# taz.de -- Rohstoffe im Nordmeer: WWF verliert Klage gegen Tiefseebergbau in Norwegen
       
       > Die Umweltorganisation unterliegt vor Gericht in Oslo bei dem Versuch,
       > Norwegens Tiefseebergbau zu stoppen. Jetzt erwägt sie, in Berufung zu
       > gehen.
       
 (IMG) Bild: Die Ausbeutung von Bodenschätzen hätte dramatische Auswirkungen auf die extrem empfindlichen Ökosysteme des Meeresbodens
       
       Härnösand taz | Enttäuschung für die Gegner des geplanten
       [1][Tiefseebergbaus] im Nordmeer: Der WWF [2][Norwegen] ist mit seiner
       [3][Klage gegen die Regierung] in erster Instanz gescheitert. Das
       zuständige Gericht in Oslo gab am Donnerstagabend seine Entscheidung
       bekannt: Es sieht keine ausreichende Grundlage für die WWF-Argumentation,
       die gemachten Umweltverträglichkeitsprüfungen würden nicht den gesetzlichen
       Mindeststandards genügen.
       
       „Das Gericht vermischt leider die politischen Überlegungen, wonach die
       Politik freien Spielraum haben soll, mit dem, was wir hervorheben, nämlich
       die Anforderungen an die notwendigen Kenntnisse“, teilte Karoline Andaur,
       Vorständin von WWF Norwegen, der taz mit.
       
       Norwegen trieb das Vorhaben, auf dem Meeresgrund künftig kommerziellen
       Rohstoffabbau zu ermöglichen, im vergangenen Jahr mit großem Tempo voran –
       ungeachtet der Proteste von Umweltorganisationen und aus der Forschung. Es
       sei noch viel zu wenig über die Ökosysteme der betroffenen Gebiete bekannt,
       um schon Lizenzen zur näheren Untersuchung und im nächsten Schritt auch zum
       Abbau zu vergeben, so die Kritiker.
       
       Der Start der Lizenzvergabe war mit Zustimmung des norwegischen Parlaments
       für dieses Jahr geplant. Ein Gebiet von mehr als 100.000 Quadratkilometern
       – unterteilt in 386 Abschnitte auf dem Meeresgrund zwischen Norwegen,
       Grönland und Spitzbergen – hatte das Energieministerium dafür ausgewählt.
       
       ## WWF prüft Berufung
       
       Doch noch während im November die WWF-Klage vor Gericht verhandelt wurde,
       zog die Linkspartei Sosialistisk Venstre die Mehrheitsbeschaffungs-Karte
       und verlangte das Aussetzen der Pläne um ein Jahr – im Gegenzug für die
       Zustimmung zum norwegischen Haushalt.
       
       „Eine Pause, die der Regierung Zeit zum Umdenken gibt“, nannte Andauer dies
       im Gespräch mit der taz. Welche Regierung nächstes Jahr dann zuständig ist,
       muss sich noch zeigen: Im Herbst wird in Norwegen gewählt. In Umfragen
       liegen die rechtspopulistische Fortschrittspartei und die konservative
       Høyre zusammen derzeit bei mehr als 44 Prozent. Beide unterstützen den von
       der sozialdemokratischen Arbeiderparti vorangetriebenen Kurs beim
       Tiefseebergbau.
       
       Das Gericht erklärt in seinem der taz vorliegenden Urteil, der betreffende
       Gesetzestext verlange, dass die Umweltfolgen untersucht werden, aber nicht,
       dass sie abschließend mit vollkommener Sicherheit geklärt werden. Das
       stütze nicht die WWF-Argumentation, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung
       auf tatsächlichen Erkenntnissen über das gesamte Gebiet beruhen müsse,
       bevor die Öffnung des Gebietes überhaupt rechtlich zulässig sei. Die
       Regierung habe innerhalb des gesetzlichen Rahmens gehandelt.
       
       Das Energieministerium unter dem sozialdemokratischen Minister Terje
       Aasland betont immer wieder, dass Umweltbelange auf dem geplanten Weg zum
       Tiefseebergbau kontinuierlich weiter untersucht und berücksichtigt werden
       sollen. Gegner zweifeln an der Wirksamkeit des Vorgehens und fürchten,
       jeder weitere Schritt mache eine Umkehr schwieriger. Der WWF Norwegen will
       nun prüfen, ob er in Berufung geht.
       
       14 Feb 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Diekhoff
       
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