dass es sich um eine Veranstaltung der
       Stadt Torgau handele. Die USA verzichteten auf eine Teilnahme.
       
       Am 25. April erinnert Torgau jedes Jahr an den sogenannten „Elbe Day“, an
       dem amerikanische und sowjetische Soldaten auf der zerstörten Elbe-Brücke
       aufeinandertrafen. Das Foto vom Handschlag von Torgau ging als Symbol für
       das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung von der
       nationalsozialistischen Gewaltherrschaft um die Welt.
       
       ## Makeiev: Handschellen statt Handschlag für Russland
       
       Makeiev sagte, Russland habe nun „den Friedensschwur mit einem
       völkermörderischen Angriffskrieg“ brutal gebrochen. „Die Friedenstaube ist
       von einem russischen Marschflugkörper getötet worden. Dafür verdient
       Russland keinen Handschlag, sondern Handschellen.“
       
       ## Netschajew weist Propaganda-Vorwurf zurück
       
       Bereits am Donnerstagabend hatte der russische Botschafter Netschajew den
       Vorwurf einer „propagandistischen Instrumentalisierung“ der
       Gedenkveranstaltungen durch Russland zurückgewiesen. Man habe immer
       deutlich gemacht, „dass die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, den
       entscheidenden Anteil der Roten Armee an der Zerschlagung des Nazismus und
       die kolossalen Opfer des Sowjetvolkes nicht von der jeweils aktuellen
       politischen Agenda abhängen, verdreht oder verschwiegen werden darf“, hieß
       es in einer auf der Internetseite der Botschaft veröffentlichten Erklärung.
       
       Netschajew nannte den „Ausschluss russischer und belarussischer Vertreter
       vom gemeinsamen Erinnern“ eine Instrumentalisierung. „Den Ideengebern für
       derlei Maßnahmen gereicht das nicht zur Ehre.“
       
       ## Auswärtiges Amt hat Ausschluss empfohlen
       
       Den Ausschluss hatte das Auswärtige Amt Kommunen, Ländern und Gedenkstätten
       des Bundes empfohlen. Begründet wurde das mit der Befürchtung, dass
       Russland diese Veranstaltungen „instrumentalisieren und mit seinem
       Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen“
       könnte.
       
       Trotzdem nahm Netschajew bereits vergangene Woche an einer
       Gedenkveranstaltung auf den Seelower Höhen östlich von Berlin teil. Dort
       hatte vor 80 Jahren die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf
       deutschem Boden stattgefunden, bei der 35.000 sowjetische, 16.000 deutsche
       und 2.000 polnische Soldaten getötet wurden.
       
       Der Bundestag folgte allerdings der Empfehlung des Auswärtigen Amts und
       schloss die Botschafter von Russland und Belarus von der zentralen
       Gedenkfeier am 8. Mai im Parlament aus.
       
       ## Linken-Politiker gegen Teilnahme Russlands
       
       Auch der Linken-Politiker Wulf Gallert sprach sich gegen die Teilnahme von
       Vertretern des russischen Staats am deutschen Gedenken zum Kriegsende aus.
       „Wer heute einen Angriffskrieg führt und diesen ohne Rücksicht auf die
       Zivilbevölkerung, sollte im Namen dieses Staats nicht an Gedenkfeiern für
       den Frieden teilnehmen“, sagte er der dpa.
       
       Gleichwohl sollten nicht alle russischen Staatsbürger pauschal ausgeladen
       werden, fügte Gallert hinzu. „Gerade russischen Veteranen und Opfern des
       faschistischen Angriffskrieges muss es möglich sein, an den Gedenkfeiern
       teilzunehmen. Wir dürfen nicht jene ausschließen, die einst gegen Hitler
       kämpften oder zu Opfern seines Krieges wurden.“
       
       25 Apr 2025
       
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