# taz.de -- Neunzig Prozent E-Autos bei Neuwagen: Taugt Norwegen als Vorbild?
       
       > Norwegen hat seinen Reichtum fossilen Rohstoffen zu verdanken.
       > Ausgerechnet hier setzen sich nun E-Autos durch. Kann Deutschland daraus
       > lernen?
       
 (IMG) Bild: Gewöhnlicher Anblick in Oslo: E-Autos vor Ladesäulen
       
       Das ist doch mal eine Zahl zum Bestaunen: Neun von zehn verkauften Neuwagen
       in Norwegen waren 2024 reine [1][Elektroautos]. Mit weitem Abstand landete
       auf Platz zwei Dänemark mit gut 50 Prozent E-Auto-Anteil an Neuzulassungen.
       In Deutschland hingegen ging der Anteil um fünf Prozentpunkte zurück – auf
       13,4 Prozent. Es war das Jahr nach dem Wegfall der deutschen E-Auto-Prämie.
       
       Was [2][Norwegen] kann, kann nur Norwegen? Ja, großzügige Förderung ist
       einfacher, mit dem ausgerechnet durch die fossilen Verkaufsschlager Öl und
       Gas erlangten Reichtum im Rücken. Die klimapolitische Doppelmoral ist,
       nebenbei bemerkt, auch in Norwegen ein Diskussionsthema.
       
       Und es stimmt, es gibt anders als in Deutschland keine
       [3][Automobilindustrie], die sich machtvoll querstellen könnte.
       Stattdessen haben sie im Norden billigen Strom und Mautstraßen, deren
       rabattierte Nutzung für E-Autos fix zu einem Kaufanreiz gemacht werden
       konnte.
       
       ## Dennoch ein Vorbild
       
       Norwegen ist anders, ja. Trotzdem kann es als Vorbild dienen. Der
       springende Punkt ist die Entschlossenheit der Politik. Seit den 90er Jahren
       steht das Ziel, den Verkehrssektor zu elektrifizieren. Die Gesellschaft
       konnte sich auf den konsensualen Paradigmenwechsel einstellen.
       
       Die Maßnahmen reichten von finanziellen Vorteilen wie der Befreiung von
       Zulassungs- und Mehrwertsteuer beim Autokauf über Mautvergünstigungen und
       das Gratisparken bis zu Busspur-Nutzungsrechten. Parallel wurde der Ausbau
       der Ladeinfrastruktur im Land der großen Entfernungen konsequent
       vorangetrieben. Der E-Auto-Anteil am gesamten norwegischen Fuhrpark
       erreichte im vergangenen Mai ein Viertel. Deutschland stagniert bei 2
       Prozent.
       
       Es gibt Forderungen auch in Norwegen, den Markt jetzt bald sich selbst zu
       überlassen. Erst mal wurde aber gerade die Mehrwertsteuerbefreiung wieder
       verlängert. Bis Ende 2026 gilt sie bis zur Kaufsumme von rund 43.000 Euro.
       Zwar wäre mit Empörung zu rechnen, wenn das wegfällt. Aber nicht mit einem
       Rückfall in alte Benzinerzeiten – dafür sind Elektroautos dort längst zu
       selbstverständlich.
       
       6 Jan 2025
       
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