# taz.de -- Hetze gegen Schwarzkopfregenwurm: Würmer shamen ist Niedertracht pur
       
       > Der Schwarzkopfregenwurm hat viel Verdauung. Das mag den Bauern nicht
       > passen. Deshalb aber unsere Probleme auf ihn abzuwälzen, zeugt von
       > Verrohung.
       
 (IMG) Bild: Mit ein Hauptgrund für den aufgestachelten Hass gegen ist, dass der Wurm zu viel kackt
       
       Erschreckend: Kürzlich wurde in [1][der Süddeutschen Zeitung ] der invasive
       Schwarzkopfregenwurm doch tatsächlich als „Schadwurm“ bezeichnet. Das geht
       entschieden zu weit. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der
       [2][„Schwachkopf“-Affäre um Robert Habeck] sollten die Medien ihre
       Verantwortung reflektieren, wenn es um eine allgemeine Verrohung des
       Tonfalls geht. Was ist denn, wenn der Wurm das liest? Der wurmt sich doch
       zu Tode.
       
       Kein Wunder, dass ich mich zunächst gleich zweimal verlese. Einmal lese ich
       „Schandwurm“ und einmal „Schuldwurm“. Der schändliche Wurm, der an allem
       schuld ist. Der Sündenwurm. Zumindest in Bayern und den östlichen
       Bundesländern denkt man da automatisch an die Grünen.
       
       Was ist denn bloß los mit euch?, möchte man den Verfassern solcher
       Hetzschriften zurufen, wie frustriert muss man sein, um gedankenlos auf
       einen Schwächeren einzuprügeln? Nicht, weil er ihnen irgendwas getan hätte,
       sondern schlicht, weil man es kann. Weil er klein ist und ein Wurm. Das ist
       die verquere Logik dahinter.
       
       Menschen kommen mit ihrem Leben nicht klar, haben ihre Ängste, ihre
       Finanzen, ihre Sexualität nicht im Griff und sind permanent mit sich und
       der Welt unzufrieden? Gemach, projizieren wir doch einfach all unsere
       Probleme auf den Schwarzkopfregenwurm. Da wird der „Schadwurm“ in der
       öffentlichen Meinung schnell zum gefährlichen Lindwurm aufgeblasen.
       
       ## Die Legende vom Kühe vergiften
       
       Mit ein Hauptgrund für den aufgestachelten Hass ist, dass der Wurm zu viel
       kackt. Und zwar imaginäre Riesenhaufen, die die Kühe vergiften, die Milch
       verderben und auf denen Trecker ausrutschen. Ihn wegen dieses zutiefst
       verständlichen Grundbedürfnisses wurmzushamen ist Niedertracht pur.
       
       Angesichts solcher Gemeinheiten braucht es niemanden zu erstaunen, dass
       sich die Natur nun wiederum massiv gegen uns kehrt. So ist es nur
       folgerichtig, dass jeder Shitstorm (sic!) gegen einen wehrlosen Wurm im Nu
       einen echten [3][Wirbelstorm] irgendwo auf der Welt nach sich zieht.
       
       Tiere sind übrigens viel solidarischer als die Medien. So sah ich jüngst,
       wie eine Krähe eine überfahrene Taube von der Fahrbahn zog. Die Krähe
       wirkte dabei wie eine Sanitäterin. Das rührte mich gerade auch in all
       seiner Vergeblichkeit an. Lasst uns daran ein Beispiel nehmen und dem
       Schwarzkopfregenwurm zeigen, dass wir ihn lieben und dass er nicht allein
       ist.
       
       25 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.sueddeutsche.de/leben/schwarzkopfregenwurm-invasive-art-plage-matthias-greisberger-regenwurm-oesterreich-lux.6q3QVrRD9dyytaeePGGp3b?reduced=true
 (DIR) [2] /Rentner-beleidigt-Habeck/!6046988
 (DIR) [3] /Hurrikan-Milton-in-den-USA/!6041974
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uli Hannemann
       
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