# taz.de -- Manganknollen auf dem Meeresboden: Empörung über US-Antrag auf Tiefseebergbau
       
       > Die Meeresbodenbehörde der Vereinten Nationen reagiert empört auf einen
       > Vorstoß des Unternehmens TMC. Es beantragt in den USA eine Genehmigung.
       
 (IMG) Bild: Solche Manganknollen will das Unternehmen vom Meeresboden holen
       
       Berlin taz | Die Staatengemeinschaft hat alarmiert auf den Versuch des
       Unternehmens TMC reagiert, das Völkerrecht zu umgehen und über ein
       US-Gesetz eine Genehmigung für Tiefseebergbau zu erhalten. Die
       Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) besitze „die ausschließliche
       Zuständigkeit für alle Aktivitäten im internationalen Meeresbodengebiet“,
       [1][sagte ihre Generalsekretärin Leticia Carvalho] am Freitag in Kingston
       auf Jamaika, dem Sitz der Behörde. Sie bekräftigte, „dass alle einseitigen
       Maßnahmen außerhalb dieses Rahmens gegen das Völkerrecht verstoßen und die
       multilaterale Governance untergraben“. Fast alle anwesenden Mitgliedstaaten
       schlossen sich dieser Einschätzung an und äußerten ihre tiefe Besorgnis
       oder ihre Enttäuschung über den Vorstoß von TMC.
       
       Das kanadische Rohstoffunternehmen The Metals Company (TCM) hatte am
       vergangenen Donnerstag auf die jahrelangen Verhandlungen der ISA über ein
       Regelwerk für den Tiefseebergbau mit der Ankündigung reagiert, den Abbau
       von Manganknollen in der Clipperton-Zone im Pazifik nun im Rahmen eines
       US-Gesetzes beginnen zu wollen. In dem etwa 7.000 Kilometer langen Gebiet
       kommen große Felder von Manganknollen vor, die Kupfer, Nickel oder Kobalt
       enthalten. Die US-amerikanische Tochterfirma von TMC kündigte an, ein
       Verfahren bei der US-Ozeanbehörde NOAA zu beantragen, einer Behörde des
       US-Handelsministeriums. Die Firma beruft sich auf ein Gesetz zum
       Tiefseebergbau aus dem Jahr 1980. „Was wir brauchen, ist eine
       Regulierungsbehörde mit einem soliden Regelwerk, die bereit ist, unserem
       Antrag eine faire Anhörung zu gewähren“, begründete Gerard Barron,
       Geschäftsführer von TMC, sein Vorgehen. Das US-Gesetz zum Tiefseebergbau
       biete „die größte Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines angemessenen
       Zeitraums eine Genehmigung für den kommerziellen Rohstoffabbau in der
       Tiefsee zu erhalten“, so Barron.
       
       Die Verhandlungen der ISA ziehen sich nicht nur in die Länge, weil die
       Materie über den Umgang mit dem Tiefseeboden als gemeinsamen Erbe der
       Menschheit komplex ist. Einige der 170 Mitgliedstaaten lehnen den
       Tiefseebergbau generell ab oder wollen ihn zumindest so lange aussetzen,
       bis mehr über seine ökologischen und ökonomischen Folgen für die Ozeane
       klar wird. Beobachtern der Verhandlungen zufolge wurde die Delegation des
       Inselstaats Nauru von dem Vorstoß von TMC überrascht. [2][Bislang hatte das
       Unternehmen geplant, dass die Regierung von Nauru für TMC eine Abbaulizenz
       bei der ISA beantragen würde.] Der Pazifikstaat würde dann auch von den
       Gewinnen profitieren.
       
       Wissenschaftler weisen darauf hin, dass der Tiefseeboden ein artenreicher
       Lebensraum ist. In den Manganknollenfeldern leben Seesternarten, Seegurken
       und Seeigel. Auf den Knollen selbst leben Korallen, Schwämme, Moostierchen
       und Anemonen, aber auch mikroskopische Fadenwürmer, Krebse und Einzeller.
       
       30 Mar 2025
       
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