# taz.de -- Israelischer Bruch der Waffenruhe: Im Gazastreifen öffnen sich die Tore zur Hölle
       
       > Der Traum ist aus: Die Waffenruhe trat nur in Kraft, weil Trump ein paar
       > schöne Bilder brauchte. Europa kann nicht einfach so weitermachen.
       
 (IMG) Bild: Von der israelischen Armee getötete Menschen in Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen am 20. März
       
       Die Kriegsrhetorik lässt schaudern. Vor zwei Wochen drohte US-Präsident
       Donald Trump den Menschen in Gaza: Kommen die Geiseln nicht ohne
       Bedingungen frei, dann „seid ihr tot“. Zuvor sagte Israels
       Verteidigungsminister Israel Katz, wenn die Hamas nicht kapituliere, dann
       würden „die Tore Gazas geschlossen und die Tore zur Hölle geöffnet“.
       
       Am Dienstag ließ Israels Premier Benjamin Netanjahu nach zwei Monaten
       Waffenruhe [1][wieder Bomben über dem Gazastreifen] regnen. Nachdem dort in
       einer Nacht über 400 Menschen starben, sagte er, das sei „erst der Anfang“.
       
       Die Menschen im Gazastreifen pauschal für die Taten der Hamas zu bestrafen,
       ist ein Kriegsverbrechen. Doch Israels Regierung nimmt keine Rücksicht.
       Seit Anfang März blockiert sie wieder Hilfslieferungen und hat die
       Stromversorgung des Gazastreifens eingestellt. Jetzt ruft sie die
       Bevölkerung erneut dazu auf, aus den Kampfgebieten zu fliehen. Schutz gibt
       es für die völlig erschöpften Menschen dort nicht.
       
       Die Wahnidee, die Menschen in Gaza könnten unter militärischem Druck gegen
       die Hamas aufbegehren und helfen, die Geiseln mit Gewalt zu befreien, wird
       so nicht funktionieren. Man fragt sich, wie es dort noch schlimmer kommen
       kann. Doch man muss Trump und Netanjahu beim Wort nehmen. Sie meinen, was
       sie sagen.
       
       Netanjahu hat deutlich gemacht, dass er den Krieg so lange fortführen will,
       bis die Hamas zerschlagen ist. Er war nie ernsthaft an einem Geiseldeal
       interessiert und hat alle Initiativen der USA unter Joe Biden stets
       sabotiert.
       
       ## Frieden oder Fotos?
       
       Die seit über einem Jahr verhandelte [2][Waffenruhe] trat nur in Kraft,
       weil sich Trump zu seinem Amtsantritt mit ein paar [3][schönen Bildern von
       befreiten Geiseln] schmücken wollte und deshalb Netanjahu nötigte,
       einzulenken. Dessen rechtsextreme Koalitionspartner haben die Waffenruhe
       nur zähneknirschend akzeptiert. Nun können sie den Krieg wieder aufnehmen
       und ausweiten. Trump hat ihnen einen Freibrief erteilt, und in der
       Bevölkerung haben sie Rückhalt.
       
       Gäbe es im Gazastreifen keine israelischen Geiseln mehr, würden die
       Proteste gegen den Krieg vermutlich noch kleiner ausfallen. Laut Umfragen
       unterstützt dort eine satte Mehrheit von 80 Prozent [4][Trumps irre
       „Riviera“-Idee], den Gazastreifen ethnisch zu säubern. Viele Israelis sind
       überzeugt, dass es im Gazastreifen gar „keine unschuldigen Zivilisten“
       gebe. Man sollte sich also keine Illusionen machen.
       
       Deutschland und Europa können nicht einfach so weitermachen wie zuvor. Wie
       mit Blick auf die Ukraine müssen sie auch mit Blick auf Israel aus dem
       Fahrwasser der USA treten und eine eigenständige Position entwickeln: eine,
       die die Menschenrechte und das Völkerrecht respektiert.
       
       Denn davon hat sich diese israelische Regierung so weit entfernt wie noch
       keine vor ihr. Wo bleibt die Friedensinitiative? Nach der
       Völkermordkonvention sind alle Staaten der Welt verpflichtet, einen Genozid
       zu verhindern. Doch sie schauen tatenlos zu oder liefern, wie Deutschland,
       weiterhin Waffen.
       
       21 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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